Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Vater verschwindet mit Sohn nach Bulgarien
Justiz Ein 38-Jähriger will um seine Familie kämpfen. Doch eines Tages nimmt er das Kind mit und wird anschließend zum Stalker
Was erwarten Sie von Präsident Trump?
Heute wird es offiziell – Donald Trump zieht als 45. US Präsident ins Weiße Haus ein. Der Unternehmer hatte die Präsidentschaftswahl am 8. November überraschend gegen Clinton gewon nen. Wie fühlen sich die Augsburger dabei? Haben sie Angst, Sorgen oder setzen sie Hoffnungen in das neue Staatsoberhaupt der USA? Eine Um frage.
Fotos/text: Helena Schachtschabel
Zu behaupten, dass ich Angst habe, wäre übertrieben. Ganz so schlimm ist es nicht, aber ich denke schon, dass durch Trumps Präsidentschaft einige Dinge auf uns zu kommen werden, die uns hier in Deutschland nicht gefallen werden. Trump ist einfach sehr polemisch. Ich denke, er tut Amerika nicht gut und somit auch nicht dem Rest der Welt. Also ich finde ehrlich gesagt, dass die Leute übertreiben. Ich sehe Trumps Präsidentschaft eher gelassen entgegen, denn ich glaube nicht, dass er so schlimm ist, wie er sich im Wahlkampf gezeigt hat. Wir sollten erst einmal abwarten. Der große Weltuntergang, den die Menschen aktuell befürchten, wird in meinen Augen nicht kommen. Trump macht nichts anderes als die bisherigen Präsidenten, er verpackt es nur anders. Obama haben wir den Drohnenkrieg zu verdanken und trotzdem bekommt er den Friedensnobelpreis und alle trauern ihm nach. Klar, Trump redet ganz schön laut daher, aber ansonsten tanzt er nach der gleichen Pfeife wie die anderen Präsidenten auch. Oberhauser Museumsstüble, straße 91, 14 16 Uhr,. Zollern Ich habe Bedenken und gleichzeitig die große Hoffnung, dass es nicht so schlimm kommt, wie es kommen könnte. Ich finde Trump unberechenbar und doch habe ich in meinem Alter eine gewisse Gelassenheit in mir – er regiert ja glücklicherweise nicht allein. Aber klar, ein mulmiges Gefühl habe ich und das ist sogar noch milde ausgedrückt. Erst neulich habe ich im Fernsehen einen Bericht über Trump gesehen, bei dem viele Sachen herauskamen, die man so noch nicht über ihn wusste. Ich habe schon große Bedenken. Er regiert zwar nicht allein und man muss auch erst einmal abwarten, aber ich bin trotzdem sicher, dass er viele Dinge durchsetzen wird, die für uns nicht positiv sind. Schaezlerpalais, Maximilianstraße mit Garten und Café, 10 17 Uhr. 46, Wie weit darf ein Vater gehen, der mit der Trennung von Frau und Kind nicht einverstanden ist? Vor dieser Frage stand jetzt das Amtsgericht Augsburg, das den 38-jährigen Angeklagten wegen „Entziehung Minderjähriger“und anderer Delikte zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilte, ausgesetzt zur Bewährung. Der Mann hatte den gemeinsamen zehnjährigen Sohn heimlich und gegen den Willen der Mutter in die Heimat nach Bulgarien mitgenommen. Außerdem stellte er seiner Expartnerin nach – er soll sie mehr als 270 mal angerufen haben, obwohl er es nicht durfte.
Elf Jahre lebten der Angeklagte und seine ebenfalls aus Bulgarien stammende Partnerin zusammen. Sie haben einen gemeinsamen Sohn. Dann kommt es 2015 zur Trennung. Das Familiengericht spricht der Mutter das Sorgerecht für den Sohn zu. Der Vater, der seine Partnerin nach eigenen Worten nach wie vor liebt, will um die Beziehung und den Sohn kämpfen.
Das gipfelt darin, dass er im Dezember 2015 der Mutter einen Spaziergang mit dem Kind vortäuscht, dann aber mit dem Bub nach Bulgarien verschwindet. Die Mutter erstattet Anzeige, bekommt erst Tage später Bescheid über den Verbleib des Kindes und kann den Sohn erst im Februar 2016 nach Augsburg zurückholen. Aber der Vater lässt nicht locker: Innerhalb einiger Tage
Obergriesbach Schweiz Augsburg Foto: Seth Wenig, dpa
versucht er laut Staatsanwaltschaft über 270 Mal, die Mutter per Telefon anzurufen – trotz eines Kontaktverbots laut Gewaltschutzgesetz. Darüber hinaus, so räumt er in seinem Geständnis ein, steigt er über Dachluken und geöffnete Fenster sowohl in die Wohnung der Schwiegereltern und in die seiner Partnerin ein, wo er sich in ihr Bett legt. Im Herbst 2016 wird der Mann in Untersuchungshaft genommen.
Er habe eine massive Drohkulisse aufgebaut, wirft ihm Staatsanwältin Julia Ehlert vor, die ihn für die Kindsentziehung, Hausfriedensbruch, Bedrohung, Körperverletzung und die Verstöße gegen das Gewaltschutzgesetz für zwei Jahre im Gefängnis sehen möchte. Rechtsanwalt Klaus Rödl wirbt für seinen Mandanten um Verständnis als „ein Mann, der, wenn auch mit falschen Mitteln, um seine Familie kämpft“. Er sei kein Verbrecher, der länger als die vergangenen vier Monate Untersuchungshaft eingesperrt bleiben müsse. Richterin Kathrin Steinhauser verurteilt den 38-Jährigen wegen der angeklagten Delikte zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten, setzt diese aber zur Bewährung aus. Auch sie hält dem Mann das massive Unterdruck-setzen seiner Frau und der Angehörigen vor, sieht aber eine günstige Sozialprognose. Bevor der Angeklagte als freier Mann seiner Wege gehen darf, versichert er, er werde versuchen, die Trennung zu akzeptieren und er wolle nun in Bulgarien leben und arbeiten.
Augsburg Neusäß