Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Alte Dame will verreisen
Wie in der vergangenen Saison schnuppert die Hertha internationale Luft
Die Erinnerungen an die letzten Teilnahmen an einem internationalen Wettbewerb sind in Berlin gespalten: Die Spielzeit 2008/09 hatte die Hertha als Vierter abgeschlossen. Aus heutiger Sicht war es eine seltsame Saison: Meister war Wolfsburg geworden, Bayern nur Zweiter, die Champions-league-qualifikation hatte sich der VFB Stuttgart gesichert und neben den Hauptstädtern zog der HSV in die Europa-league ein. Die Berliner, für die der heutige Augsburger Christoph Janker verteidigte, schlugen sich im internationalen Einsatz wacker: Als Zweiter überstand die Mannschaft die Vorrunde und zog in die Zwischenrunde ein. Dort erreichte man im Hinspiel im heimischen Olympiasstadion ein 1:1 gegen Benfica Lissabon. In der zweiten Partie aber schossen die Portugiesen die Hertha mit 4:0 ab. Zurück in Deutschland konnte man sich voll und ganz auf den Abstiegskampf konzentrieren. Denn in der Bundesliga lief es für Raffael, Drobny, Friedrich & Co. alles andere als rund. Am Ende stand der Abstieg In die Winterpause war die Alte Dame mit beschämenden sechs Punkten gegangen. Und auch in der Rückrunde lief es für das Team von Friedhelm Funkel, der im Herbst Lucien Favre beerbt hatte, nicht gut genug. Immerhin 18 Punkte betrug die Ausbeute, doch das reichte bei Weitem nicht, um den Klassenerhalt zu sichern. Als Tabellenletzter ging es für die Hertha in die Zweite Liga. Auch in der vergangenen Saison erreichten die Berliner in der Rückrunde 18 Zähler – doch nach einer sensationellen
Hinrunde war das eine herbe Enttäuschung. Schließlich stand man nach 17 Begegnungen und 32 erreichten Punkte auf dem dritten Rang. Am Ende reichten es nur für Platz sieben, der zum Einstieg in die dritte Runde der Europa-leaguequalifikation berechtigte. Doch gegen Brøndby Kopenhagen konnte die nun von Pál Dárdai trainierte Mannschaft sich nicht durchsetzen. Diesmal will es die Hertha, die wieder als Dritter überwinterte, besser machen. „Das Team ist erfahrener geworden“, betonte Dárdai vor dem Start nach der Winterpause. „Es ist gut drauf und macht einen guten Eindruck.“Folgerichtig wurde Platz sechs als Saisonziel definiert. „Wir wollen international mitmischen“, betonte der Trainer. Der erste Dämpfer folgte am vergangenen Sonntag: Zum Abschluss der Hinrunde setzte es eine 1:3-Niederlage bei Bayer Leverkusen. Auch wenn der Vorsprung auf die Werkself noch sechs Punkte beträgt: Bayer ist ein Konkurrent im Kampf um das internationale Geschäft und hat Boden gutgemacht. Nur einen Punkt weniger auf dem Konto haben die Freiburger, wo die Berliner am Sonntag gastieren. Die Ambitionen im Breisgau sind dennoch gänzlich andere als am Rhein oder an der Spree. Als Aufsteiger will die Mannschaft von Christian Streich möglichst frühzeitig den Klassenerhalt sichern. Am vergangenen Freitag haben die Badener aber schon gegen die Bayern gezeigt, dass sie gegen jede Mannschaft mithalten können. Die Hertha wird also aufpassen müssen, dass sie auf den Weg in die Europa League nicht schon den zweiten Rückschlag hinnehmen muss.