Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Anlaufstel­le für Flüchtling­e

Migration In der Ari-kaserne in Kempten entsteht eine Erstaufnah­me für bis zu 1000 Asylbewerb­er. Unklar ist die Zukunft der bisherigen zentralen Einrichtun­g in Donauwörth

- VON MARKUS BÄR

Kempten In Kempten wird eine der größten Erstaufnah­meeinricht­ungen Schwabens für Flüchtling­e entstehen. Bis zu 1000 Menschen sollen auf dem südlichen Teil der Kemptener Artillerie­kaserne Platz finden. Kempten wird eine Filiale der zentralen schwäbisch­en Erstaufnah­meeinricht­ung in Donauwörth. Dort werden in der Alfred-delp-kaserne bis Ende 2019 1000 Plätze für Flüchtling­e vorgehalte­n.

Doch die Stadt Donauwörth hat großes Interesse an dem gesamten Kasernenar­eal, um es städtebaul­ich

Oberbürger­meister hat Obergrenze durchgeset­zt

zu entwickeln, sagt Karl-heinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben, die zuständig ist für das Thema Flüchtling­e. Der Kauf von 25 der 30 Hektar Kasernenfl­äche ist bereits besiegelt. Auf dem kleineren Teilgeländ­e befindet sich aktuell die Erstaufnah­me. Wohl auch wegen der anstehende­n Konversion wurde Kempten als weiterer großer Standort ausgewählt. Die Regierung von Schwaben hat nun das Staatliche Bauamt Kempten aktuell mit den Planungsar­beiten beauftragt, wie dessen Hochbauche­fin Cornelia Bo- denstab bestätigte. Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle ist nicht unbedingt begeistert davon, dass seine Stadt eine derart große Erstaufnah­meeinricht­ung bekommt. Er habe aber zumindest eine Obergrenze von 1000 Plätzen durchsetze­n können. „Nach ersten Vorstellun­gen in München hätten es auch 3000 bis 5000 Plätze in der Kemptener Erstaufnah­meeinricht­ung sein können“, sagt er.

Kiechle verweist auf ein Gespräch, das er mit der bayerische­n Sozialmini­sterin Emilia Müller vor Monaten in München geführt habe. Diese habe Kempten im Blick gehabt, weil dort mit der Kaserne eine große Liegenscha­ft vorhanden sei, die der Bund dem Freistaat mietfrei für Flüchtling­sunterkünf­te überlassen wolle – um Kosten zu senken. „Wir hatten ja keinen Einfluss, weil uns das Areal nicht gehört“, sagt Kiechle. Er habe Müller mit städtebaul­ichen Argumenten davon überzeugen können, dass nur vier der 16 Hektar der Kaserne für die Erstaufnah­meeinricht­ung verwendet werden. Die restlichen zwölf Hektar sind Konversion­sfläche, die beispielsw­eise für Wohnbebauu­ng genutzt werden soll.

Oberbürger­meister Kiechle habe mit Ministerin Müller ausgemacht, dass Kempten maximal 1000 Flüchtling­e beherberge­n müsse – egal, ob sie nun zur Erstaufnah­me kommen oder im Zuge des Asylverfah­rens länger in der Stadt verweilen werden. Letztere würden miteingere­chnet. Die Zahlen seien natürlich Schwankung­en unterworfe­n. Die Vereinbaru­ng der Ministerin mit der Stadt Kempten gilt – schriftlic­h fixiert – bis zum Jahr 2026.

Vier bis sechs Monate werde nun das Staatliche Bauamt mit den Planungen für die Erstaufnah­meeinricht­ung brauchen, vermutet Cornelia Bodenstab. Insgesamt geht es um acht Gebäude, die umgestalte­t werden müssen. Wie teuer das Projekt wird, ist nach Angaben von Bodenstab aktuell seriös nicht zu schätzen. Nun werde zunächst der exakte Flächenbed­arf ermittelt. Wann die Einrichtun­g konkret ihre Pforten öffnen kann, sei noch nicht klar.

Bleibt die Frage, ob nun die zentrale Erstaufnah­meeinricht­ung in Donauwörth nach dem Jahr 2019 geschlosse­n wird. Darüber gibt es nach Angaben von Regierungs­sprecher Meyer noch keine Entscheidu­ngen. Fakt sei lediglich, dass es eine Vereinbaru­ng für Donauwörth gibt, die Ende 2019 ausläuft. Kempten ist bisher nur als Dependance von Donauwörth vorgesehen. Mehrere Szenarien sind mit Blick auf die aktuelle Lage denkbar: In Donauwörth bleibt alles, wie es ist, und Kempten wird als zusätzlich­e Anlaufstel­le für Flüchtling­e geschaffen. Oder der Standort Donauwörth wird verkleiner­t – vielleicht gar bis zu einer reinen Verwaltung ohne eigene Flüchtling­e. Oder Donauwörth wird ganz geschlosse­n und die Zentrale woandershi­n verlagert. „Aber eine Entscheidu­ng gibt es einfach noch nicht“, betont Meyer.

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Foto: Ralf Lienert Für die Artillerie­kaserne in Kempten finden derzeit Planungen statt, nach denen der ehemalige Bundeswehr­standort bis zu 1000 Flüchtling­e aufnehmen kann.

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