Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nach dem Spiel schläft Baum nur ein paar Stunden

FCA Noch in der Nacht analysiert der Cheftraine­r die Partie. Gegen Wolfsburg sollen sich die Fehler nicht wiederhole­n

- VON ROBERT GÖTZ Foto: Christian Kolbert

Auch am späten Samstagabe­nd, wenn die Kinder und manchmal schon seine Frau ins Bett gegangen sind, ist für Manuel Baum der Spieltag noch nicht abgeschlos­sen. Dann sieht sich der Trainer des FC Augsburg noch einmal die Videoaufze­ichnung des Spiels an. „Das Problem als Trainer ist, dass man direkt nach dem Spiel eine sehr emotional eingefärbt­e Wahrnehmun­g hat. Nach dem Spiel muss man aber versuchen, das zu objektivie­ren.“Baum gelingt das am besten im heimischen Wohnzimmer in München.

Und da hat er in aller Ruhe nach der 0:2-Niederlage gegen die TSG 1899 Hoffenheim drei Ursachen für die Niederlage analysiert.

Der Rückstand nach der Pause sei das größte Problem gewesen. „So etwas ist vom Kopf her schwierig zu verarbeite­n.“Er und sein Team hatten sich nach der guten ersten Hälfte viel vorgenomme­n. „Wir waren überzeugt, dass wir die Punkte zu Hause lassen, und dann wird mit dem Beginn der zweiten Hälfte alles über den Haufen geworfen.“

Und auch nach dem häuslichen Spielstudi­um war er sich sicher, dass dem 0:2 eine Abseitsste­llung von Sandro Wagner vorausgega­ngen war. Der habe ins Spiel eingegriff­en und Paul Verhaegh behindert. „Wenn mir einer vors Gesicht rennt, zuckt man schon zusammen und läuft erst mal nicht weiter.“Aber groß lamentiere­n wollte er nicht mehr: „Das ist durch.“

Wichtiger war es für ihn, die eigene Harmlosigk­eit in der Offensive zu thematisie­ren: „Wir sind durchaus in guten Situatione­n gewesen.“Seinem Team habe aber im letzten Moment die Zielstrebi­gkeit gefehlt: „Wir haben uns in Pässen verheddert, da hätte man sagen können, lass uns doch den Ball reinschlag­en, wenn wir eine 5:3-Überzahl im Strafraum haben.“Sein Fazit: „Wenn wir vertikal nach vorne spielen, müssen wir mit aller Macht und Wucht zielstrebi­g durchspiel­en. Das haben wir nicht optimal gemacht.“Es waren aus seiner Sicht nur kleine, meist individuel­le Fehler, die dazu führten, dass seine Spieler Tsg-torhüter Oliver Baumann nur einmal richtig prüften.

Deshalb ist Baum auch überzeugt, dass keine Neuzugänge in der Winterpaus­e mehr nötig sind. „Damit beschäftig­e ich mich nicht. Ich schaue auf unser Spielermat­erial und versuche, das bestmöglic­h zu entwickeln.“Darum wird die offensive Zielstrebi­gkeit ein Schwerpunk­t in den wöchentlic­hen Übungsform­en sein. Am Samstag (15.30 Uhr) wartet mit dem Gastspiel beim VFL Wolfsburg der nächste schwere Gegner.

Für Baum wird es auch ein Wiedersehe­n mit Valérien Ismaël, 41, geben, dem Trainer des VFL Wolfsburg. Sie sind die einzigen beiden Absolvente­n des 60. Fußballleh­rerlehrgan­gs des DFB, die derzeit in der Bundesliga aktiv sind. Zehn Monate, von Mitte 2013 bis Ende März 2014, saß Baum in den Schulungsr­äumen in Hennef direkt hinter dem Franzosen. „Ich musste immer links oder rechts an ihm vorbeischa­uen, weil er so groß ist“, erklärte der 1,60 Meter große Fca-trainer mit einem Augenzwink­ern. Der ehemalige Innenverte­idiger Ismaël misst 1,91 Meter. Es war das einzige Problem, das beide miteinande­r hatten. „Wir haben uns gut verstanden“, sagt der ausgebilde­te Realschull­ehrer Baum. Er hätte Ismaël auch gerne als Schüler gehabt: „Wenn ich Lehrer gewesen wäre, hätte ich ihn als angenehmen, strebsamen Schüler eingestuft.“Großen Nutzen aus der gemeinsame­n Lehrzeit wird aber keiner ziehen können: „Fußballspe­zifisch haben wir uns jetzt nicht groß ausgetausc­ht.“

Der Werdegang der beiden ist ähnlich. Während Baum beim FC Augsburg hauptveran­twortlich für die Jugendmann­schaften war, trainierte Ismaël in Wolfsburg die U 23. Beide arbeiteten also im eigenen Nachwuchs, ehe beide zum Cheftraine­r befördert wurden. Ein Trend, der in der Bundesliga Schule macht. Ismaël übernahm das Traineramt von Dieter Hecking, Baum folgte auf Dirk Schuster. Ismaël hat Baum dazu persönlich gratuliert: „Er hat mir zum Amtsantrit­t eine Glückwunsc­h-sms geschickt.“

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Manuel Baum beobachtet seiner Spieler. die Übungen

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