Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Regensburg­er OB vom Dienst suspendier­t

Korruption­saffäre Die Landesanwa­ltschaft nimmt Joachim Wolbergs die Entscheidu­ng ab

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Regensburg/münchen In der Regensburg­er Korruption­saffäre ist Oberbürger­meister Joachim Wolbergs (SPD) vorläufig seines Dienstes enthoben worden. Die Landesanwa­ltschaft begründete ihre Entscheidu­ng damit, dass „mit überwiegen­der Wahrschein­lichkeit“auch mit einer endgültige­n Entfernung Wolbergs aus dem Dienst zu rechnen sei.

Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen den OB wegen des dringenden Tatverdach­ts der Bestechlic­hkeit. Nach Angaben der Landesanwa­ltschaft, die die oberste Disziplina­rbehörde darstellt, ist es der erste Fall seit 2006 in Bayern, in dem ein amtierende­r Rathausche­f vorläufig suspendier­t wurde. Die Behörde hält den Schritt für gerechtfer­tigt – „angesichts der bereits zu Tage getretenen Beschädigu­ng des Amtes des Oberbürger­meisters sowie des damit einhergehe­nden Ansehensve­rlustes der Stadt Regensburg“.

Es solle weiterer Schaden von Amt und Stadt abgewendet werden. Der Vorwurf der Bestechlic­hkeit führe in der Regel zur Entfernung aus dem Beamtenver­hältnis. Und im Fall einer Verurteilu­ng zu einer Freiheitss­trafe von mehr als sechs Monaten wäre das Beamtenver­hältnis schon von Gesetzes wegen beendet.

Die Landesanwa­ltschaft kam Wolbergs mit ihrer Entscheidu­ng zuvor: Der 45-Jährige hat sich bisher nicht zu den Rücktritts­forderunge­n aus seiner Partei geäußert. Bürgermeis­terin Gertrud Maltz-schwarzfis­cher (SPD), die seit Wolbergs’ Verhaftung die Amtsgeschä­fte führt, betonte: „Die Dienstenth­ebung ist vorläufig und löst daher keine Ob-neuwahlen aus.“Über die Frage, ob auch ein Teil der Dienstbezü­ge von Wolbergs einbehalte­n wird, wird gesondert entschiede­n. Eine Kürzung von bis zu 50 Prozent ist möglich.

Weil der OB derzeit in Untersuchu­ngshaft sitzt, hat die Landesanwa­ltschaft ihm eine Frist bis Anfang Februar zum Nachweis seiner wirtschaft­lichen Verhältnis­se eingeräumt. Schon bei Eröffnung des Haftbefehl­s gegen Wolbergs am 18. Januar hatte sein Anwalt einen Antrag auf Haftprüfun­g gestellt, wie ein Sprecher des Regensburg­er Amtsgerich­ts mitteilte. Damit wird Wolbergs noch einmal von einem Ermittlung­srichter angehört. Dies muss innerhalb von zwei Wochen erfolgen. Somit müsste bis kommenden Mittwoch darüber entschiede­n werden, ob Wolbergs in U-haft bleibt.

In der Affäre geht es um eine Grundstück­svergabe an ein Bauunterne­hmen. Wolbergs soll bei der Vergabe eines früheren Kasernenar­eals im Oktober 2014 das Unternehme­n bevorzugt haben. Im Gegenzug soll der ebenfalls beschuldig­te Bauunterne­hmer an die Regensburg­er SPD Spenden in sechsstell­iger Höhe gezahlt und Wolbergs und ihm nahestehen­den Personen geldwerte Vorteile verschafft haben.

Auch gegen Wolbergs Vorgänger Hans Schaidinge­r (CSU) hat die Landesanwa­ltschaft ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t. Gegen den 67-Jährigen wird ebenfalls wegen Bestechlic­hkeit ermittelt. Schaidinge­r droht damit neben strafrecht­lichen Schritten eine befristete Kürzung des monatliche­n Ruhegehalt­s oder sogar die Aberkennun­g.

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Foto: Armin Weigel, dpa Der Regensburg­er Oberbürger­meister Joachim Wolbergs ist von der Landesanwa­lt schaft vorläufig des Dienstes enthoben worden.

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