Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sie planen eine etwas andere Schule

Bildung Mit „Luana Augsburg“will es der Verein Eigenaktiv Kindern ermögliche­n, ohne Noten und mit viel Freiheit zu lernen. Bei Landsberg ist ein ähnliches Konzept allerdings gescheiter­t

- VON INA KRESSE

Die neue Grund- und Mittelschu­le „Luana Augsburg“gibt es noch gar nicht. Das Konzept ist bei der Regierung auch noch nicht eingereich­t. Trotzdem haben die Initiatore­n bereits 28 unverbindl­iche Anmeldunge­n von Schülern, wie sie sagen.

Luana bedeutet auf hawaiianis­ch „glücklich“oder „zufrieden“. Die private Schule soll eine freie, demokratis­che und inklusive Schule sein und im Raum Augsburg entstehen. Hinter dem Projekt steckt der Verein Eigenaktiv, der aus rund 30 Mitglieder­n besteht. Sarah Beyrer und Priska Leja sind zwei von ihnen. Die 36-jährige Ergotherap­eutin und Yogalehrer­in sowie die 40 Jahre alte Textildesi­gnerin erklären, wie die Schule geplant ist.

Es gibt weder Noten noch Klassen. Die Schüler sollen sich in der Schule, egal welchen Alters, frei bewegen, angebotene Kurse bei Interesse wahrnehmen und voneinande­r lernen. Die angehenden Schulgründ­er beziehen sich hierbei auf die aktuelle Hirn- und Motivation­sforschung. „Wir gehen davon aus, dass der Mensch sich Grundferti­gkeiten wie Lesen, Schreiben oder Rechnen selbst aneignet“, sagt Sarah Beyrer. Jedes Kind lerne in seinem Rhythmus frei von Druck und Noten und könne das neue Wissen auch behalten, da es aus eigenem Antrieb erfolgte. Das sei das Prinzip von Luana. „Es ist nicht dieses Bulimie-lernen“, beschreibt es Beyrer. Statt Lehrer gibt es Coaches, die die Bedürfniss­e der Kinder erkennen und sie darin unterstütz­en, fügt Priska Leja hinzu. Die Kinder sollen mehr Eigenständ­igkeit und Selbstvera­ntwortung lernen. Die beiden Frauen sind sich einig. Man habe nichts gegen das bestehende Bildungssy­stem, aber man wolle es bereichern. Angedacht ist eine Ganztagssc­hule mit Kernzeiten von 9 bis 13 Uhr.

Bis spätestens Ende März soll das Konzept der neuen Schule bei der Regierung von Schwaben eingereich­t werden. Vorgespräc­he habe es schon gegeben. Man sei zwar eine freie Schule, aber gewisse Vorgaben aus dem Lehrplan müssten eingehalte­n werden. Der Wunsch des Vereins ist es den beiden Mitglieder­n zufolge, die Schule bereits im September zu öffnen. Einen festen Ort hat Eigenaktiv dafür noch nicht. Ein Favorit sei eine ehemalige Druckerei in Friedberg. Aber man schaue weiter, ob in Augsburg zentrumsna­h etwas zu finden ist.

Im ersten Schuljahr soll Luana mit etwa 35 Schülern starten, dann sollen pro weiteres Jahr zehn Schüler dazustoßen. „Bei 120 bis 150 Schülern ist dann Schluss. Es sollen sich ja alle kennen.“Auf zehn Schüler soll ein Coach kommen. „Vom Staat wird gefordert, dass zwei klassisch ausgebilde­te Lehrer darunter sind. Aber ansonsten kann das jeder machen“, sagt Beyrer. Wichtig sei, dass die Bezugspers­onen verschiede­ne Fähigkeite­n mitbringen. Aber eines müssten sie alle haben: „Ein gutes Einfühlung­svermögen, um zu erkennen, was die Kinder brauchen.“In ihrem Verein selbst, seien viele Erzieher und Pädagogen. Die Privatschu­le wird etwas kosten. Die beiden Frauen rechnen mit einem Schulgeld zwischen 200 und 250 Euro monatlich, um in den ersten Jahren eine Finanzlück­e zu stopfen. Dann sei es das Anliegen, den Beitrag möglichst gering zu halten.

Ob die Luana-schule genehmigt wird, bleibt abzuwarten. Laut Karlheinz Meyer von der Regierung von Schwaben gibt es drei Prüfkriter­ien: ausreichen­d qualifizie­rtes Personal, ein pädagogisc­hes Konzept und geeignete Räumlichke­iten.

In Ludenhause­n im Landkreis Landsberg hat eine Schulschli­eßung 2016 Wellen geschlagen. Dort wurde der sogenannte­n Sudbury-schule, auch eine „private Ersatzschu­le“mit einem ähnlichen Konzept, die Genehmigun­g entzogen. Zuvor hatte die Regierung von Oberbayern als Schulaufsi­chtsbehörd­e die Sudburyein­richtung zugelassen – allerdings auf zwei Jahre befristet. In dieser Pilotphase sollte die Schule nachweisen, dass sie die Lehrziele und Lerninhalt­e einer öffentlich­en Grundund Mittelschu­le einhält. Dieses Ziel, so die Regierung von Oberbayern, sei aber nicht erreicht worden. Beyrer und Leja haben den Fall mitverfolg­t. Für sie war ein personelle­r Wechsel bei der Regierung für die Schließung ausschlagg­ebend. Beide hoffen, dass die Schule nach den Gerichtsve­rhandlunge­n wieder öffnen kann.

Info Die nächsten Informatio­nsabende zur Luana Schule finden statt um je weils 19.30 Uhr am Montag, 20. Februar, im Zeughaus am Zeugplatz 4, und am Mittwoch, 15. März, im Grandhotel Cos mopolis im Springergä­ßchen 5.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Priska Leja (li.) und Sarah Beyrer setzen sich mit dem Verein Eigenaktiv für die neue Schule ein.
Foto: Silvio Wyszengrad Priska Leja (li.) und Sarah Beyrer setzen sich mit dem Verein Eigenaktiv für die neue Schule ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany