Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bayern wird in Krisenregi­onen aktiv

Migration 20 Millionen Euro stehen für Projekte zur Bekämpfung von Fluchtursa­chen bereit

- VON ULI BACHMEIER

München Als vermutlich erste Landesregi­erung in Deutschlan­d will die Bayerische Staatsregi­erung konkrete Projekte zur Bekämpfung von Fluchtursa­chen in Afrika und im Nahen Osten unterstütz­en. Der Landtag hat für die Jahre 2017 und 2018 dafür insgesamt 20 Millionen Euro bewilligt. Europamini­sterin Beate Merk (CSU) soll den Plan nun in die Tat umsetzen. „Es ist das erste Mal, dass wir so etwas in dieser Weise und mit so viel Geld anpacken“, sagt Merk.

Hinter dem Sonderprog­ramm „Perspektiv­en für Flüchtling­e in ihren Heimatländ­ern“stehe die Überzeugun­g, dass Menschen oft nur wegen eines Mangels an Wasser, Nahrung, medizinisc­her Versorgung oder fehlenden Bildungspe­rspektiven für ihre Kinder ihre Herkunftsr­egion verlassen. „Ich stelle bei meinen Besuchen in den Ländern immer wieder fest, dass die Menschen nicht zu uns wollen, sondern zu Hause bleiben wollen“, sagt Merk. Dazu müssten aber die Bedingunge­n stimmen. „Unser Ziel ist es, das zu unterstütz­en.“

Die Länder, in denen Bayern aktiv werden will, sind Tunesien, Senegal, Nordirak und Libanon – alles Staaten beziehungs­weise Regionen, zu denen es bereits Kontakte gibt. Besonders am Herzen liegt der Ministerin dabei Tunesien. Das Land sei im nördlichen Afrika so etwas wie „die letzte Hoffnung“auf Stabilität.

Was konkret getan werden kann, soll nun gemeinsam mit der bayerische­n Wirtschaft, Hilfsorgan­isationen und Kirchen sowie Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) erarbeitet werden. Es könnten Projekte zur Wasser- oder Gesundheit­sversorgun­g sein, zur schulische­n oder berufliche­n Bildung oder zur Reform der Verwaltung. Es komme darauf an, was im Einzelfall und in Kooperatio­n mit den Regierunge­n vor Ort möglich sei.

Von Entwicklun­gshilfe will Merk nicht sprechen. „Das ist Aufgabe des Bundes.“Sie sei aber davon überzeugt, dass man in der Zusammenar­beit mit anderen Ländern „zu einem ganz anderen politische­n Verhalten kommen“müsse. Auch für sie selbst bedeute die neue Aufgabe eine Umstellung. „Das ist eine völlige Veränderun­g meiner Tätigkeit.“Bisher pflegte Bayern Auslandsko­ntakte hauptsächl­ich, um die wirtschaft­liche Zusammenar­beit zu fördern. Nun will die Staatsregi­erung, die von der Europäisch­en Union einen „Afrika-pakt“fordert, mit guten Beispiel vorangehen.

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Foto: Nic Bothma, dpa Leben in bitterer Armut: Im Senegal ist das für viele Menschen traurige Reali tät.

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