Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Brexit und Trump machen ihnen wenig Angst
Veränderung Vier Geschäftsführer und Ihk-präsident Kopton berichten, warum sie der Wirtschaftspolitik des Us-präsidenten und dem Brexit gelassen entgegensehen. Andere Herausforderungen beschäftigen sie mehr
Beim Neujahrsempfang der Industrie und Handelskammer kamen mehr als 1000 Vertreter südbayerischer Unternehmen zusammen. Für die meisten sind Trump und der Brexit eine machbare Herausforderung. Fünf Stimmen dazu.
Für Sortimo ist die Ungewissheit das größere Problem
Die Firma Sortimo International (Fahrzeugeinrichtung) aus Zusmarshausen beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter in 35 Ländern. Geschäftsführer Reinhold Braun nimmt Stellung.
Was bedeuten Brexit und Trump für Sortimo? Braun: Der Exportanteil von Sortimo beträgt 60 Prozent. Wichtigste Handelspartner sind die USA und Großbritannien. Höhere Zölle oder andere Einschränkungen würden die Geschäfte erschweren. Das ist aber gar nicht das eigentliche Problem. Schwieriger ist die Unsicherheit. Weil wir nicht wissen, was kommt, fällt es uns schwer, wichtige Zukunftsentscheidungen wie neue Investitionen zu planen.
Wie stellen Sie sich darauf ein? Braun: Wir schauen uns verschiedene Szenarien an, was kommen könnte. Für diese Fälle überlegen wir uns, wie wir uns aufstellen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Sind Brexit und Trump tatsächlich Ihre aktuell größte Herausforderung? Braun: Es ist eine wesentliche Veränderung, ja. Aber es ist ja nicht die erste und sie kommt auch nicht von heute auf morgen. Eine viel größere Herausforderung sehe ich in der Digitalisierung. Sie verändert sämtliche Abläufe und Prozesse im gesamten Unternehmen – auf Dauer und nicht nur für eine Legislaturperiode.
Für Schöffel ist Digitalisierung die größere Aufgabe
Das Sportbekleidungsunternehmen Schöffel hat seinen Stammsitz in Schwabmünchen. Dort sind rund 200 Mitarbeiter beschäftigt. Geschäftsführer Peter Schöffel sieht die Herausforderung für die Zukunft nicht nur bei Brexit und Trump.
Wie ordnen Sie Brexit und Trump für Ihr Unternehmen ein? Schöffel: Ich hätte nie gedacht, dass der Brexit kommt. Ich hege die Befürchtung, dass Großbritannien diesbezüglich wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegensieht. Das hät- te dann auch Auswirkungen für Schöffel. Denn England ist für uns in Sachen Jagd- und Skibekleidung ein sehr wichtiger Markt.
Wie könnten auswirken? Schöffel: Bisher war der Export nach London so einfach wie nach München. Und noch konnten wir die Verteuerung unserer Ware durch den Pfundverfall verkraften. Aber wie wird das alles sein, wenn kommt, was angekündigt wurde?
Schöffel: Wir als Mittelständler haben auf die Entwicklungen keinen Einfluss. Also müssen wir meiner Ansicht nach abwarten, was kommt, und bis dahin das tun, was wir immer getan haben: Ein gutes Produkt machen. So werden wir diese Aufgabe gut meistern. Sie ist im übrigen nicht die größte, die uns bevorsteht.
Schöffel:
Einschränkungen
Die Digitalisierung
ist für uns Unternehmen wesentlicher, als Trump oder Brexit. Sich darauf einzustellen, ist deutlich entscheidender, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein.
Eberle sieht in Trumps Politik auch Chancen
Die Firma Eberle aus Augsburg stellt Metallbandsägeblätter her und ist seit vielen Jahren auch in den USA aktiv. Geschäftsführer Martin Döring sieht in Trumps Wirtschaftspolitik sogar Chancen.
Welche Veränderungen könnten Geschäfte negativ beeinflussen? Döring: Zölle, die Unterstützung heimischer Unternehmen oder politische Vorgaben könnten uns zu schaffen machen. Und zwar dahingehend, dass wir nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Ich sehe das in der Form aber nicht kommen. Vor allem, weil unser Produkt keines ist, das derart im Fokus steht, dass es sofort mit Zöllen belegt werden würde. Außerdem haben wir uns schon
ihre an viele Veränderungen gewöhnt und auch in anderen Ländern mit Aufs und Abs zu tun gehabt. Dynamik ist in dieser Hinsicht die einzige Konstante.
Welche Pläne haben Sie, um dennoch wettbewerbsfähig zu bleiben? Döring: Wir setzen auf unsere guten Beziehungen und die Qualität unserer Produkte. Zudem könnte es sein, dass durch die angestrebten Veränderungen in den USA unsere Branche einen Aufschwung erfährt, von dem auch wir profitieren.
Wegen Trump die Strategie ändern? Nicht bei UWT
UWT Level Control sitzt in Betzigau im Allgäu und stellt Geräte zur Füllstandüberwachung her. Das Unternehmen beschäftigt 140 Mitarbeiter. Geschäftsführer Uwe Niekrawietz setzt auf die Devise „Abwarten“und erklärt, warum.
Was bedeuten Brexit und Trump für UWT? Niekrawietz: Unsere Niederlassungen in den USA und Großbritannien sind gerade so weit, dass sie sich gut etabliert haben. Wir haben uns gut auf die Anforderungen vor Ort eingestellt. Da könnten uns Zölle, neue Zertifikate oder andere Einschränkungen möglicherweise wieder zurückwerfen.
Niekrawietz: Man muss ruhig bleiben. Auch ein Herr Trump muss mit seinen Ideen erst einmal durchs Kabinett. Und wenn ich mich bezüglich der Zölle umsehe, stelle ich fest, dass es diese in teils beträchtlicher Höhe beispielsweise auch in Indien gibt. Trotzdem können wir dort Geschäfte machen. Deshalb machen wir vorerst weiter wie bisher. Nur wegen Trump ändere ich jetzt nicht die Unternehmensstrategie.
IHK Präsident Kopton geht es um die Fachkräftesicherung
Andreas Kopton ist Präsident der IHK und Vorstand der Harress Pickel Consult AG, einem Unternehmen für Umweltberatung mit 38 Niederlassungen. Er glaubt, dass Brexit und Trump nur vorübergehend Wellen schlagen werden.
Worin sehen Sie die größten Schwierigkeiten hinsichtlich Brexit und Trump für die heimische Wirtschaft? Kopton: Beides wird zu Veränderungen führen. Die Firmen stehen vor einem Wandel. Aber den werden sie auch meistern. Für uns geht es darum, unsere Produkte so gut wie möglich zu machen und weltweit zu verkaufen. Und die Welt ist riesig.
Kopton: Einfach vielleicht nicht, aber machbar. Die viel diskutierten Zölle gibt es doch schon. Die wollten wir mit dem Freihandelsabkommen TTIP loswerden. Jetzt reden wir halt über deren Höhe. Zudem schaden Zölle vor allem den Verbrauchern. Und wenn die das merken, wächst auch der Druck auf Trump. Brexit und Trump machen mir bezüglich der Zukunft schwäbischer Unternehmen daher weniger Sorgen als Anderes.
Kopton: In all unseren Umfragen bekommen wir immer wieder zu hören, dass die Unternehmen unter einem akuten Fachkräftemangel leiden. Daran müssen wir verstärkt arbeiten. Auch die Digitalisierung wird uns noch intensiv beschäftigen.