Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Reste einpacken lassen? K
losterschwestern in Bayern sind vom Aussterben bedroht. Wieder muss ein Nonnenkloster schließen. Diesmal ist es das Birgitten-kloster in Altomünster im Landkreis Dachau, das seinen Ordensbetrieb einstellen muss, weil es keinen Nachwuchs mehr findet. Das ist einerseits bedauerlich, führt aber andererseits weg von unserem Thema, oder?
Nein. Wahrscheinlich gab es noch nie so viele junge Menschen wie heute, die sich mit einem Eifer, den man schon fast missionarisch nennen muss, einer Sache verschrieben haben: der Rettung der Welt. Devot und frohgemut unterwerfen sich diese weltlichen Ordensleute Regeln, die sie von entrückten Heilsbringern empfangen. Mit Hingabe und Akribie pflegen sie Rituale, die Außenstehenden für immer verschlossen bleiben. Ihr Glaubensbekenntnis: Der Weltuntergang ist nah, entkommen kann ihm nur, wer im Hier und Jetzt für seine Sünden büßt. Ihre Mission: Nicht ruhen, bevor nicht alle Welt bekehrt ist. Auch so kann man sein Leben mit Sinn füllen. Problematisch wird es nur, wenn man Teil der Welt ist, die noch nicht bekehrt ist. Und damit nehmen wir jetzt doch noch die Kurve zum Thema. Wer im Restaurant nicht aufisst, begeht keine Todsünde, sondern trifft eine individuelle Entscheidung, die keinen etwas angeht. Vielleicht hat es nicht geschmeckt. Vielleicht war die Portion größer als gedacht. Na und? Ein Restaurantbesuch sollte Genuss und Erlebnis sein. Reste sind die Erinnerung an einen schönen Moment, aufgewärmt schmecken sie schal und machen nicht satt. Sie mitzunehmen ist der zum Scheitern verurteilte Versuch, das schlechte Gewissen zum Schweigen zu bringen, das den Weltretter nach seinem Sündenfall befällt. Segensreicher wären da Exerzitientage im Kloster.