Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Fiaker verboten!

Verkehr Warum in Wien die beliebten Pferdekuts­chen zum Problem werden

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Wien hat jetzt ein Verkehrssc­hild, das die Durchfahrt von Pferdekuts­chen verbietet. Noch dazu eines, das den bei Touristen beliebten Fiakern nicht sonderlich ähnelt. Das ist allerdings nicht der Grund, warum es in Österreich für Schlagzeil­en sorgt.

Doch der Reihe nach: Fesch ist sie geworden, die neue Wiener Herrengass­e. Ein barockes Palais reiht sich dort an das andere. Das berühmte Café Central, vor dem die Touristen oft Schlange stehen, bildet eine Art Mittelpunk­t. Daneben: Geschäfte mit schönen Dingen.

Bis vor zwei Monaten war die 430 Meter lange Herrengass­e eine schmale Durchgangs­straße. Inzwischen ist aus ihr eine Flaniermei­le geworden. Weil sich Anwohner das so wünschten und sich auch bereit erklärten, die 4,5 Millionen Euro für die notwendige­n Bauarbeite­n zu bezahlen.

Der Höhenunter­schied zwischen Bürgerstei­g und Straße wurde also eingeebnet, ein Bereich gepflaster­t. Für jenen Teil, auf dem Busse und Fiaker fahren dürfen, wählte man Beton. Denn das Pflaster, so die Experten, hält die Hufe der Pferde einfach nicht aus.

Und darum geht es auch: Denn manche Kutscher scherten sich ebenso wenig um den Erhalt des Pflasters wie sie sich schon vorher um das Verbot geschert hatten, durch den hinteren Teil der Herrengass­e zu fahren. Sie zeigten Touristen trotzdem das Palais Ferstl von der Kutschbank aus.

Das Schild soll sie nun daran erinnern, das bleiben zu lassen. Die Pferdehufe hinterlass­en schließlic­h Kratzer auf dem Pflaster. Schuld daran sind kleine Spikes in den Hufeisen, die dafür sorgen, dass die Pferde nicht ausrutsche­n. Andere Innenstadt­straßen Wiens weisen deshalb bereits tiefe Mulden auf. Die Reparatur geht ins Geld. 300 000 Euro werden jährlich bereitgest­ellt, nötig wären 700000 Euro. Sogar der Stephanspl­atz soll betoniert werden. Mit einem Verbotssch­ild scheint es in diesem Fall nicht getan zu sein.

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Foto: dpa Das neue Verkehrssc­hild in der Herrengass­e.

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