Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Elphie, jetzt auf CD
Das NDR Orchester mit Brahms-sinfonien
Die Eigenwerbung auf dem Cover tremoliert fortissimo: „Die allererste Aufnahme aus dem fantastischen neuen Saal“! Verständlich, dass von der Begeisterung um die Eröffnung auch die erste dort realisierte Aufnahme des NDR Elbphilharmonie Orchesters etwas abhaben will. Eine Tonkonserve ist freilich etwas anderes als ein Höreindruck vor Ort, und so ist über dieses „First Recording“festzuhalten: Klingt gut, die CD, aber auch nicht spektakulär anders als Aufnahmen aus vergleichbar hochwertigen Sälen. Allenfalls tendiert das Klangbild dazu, sich weniger in die Breite, stärker vertikal zu entfalten.
Womit jedoch eine CD steht und fällt, ist nicht ihr Aufnahmeort, es sind die Interpreten und ihr Zugriff auf die Musik. Dass Ndr-chefdirigent Thomas Hengelbrock und sein Orchester sich die Sinfonien drei und vier von Brahms ausgesucht haben, ist nicht nur eine Verbeugung vor Hamburgs großem Sohn, sondern auch ein Fortführen der eigenen großen Brahms-tradition. Hengelbrock ist merklich daran gelegen, die Sinfonien von der ihnen oft auferlegten Bürde des spröden Grüblerischen, allzu Kantigen zu befreien. Ein nordisch-frischer Wind weht hier, die Diktion ist flüssig, die Klangstruktur licht, und doch bleibt die spezifisch Brahms’sche konzentrierte Gedankentiefe erhalten, genauso wie das Feuer an sinfonischen Kulminationspunkten. Ein inspirierter Platten-auftakt aus der Elbphilharmonie, der neugierig macht auf mehr. **** *
(Sony)