Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Fiaker verboten!
Verkehr Warum in Wien die beliebten Pferdekutschen zum Problem werden
Wien Wien hat jetzt ein Verkehrsschild, das die Durchfahrt von Pferdekutschen verbietet. Noch dazu eines, das den bei Touristen beliebten Fiakern nicht sonderlich ähnelt. Das ist allerdings nicht der Grund, warum es in Österreich für Schlagzeilen sorgt.
Doch der Reihe nach: Fesch ist sie geworden, die neue Wiener Herrengasse. Ein barockes Palais reiht sich dort an das andere. Das berühmte Café Central, vor dem die Touristen oft Schlange stehen, bildet eine Art Mittelpunkt. Daneben: Geschäfte mit schönen Dingen.
Bis vor zwei Monaten war die 430 Meter lange Herrengasse eine schmale Durchgangsstraße. Inzwischen ist aus ihr eine Flaniermeile geworden. Weil sich Anwohner das so wünschten und sich auch bereit erklärten, die 4,5 Millionen Euro für die notwendigen Bauarbeiten zu bezahlen.
Der Höhenunterschied zwischen Bürgersteig und Straße wurde also eingeebnet, ein Bereich gepflastert. Für jenen Teil, auf dem Busse und Fiaker fahren dürfen, wählte man Beton. Denn das Pflaster, so die Experten, hält die Hufe der Pferde einfach nicht aus.
Und darum geht es auch: Denn manche Kutscher scherten sich ebenso wenig um den Erhalt des Pflasters wie sie sich schon vorher um das Verbot geschert hatten, durch den hinteren Teil der Herrengasse zu fahren. Sie zeigten Touristen trotzdem das Palais Ferstl von der Kutschbank aus.
Das Schild soll sie nun daran erinnern, das bleiben zu lassen. Die Pferdehufe hinterlassen schließlich Kratzer auf dem Pflaster. Schuld daran sind kleine Spikes in den Hufeisen, die dafür sorgen, dass die Pferde nicht ausrutschen. Andere Innenstadtstraßen Wiens weisen deshalb bereits tiefe Mulden auf. Die Reparatur geht ins Geld. 300 000 Euro werden jährlich bereitgestellt, nötig wären 700000 Euro. Sogar der Stephansplatz soll betoniert werden. Mit einem Verbotsschild scheint es in diesem Fall nicht getan zu sein.