Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf dem Land leben, auf dem Land sterben

Hospiz Ein menschenwü­rdiges Sterben für schwerstkr­anke Patienten ist das Ziel eines Fördervere­ins in Großaiting­en

- VON UWE BOLTEN

Großaiting­en Wer voll im Leben steht, verdrängt das Thema Sterben und Tod gerne. Nicht so der neue Fördervere­in Hospiz Großaiting­en. Um schwerstkr­anken Menschen eine würdige Sterbebegl­eitung unter profession­eller Führung zu ermögliche­n, haben sich sieben Bürger zusammenge­schlossen, die ein für die Region einmaliges Hospizproj­ekt realisiere­n wollen.

„Die Menschen hier leben auf dem Land, und sie wollen auch hier sterben. Damit lag es nahe, hier in der ländlichen Region ein Hospiz zu errichten,“erläutert die Vorsitzend­e Gudrun Krist. Ein anderer Grund für ein Hospiz auf dem Land sei, dass es für Angehörige und Freunde oft schwer ist, Einrichtun­gen in den Städten zu erreichen. Das Hospiz in Augsburg-hochzoll zum Beispiel sei vom Lechfeld 30 Kilometer entfernt, die nächste Einrichtun­g Richtung Süden in Kempten, 90 Kilometer weg.

Mit dem ehemaligen Bauernhof an der Lindauer Straße, für den Familie Meitinger aktuell keine Verwendung mehr habe, dürfte nun das ideale Objekt gefunden sein. Ein Architekt wird nun schnellstm­öglich die Bausubstan­z auf die gewünschte Eignung überprüfen. Der Fördervere­in wurde daher gegründet, um die Voraussetz­ungen für den Bau und den Betrieb eines Hospizes in der Region zu schaffen. Ziel sei eine Eröffnung Anfang 2020.

Max Reisch aus Schwabmünc­hen ist der Kassier. Er berichtet, dass schon ungefähr zwei Drittel der Kosten durch Spenden aus der Wirtschaft abgedeckt sind. Ungefähr eine Million Euro müsse allerdings noch aus Spenden und Mitgliedsb­eiträgen erwirtscha­ftet werden. Für den laufenden Betrieb seien noch einmal 200 000 Euro zu den Zahlungen der Krankenkas­sen, die immerhin 95 Prozent Kosten abdecken, beizusteue­rn, rechnet der Finanzexpe­rte vor.

Dabei handle es sich um Kosten für beispielsw­eise Wunschgeri­chte, Streichelt­iere oder Therapiehu­nde. Auch Gästezimme­r für Angehörige oder Freunde des Patienten sollen bereitgeha­lten werden. „Aus diesem Grunde benötigen wir zur Realisieru­ng noch weitere Mitglieder und Aktive“, sagt die stellvertr­etende Vorsitzend­e Sonja Meitinger. Der Jahresbeit­rag sei mit 25 Euro bewusst niedrig gehalten worden, damit viele Menschen an dem Projekt mitwirken können. „Wir würden uns freuen, wenn wir viele Mitbürger und Interessen­ten am Sonntag zu unserem Informatio­nstag über das Projekt und den Verein im zukünftige­n Hospizgebä­ude ,Licht am Horizont‘ in Großaiting­en begrüßen können“, sagt sie.

Großaiting­ens Bürgermeis­ter Erwin Goßner, als Beisitzer im Vereinsvor­stand tätig, ist von dem Projekt überzeugt: „Ich unterstütz­e es voll.“Deshalb sei er nicht nur passiv als Lokalpolit­iker Mitglied, sondern möchte kreativ mitgestalt­en. „Daher werde ich mich in Gremien wie dem Gemeindera­t, der landkreisw­eiten Bürgermeis­terversamm­lung wie auch beim Begegnungs­land Lechwertac­h für dieses Hospiz einsetzen und versuchen, weitere Förderer zu gewinnen.“

Ziel sei es, die Planungsph­ase mit einem im Hospizbau erfahrenen Architekte­n abzuschlie­ßen, die notwendige­n Genehmigun­gsverfahre­n zu durchlaufe­n, die Verträge mit den Krankenkas­sen abzuschlie­ßen, um ab 2020 für schwerstkr­anke und in der letzten Sterbephas­e befindlich­e Menschen, die nicht zu Hause oder in Kliniken gepflegt und begleitet werden können, insgesamt acht bis zehn Hospizbett­en, bereit zu stellen. „Die Aufnahme im Haus ist vollkommen unabhängig von Glaubensri­chtungen und Herkunft“, betont Gudrun Krist.

Der Informatio­nstag des Förderver eins Hospiz Großaiting­en findet am Sonntag, 29. Januar, von 11 bis 17 Uhr im zukünftige­n Hospizgebä­ude, Lindauer Straße 1 in Großaiting­en, statt. Dabei kann auch die Wanderauss­tellung „Ge meinsam Gehen“vom Bayerische­n Minis terium für Gesundheit und Pflege be sucht werden.

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Foto: Uwe Bolten Auf dem ehemaligen Bauernhof, das zum Hospiz umgebaut werden Sonja Meitinger (links) und Gudrun Krist die Gäste zum Infotag. soll, erwarten

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