Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nach dem Spiel schläft Baum nur ein paar Stunden
FCA Noch in der Nacht analysiert der Cheftrainer die Partie. Gegen Wolfsburg sollen sich die Fehler nicht wiederholen
Auch am späten Samstagabend, wenn die Kinder und manchmal schon seine Frau ins Bett gegangen sind, ist für Manuel Baum der Spieltag noch nicht abgeschlossen. Dann sieht sich der Trainer des FC Augsburg noch einmal die Videoaufzeichnung des Spiels an. „Das Problem als Trainer ist, dass man direkt nach dem Spiel eine sehr emotional eingefärbte Wahrnehmung hat. Nach dem Spiel muss man aber versuchen, das zu objektivieren.“Baum gelingt das am besten im heimischen Wohnzimmer in München.
Und da hat er in aller Ruhe nach der 0:2-Niederlage gegen die TSG 1899 Hoffenheim drei Ursachen für die Niederlage analysiert.
Der Rückstand nach der Pause sei das größte Problem gewesen. „So etwas ist vom Kopf her schwierig zu verarbeiten.“Er und sein Team hatten sich nach der guten ersten Hälfte viel vorgenommen. „Wir waren überzeugt, dass wir die Punkte zu Hause lassen, und dann wird mit dem Beginn der zweiten Hälfte alles über den Haufen geworfen.“
Und auch nach dem häuslichen Spielstudium war er sich sicher, dass dem 0:2 eine Abseitsstellung von Sandro Wagner vorausgegangen war. Der habe ins Spiel eingegriffen und Paul Verhaegh behindert. „Wenn mir einer vors Gesicht rennt, zuckt man schon zusammen und läuft erst mal nicht weiter.“Aber groß lamentieren wollte er nicht mehr: „Das ist durch.“
Wichtiger war es für ihn, die eigene Harmlosigkeit in der Offensive zu thematisieren: „Wir sind durchaus in guten Situationen gewesen.“Seinem Team habe aber im letzten Moment die Zielstrebigkeit gefehlt: „Wir haben uns in Pässen verheddert, da hätte man sagen können, lass uns doch den Ball reinschlagen, wenn wir eine 5:3-Überzahl im Strafraum haben.“Sein Fazit: „Wenn wir vertikal nach vorne spielen, müssen wir mit aller Macht und Wucht zielstrebig durchspielen. Das haben wir nicht optimal gemacht.“Es waren aus seiner Sicht nur kleine, meist individuelle Fehler, die dazu führten, dass seine Spieler Tsg-torhüter Oliver Baumann nur einmal richtig prüften.
Deshalb ist Baum auch überzeugt, dass keine Neuzugänge in der Winterpause mehr nötig sind. „Damit beschäftige ich mich nicht. Ich schaue auf unser Spielermaterial und versuche, das bestmöglich zu entwickeln.“Darum wird die offensive Zielstrebigkeit ein Schwerpunkt in den wöchentlichen Übungsformen sein. Am Samstag (15.30 Uhr) wartet mit dem Gastspiel beim VFL Wolfsburg der nächste schwere Gegner.
Für Baum wird es auch ein Wiedersehen mit Valérien Ismaël, 41, geben, dem Trainer des VFL Wolfsburg. Sie sind die einzigen beiden Absolventen des 60. Fußballlehrerlehrgangs des DFB, die derzeit in der Bundesliga aktiv sind. Zehn Monate, von Mitte 2013 bis Ende März 2014, saß Baum in den Schulungsräumen in Hennef direkt hinter dem Franzosen. „Ich musste immer links oder rechts an ihm vorbeischauen, weil er so groß ist“, erklärte der 1,60 Meter große Fca-trainer mit einem Augenzwinkern. Der ehemalige Innenverteidiger Ismaël misst 1,91 Meter. Es war das einzige Problem, das beide miteinander hatten. „Wir haben uns gut verstanden“, sagt der ausgebildete Realschullehrer Baum. Er hätte Ismaël auch gerne als Schüler gehabt: „Wenn ich Lehrer gewesen wäre, hätte ich ihn als angenehmen, strebsamen Schüler eingestuft.“Großen Nutzen aus der gemeinsamen Lehrzeit wird aber keiner ziehen können: „Fußballspezifisch haben wir uns jetzt nicht groß ausgetauscht.“
Der Werdegang der beiden ist ähnlich. Während Baum beim FC Augsburg hauptverantwortlich für die Jugendmannschaften war, trainierte Ismaël in Wolfsburg die U 23. Beide arbeiteten also im eigenen Nachwuchs, ehe beide zum Cheftrainer befördert wurden. Ein Trend, der in der Bundesliga Schule macht. Ismaël übernahm das Traineramt von Dieter Hecking, Baum folgte auf Dirk Schuster. Ismaël hat Baum dazu persönlich gratuliert: „Er hat mir zum Amtsantritt eine Glückwunsch-sms geschickt.“