Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vater verschwind­et mit Sohn nach Bulgarien

Justiz Ein 38-Jähriger will um seine Familie kämpfen. Doch eines Tages nimmt er das Kind mit und wird anschließe­nd zum Stalker

- VON MICHAEL SIEGEL

Was erwarten Sie von Präsident Trump?

Heute wird es offiziell – Donald Trump zieht als 45. US Präsident ins Weiße Haus ein. Der Unternehme­r hatte die Präsidents­chaftswahl am 8. November überrasche­nd gegen Clinton gewon nen. Wie fühlen sich die Augsburger dabei? Haben sie Angst, Sorgen oder setzen sie Hoffnungen in das neue Staatsober­haupt der USA? Eine Um frage.

Fotos/text: Helena Schachtsch­abel

Zu behaupten, dass ich Angst habe, wäre übertriebe­n. Ganz so schlimm ist es nicht, aber ich denke schon, dass durch Trumps Präsidents­chaft einige Dinge auf uns zu kommen werden, die uns hier in Deutschlan­d nicht gefallen werden. Trump ist einfach sehr polemisch. Ich denke, er tut Amerika nicht gut und somit auch nicht dem Rest der Welt. Also ich finde ehrlich gesagt, dass die Leute übertreibe­n. Ich sehe Trumps Präsidents­chaft eher gelassen entgegen, denn ich glaube nicht, dass er so schlimm ist, wie er sich im Wahlkampf gezeigt hat. Wir sollten erst einmal abwarten. Der große Weltunterg­ang, den die Menschen aktuell befürchten, wird in meinen Augen nicht kommen. Trump macht nichts anderes als die bisherigen Präsidente­n, er verpackt es nur anders. Obama haben wir den Drohnenkri­eg zu verdanken und trotzdem bekommt er den Friedensno­belpreis und alle trauern ihm nach. Klar, Trump redet ganz schön laut daher, aber ansonsten tanzt er nach der gleichen Pfeife wie die anderen Präsidente­n auch. Oberhauser Museumsstü­ble, straße 91, 14 16 Uhr,. Zollern Ich habe Bedenken und gleichzeit­ig die große Hoffnung, dass es nicht so schlimm kommt, wie es kommen könnte. Ich finde Trump unberechen­bar und doch habe ich in meinem Alter eine gewisse Gelassenhe­it in mir – er regiert ja glückliche­rweise nicht allein. Aber klar, ein mulmiges Gefühl habe ich und das ist sogar noch milde ausgedrück­t. Erst neulich habe ich im Fernsehen einen Bericht über Trump gesehen, bei dem viele Sachen herauskame­n, die man so noch nicht über ihn wusste. Ich habe schon große Bedenken. Er regiert zwar nicht allein und man muss auch erst einmal abwarten, aber ich bin trotzdem sicher, dass er viele Dinge durchsetze­n wird, die für uns nicht positiv sind. Schaezlerp­alais, Maximilian­straße mit Garten und Café, 10 17 Uhr. 46, Wie weit darf ein Vater gehen, der mit der Trennung von Frau und Kind nicht einverstan­den ist? Vor dieser Frage stand jetzt das Amtsgerich­t Augsburg, das den 38-jährigen Angeklagte­n wegen „Entziehung Minderjähr­iger“und anderer Delikte zu einer Freiheitss­trafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt­e, ausgesetzt zur Bewährung. Der Mann hatte den gemeinsame­n zehnjährig­en Sohn heimlich und gegen den Willen der Mutter in die Heimat nach Bulgarien mitgenomme­n. Außerdem stellte er seiner Expartneri­n nach – er soll sie mehr als 270 mal angerufen haben, obwohl er es nicht durfte.

Elf Jahre lebten der Angeklagte und seine ebenfalls aus Bulgarien stammende Partnerin zusammen. Sie haben einen gemeinsame­n Sohn. Dann kommt es 2015 zur Trennung. Das Familienge­richt spricht der Mutter das Sorgerecht für den Sohn zu. Der Vater, der seine Partnerin nach eigenen Worten nach wie vor liebt, will um die Beziehung und den Sohn kämpfen.

Das gipfelt darin, dass er im Dezember 2015 der Mutter einen Spaziergan­g mit dem Kind vortäuscht, dann aber mit dem Bub nach Bulgarien verschwind­et. Die Mutter erstattet Anzeige, bekommt erst Tage später Bescheid über den Verbleib des Kindes und kann den Sohn erst im Februar 2016 nach Augsburg zurückhole­n. Aber der Vater lässt nicht locker: Innerhalb einiger Tage

Obergriesb­ach Schweiz Augsburg Foto: Seth Wenig, dpa

versucht er laut Staatsanwa­ltschaft über 270 Mal, die Mutter per Telefon anzurufen – trotz eines Kontaktver­bots laut Gewaltschu­tzgesetz. Darüber hinaus, so räumt er in seinem Geständnis ein, steigt er über Dachluken und geöffnete Fenster sowohl in die Wohnung der Schwiegere­ltern und in die seiner Partnerin ein, wo er sich in ihr Bett legt. Im Herbst 2016 wird der Mann in Untersuchu­ngshaft genommen.

Er habe eine massive Drohkuliss­e aufgebaut, wirft ihm Staatsanwä­ltin Julia Ehlert vor, die ihn für die Kindsentzi­ehung, Hausfriede­nsbruch, Bedrohung, Körperverl­etzung und die Verstöße gegen das Gewaltschu­tzgesetz für zwei Jahre im Gefängnis sehen möchte. Rechtsanwa­lt Klaus Rödl wirbt für seinen Mandanten um Verständni­s als „ein Mann, der, wenn auch mit falschen Mitteln, um seine Familie kämpft“. Er sei kein Verbrecher, der länger als die vergangene­n vier Monate Untersuchu­ngshaft eingesperr­t bleiben müsse. Richterin Kathrin Steinhause­r verurteilt den 38-Jährigen wegen der angeklagte­n Delikte zu einer Freiheitss­trafe von einem Jahr und neun Monaten, setzt diese aber zur Bewährung aus. Auch sie hält dem Mann das massive Unterdruck-setzen seiner Frau und der Angehörige­n vor, sieht aber eine günstige Sozialprog­nose. Bevor der Angeklagte als freier Mann seiner Wege gehen darf, versichert er, er werde versuchen, die Trennung zu akzeptiere­n und er wolle nun in Bulgarien leben und arbeiten.

Augsburg Neusäß

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Donald Trump wird am heutigen Freitag offiziell Präsident der USA.
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Jean Marc Alberstött­er,
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