Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Im Plakatstreit ist eine Lösung in Sicht
Streit Am runden Tisch haben sich Veranstalter und Vertreter der Stadt auf eine Verbesserung geeinigt. Wie die neue Regelung für Straßenwerbung aussehen könnte
„Augsburg ist nicht die erste Kategorie für Veranstalter“
Im Streit um die neue Plakatierungsregelung sind sich Veranstalter und Stadt-verantwortliche zunächst räumlich, dann auch inhaltlich näher gekommen. Am runden Tisch wurde gestern heiß diskutiert. Beim größten Streitpunkt ist jetzt eine Lösung in Sicht.
Erwin Kistler vom Konzertbüro Augsburg bezeichnete das Treffen danach als „sehr konstruktiv“. „Die Verantwortlichen der Stadt haben verstanden, dass Veranstaltungen mit über 500 Besuchern gefördert werden müssen, um im Bundeswettbewerb mitzuhalten“, sagte er.
An dem runden Tisch, den die Stadt nach dem Ärger um ihre Neuregelung einberufen hatte, saßen 25 Vertreter aus der Konzert- und Kulturszene sowie ein Vertreter des Konzessionärs Günther und Schiffmann. Bei ihnen liegen die Rechte für die Plakatierung. Von der Stadt waren Kulturreferent Thomas Weitzel, Baureferent Gerd Merkle, Ekkehard Schmölz vom Stadtmarketing und Pressesprecher Richard Goerlich dabei. Vor allem ging es um die umstrittene Begrenzung von 500 Besuchern. Der neuen Regelung zufolge, sind Veranstalter von Konzerten, zu denen mehr als 500 Besucher kommen können, von der Plakatierung ausgeschlossen. Das betrifft vor allem die Messe und den Kongress am Park.
Die Veranstalter wollen die Begrenzung nicht hinnehmen. Sie betrachten dies als geschäftsschädigend. Plakatierungen sind für sie ein wichtiges Werbemittel. Wie berichtet, hat die Agentur Allgäu Concert nach eigenen Angaben deshalb ein für Herbst geplantes Konzert mit Sänger James Blunt bereits abgesagt. Das Problem der Begrenzung habe man bei der Stadt wahrgenommen, formulierte es Pressesprecher Goerlich. Man zweifle eine grundsätzliche Notwendigkeit der Veränderung nicht an. „Bei der 500-Begrenzung versuchen wir eine Verbesserung.“Die Vertreter der Stadt zeigten sich hier offen für einen Vorschlag, den die Veranstalter machten. Dieser sieht eine Staffe- lung vor, die sich nach den Besucherzahlen richten könnte, wie es etwa in Heidelberg gehandhabt wird.
Baureferent Merkle stellte das Modell am Nachmittag im Stadtrat vor. Demnach gäbe es auf öffentlicher Werbefläche eine Preisstruktur für Low-budget-kultur bis 500 Besucher. Dann eine mittlere Ebene mit bis zu 1200 Zuschauern, die teurer wäre und eine weitere, noch teurere Preisstufe. Laut Merkle werde nun mit dem Konzessionär besprochen, ob solch ein Modell vertragliche Änderungen nach sich ziehen würde. Wie Goerlich erklärte, könnten Veränderungen in Form eines Ergänzungsvertrages aufgenommen werden. Dann aber wäre ein erneutes Votum des Stadtrates nötig. Der Sprecher sagte gestern ganz deutlich: „Wenn es einen Kor- gibt, muss man in der Lage sein, beherzt zuzugreifen.“Goerlich betonte, dass Augsburg seinen Konzert- und Musikstandort weiter entwickeln wolle. Es stünde in keinem Interesse, dass weniger Veranstaltungen stattfinden. „Wir brauchen solche Konzerte, wie ,Deichkind‘ oder die ,Beginner‘ in der Stadt.“
Vertreter aus der Konzert- und Kulturszene zeigten sich mit dem möglichen Kompromiss vorerst zufrieden. In zwei Wochen wird erneut ein runder Tisch einberufen. Sebastian Karner, Vorsitzender des Vereins „Club- und Kulturkommission“, wünschte sich außerdem eine längere Übergangsfrist, bis alles neu sortiert sei. Goerlich winkte ab. „Wir sind an den Stadtratsbeschluss gebunden.“Wenn es nach Karner geht, müsste die Stadt auch mehr auf die Kleinveranstalter zugehen. „Es gibt keine Möglichkeiten, Veranstaltungen bis zu 200 Besucher legal zu bewerben“, kritisierte er. Die Standardplakatierung würde sich hier nicht rechnen, weil sie zu teuer sei. „1000 Euro für 100 Plakate, das ist für eine Veranstaltung in der Größenordnung nicht bezahlbar.“
Er schlug vor, dass die Stadt freie Flächen zur Verfügung stellen könnte, auf denen die freie Szene selbst plakatieren darf. Karner brachte es auf den Punkt. „Augsburg ist nicht die erste Kategorie für Veranstalter. Im Werben um sie braucht es gute Bedingungen.“
Auch wenn für die 500-Besucherbegrenzung gestern ein Lösungsansatz gefunden wurde und eine mögliche Änderung in Sicht ist, einige Veranstalter sind weiterhin verunsichert. Sie können noch nicht abserekturbedarf hen, wie sich die neue Plakatierung auswirken wird. Denn die Zahl der Werbeplakate ist von 1200 auf 500 reduziert worden. Allerdings soll es noch Plakatierungsmöglichkeiten an Straßenbahn- und Bushaltestellen geben. „Aber da wissen wir gar nicht, wo das genau sein soll und wie das angenommen wird“, sagte Sandro Engelmann vom Konzertbüro Augsburg. Bislang seien die Ausfallstraßen perfekte Standorte für die Bewerbung gewesen. Gerade, wenn sich der Verkehr gestaut hatte. Goerlich verwies hier auf Erfahrungen aus anderen Städten, wo Werbeflächen an Tramhäuschen gut ankämen. Einstimmigkeit herrschte am runden Tisch zumindest bei einem Thema: Dass die neuen Plakatständer mit Edelstahlrahmen schöner sind, als die alten aus Holz und dem Stadtbild guttun. »Kommentar