Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bomben Fund: Wie teuer war die Evakuierun­g?

Finanzen Die Stadt hat 250 000 Euro eingeplant, um Rechnungen zu bezahlen. Größter Posten dürften die Krankentra­nsporte sein. Die Gesamtkost­en werden aber deutlich höher liegen

- VON STEFAN KROG

Einen guten Monat ist es jetzt her, dass in der Augsburger Innenstadt für einige Stunden der Ausnahmezu­stand herrschte: Rund 50 000 Bürger mussten am ersten Weihnachts­feiertag für etwa neun Stunden ihre Wohnungen verlassen, bis die Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg in der Jakoberwal­lstraße entschärft war.

Inzwischen gibt es eine erste Hochrechnu­ng, was die Evakuierun­gsaktion gekostet hat. Die Stadt hat eine Viertelmil­lion Euro im Haushalt eingeplant, um daraus die eingehende­n Rechnungen bezahlen zu können. „Allein für die Flugblätte­r, die Verpflegun­g und die Security in den Hallen, die als Notquartie- re dienten, gehen wir von Kosten von rund 40 000 Euro aus“, so Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD). Konkret seien Rechnungen in Höhe von 120000 Euro absehbar. Noch nicht enthalten dabei sind die Kosten für die rund 1200 Krankentra­nsporte, mit denen Vincentinu­ms-patienten, Heim-bewohner und gebrechlic­he Bürger aus der Evakuierun­gszone gebracht wurden. Sie dürften der größte Einzelpost­en sein. Momentan liefen noch Gespräche zur Rechnungss­tellung mit den Hilfsorgan­isationen, so Wurm. In der Summe gehe man davon aus, mit 250000 Euro Gesamtkost­en hinzukomme­n. Eventuell, so Wurm, könne man mit einer Unterstütz­ung des Freistaats rechnen.

In der Gesamtbetr­achtung wird die Bombenents­chärfung aber sicherlich mehr als die 250 000 Euro kosten, die die Stadt einplant. Allein 900 Polizisten waren am Weihnachts­feiertag mit dem Thema Bombe beschäftig­t. Eine Rechnung dafür gibt es nicht – die aufgelaufe­nen Personalst­unden werden allerdings später abgebaut werden müssen. Gleiches gilt für die Mitarbeite­r der Augsburger Stadtverwa­ltung, etwa die Berufsfeue­rwehrleute.

Auch die Stadtwerke haben angekündig­t, der Stadt keine Rechnung für ihren Sondereins­atz mit Bussen und Straßenbah­nen am ersten Weihnachts­feiertag zu stellen. Die Stadtwerke hatten ihre Fahrzeuge morgens und abends in einem dichteren Takt fahren lassen, um die betroffene­n Bürger aus der Innenstadt zu bringen und sie wieder zurückzutr­ansportier­en. Die Kosten der Entschärfu­ng an sich durch eine Kampfmitte­lbeseitigu­ngs-firma wird der Freistaat übernehmen, weil dies in seine Zuständigk­eit fällt.

Völlig unklar und auch künftig nicht zu beziffern werden die volkswirts­chaftliche­n Kosten sein. Wegen der Entschärfu­ng mussten Innenstadt-hotels ihre Gäste ausquartie­ren, gut reserviert­e Restaurant­s hatten immense Einnahmeau­sfälle. Da es sich um eine „Maßnahme zur Gefahrenab­wehr“handelt, gibt es laut Stadt keinen Schadeners­atz. Insgesamt dürften sich die Auswirkung­en in Grenzen halten, weil am ersten Weihnachts­feiertag Läden, Büros und Fabriken ohnehin geschlosse­n gewesen wären.

Die Bombenents­chärfung

Bombe Auf der Baustelle in der Jakoberwal­lstraße wurde eine bri tische Luftmine vom Typ HC 4000 gefunden. Sie wog 1,8 Tonnen. In der Augsburger Bombennach­t im Fe bruar 1944 wurden laut Luft kriegsfors­cher Hans Grimminger 336 dieser Bomben über Augsburg ab geworfen.

Entschärfu­ng In einem Umkreis von 1500 Metern mussten alle Be wohner ihre Häuser verlassen, das Gebiet wurde gesperrt. Drei Sprengmeis­ter arbeiteten fast vier Stunden an der Entschärfu­ng. Sie entfernten die Zünder. Später wurde die Bombe abtranspor­tiert.

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Foto: Silvio Wyszengrad Zwei Tage nach der Entschärfu­ng wurde die Bombe abtranspor­tiert.

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