Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hier werden junge Handwerker fit gemacht
Projekt In der Nähe des Zoos steht der Einzug in den ersten Abschnitt des neuen Berufsbildungszentrums der Handwerkskammer bevor. Ins zweite Gebäude sollen endlich auch wieder Traktoren hineinpassen
Noch versperren Zäune, Baumaterialien und Unmengen an Baustellenfahrzeugen den Blick auf das neue Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer für Schwaben (HWK). Doch Mitte Februar sollen erste neue Maschinen in den Gebäudekomplex an der Siebentischstraße direkt neben dem Zoo einziehen. Im April, wenn das Bestandsinventar aus den alten Gebäuden folgt, soll schließlich der Betrieb starten.
Dann hat die Handwerkskammer für Schwaben den ersten Bauabschnitt des neuen, 46,5 Millionen Euro teuren, BTZ abgeschlossen und Azubis aus den Bereichen Maltechnik, Zerspanung und Schweißen dürfen sich auf eine Ausbildung auf hohem Niveau freuen. Auf sie warten kurze Wege zwischen Theorie und Praxisräumen und dazu in neun Werkstätten die neuesten Maschinen und Technologien aus den entsprechenden Ausbildungsbereichen. So werden ein 3-D-drucker für rund 150 000 Euro sowie ein spezielles Ultraschallbearbeitungszentrum für 450000 Euro zur Verfügung stehen. „Das sind Geräte, die sich nicht jeder Betrieb leisten kann und sie womöglich auch nicht braucht“, sagt Hwk–präsident Hans-peter Rauch.
Genau an diesem Punkt erkläre sich auch, warum das BTZ so wichtig für die HWK und eine qualitativ hochwertige Ausbildung sei: „Nicht jeder Betrieb kann alle vorgeschriebenen Facetten einer Ausbildung selbst abdecken. Deshalb gibt es im Handwerk die sogenannte Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung. Das sind Lehrgänge, bei denen der Azubi die Schulung erhält, die im Betrieb, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich, aber vorgeschrieben ist“, so Rauch. Auf diese Weise käme jeder der derzeit rund 10000 Azubis für mindestens drei Wochen im Jahr ins BTZ, das durch diese Maßnahmen bereits zu zwei Drittel ausgelastet sei. Laufende Kosten würden durch Lehrgangsund Schulungsgebühren von den Betrieben getragen. Die Investitionskosten von 46,5 Millionen Euro würden mit 36,8 Millionen von Bund und Land gefördert, 9,7 Millionen stammten aus Eigenmitteln, ergänzt Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner.
Das BTZ ist aber keine neue Erfindung. Die Schulungen gab es auch bisher auf dem Gelände der HWK Schwaben, allerdings seien Gebäude und Maschinenpark in die Jahre gekommen und nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. „Wenn Sie im Bereich der Landtechnik mit den modernen Traktoren nicht mehr durchs Werkstatttor passen, stoßen sie bei der Ausbildung an Grenzen“, beschreibt Rauch. Daher habe man sich für einen Neubau entschieden, der in zwei Abschnitten erfolgt. Sind Maler, Lackierer, Schweißer und Zerspaner im April eingezogen, wird mit dem zweiten Gebäudekomplex, der etwa das gleiche Volumen haben wird, begonnen. Dort sollen 2019 dann die Landtechnik sowie die Metall- und Elektrotechnik untergebracht werden. Das etwa 7100 Quadratmeter große BTZ wäre dann fertig.
In einem dritten Schritt werde dann noch das alte Verwaltungshochhaus auf dem Hwk-gelände abgerissen und ebenfalls durch einen Neubau ersetzt. Das wäre dann das endgültige Ende der „vereinigten Hüttenwerke“wie Hans-peter Rauch das bisherige Gelände wegen seiner vielen kleinen, in die Jahre gekommenen Gebäude scherzhaft bezeichnet – zugunsten eines hochmodernen Ausbildungszentrums.