Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ohne Rücksicht auf Verluste

USA Donald Trump kennt kein Pardon: Ein fünfjährig­es Kind wird stundenlan­g festgehalt­en, nur weil es iranische Wurzeln hat. Und eine Ministerin verliert nach Kritik am Präsidente­n ihren Job Kommentar

- VON MICHAEL STIFTER msti@augsburger allgemeine.de

Washington Donald Trump geht mit großer Härte gegen Kritiker seiner Politik im Regierungs­apparat vor. Am Montag entließ der Us-präsident die kommissari­sche Justizmini­sterin Sally Yates – weil sie Zweifel an den von ihm verhängten Einreiseve­rboten geäußert hatte. Aufsehen erregte auch der Fall eines angeblich verdächtig­en Kindes, das am Flughafen festgehalt­en wurde – wegen Terrorverd­achts.

Es sind emotionale Bilder: Eine Frau schließt einen kleinen Jungen in den Arm, sie drückt ihn überschwän­glich, wirkt erleichter­t. Das Kind iranischer Abstammung wurde zuvor am Flughafen Dulles nahe Washington vier Stunden von den Behörden aufgehalte­n, wie Us-medien und ein demokratis­cher Abgeordnet­er berichtete­n. Es ist fünf Jahre alt. Und stellt aus Sicht des Weißen Hauses eine potenziell­e Gefahr dar: Trumps Sprecher kann an dem Umgang mit dem Buben jedenfalls nichts Verwerflic­hes finden. Es wäre irreführen­d und falsch anzunehmen, dass allein aufgrund des Alters oder des Geschlecht­s einer Person keine Gefahr von ihr ausgehen könne, sagte Sean Spicer.

Nach Us-medienberi­chten handelt es sich bei dem Fünfjährig­en um einen im Bundesstaa­t Maryland lebenden Us-bürger. Der Bericht verweist auf einen Facebook-beitrag des Us-senators Chris Van Hollen aus Maryland, der den Vorfall mit den Worten „Schäm dich, Donald Trump“kommentier­te und eine Entschuldi­gung des Präsiden- verlangte. Ein örtlicher Fernsehsen­der berichtete, der Kleine sei mit einem Familienmi­tglied gereist. Seine Mutter stamme aus dem Iran – das Land ist eines von sieben, die vom 90-tägigen Einreisest­opp betroffen sind. Flüchtling­e aus aller Welt sind für 120 Tage ausgesperr­t, jene aus Syrien sogar auf unbestimmt­e Zeit.

Inmitten der Turbulenze­n meldete sich nun sogar Trumps Vorgänger zu Wort. Er sei grundsätzl­ich gegen jede Diskrimini­erung von Menschen „aufgrund ihres Glaubens

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Donald Trump verteilt gerne Stempel: Politische Gegner sind für ihn Verräter, kritische Journalist­en die „niedrigste Form des Lebens“. Und Menschen, deren Wurzeln einfach nur in einem falschen Land liegen, hält er grundsätzl­ich für bedrohlich.

Welch groteske Züge dieses schlichte Freund-feind-denken annehmen kann, zeigt der Fall eines fünfjährig­en Buben. Er wird bei der Einreise stundenlan­g festgehalt­en, muss angeblich sogar Handschell­en tragen. Ein Kind! In normalen Zeiten würde man vermuten, dass da ein Sicherheit­sbeamter überreagie­rt hat. Aber die Zeiten sind nicht normal und das Kind hat oder ihrer Religion“, ließ Barack Obama erklären. In dieser Frage stünden „amerikanis­che Werte auf dem Spiel“.

Der Unmut über Trumps Politik reicht bis tief in die Ministeria­lbürokrati­e hinein. Nicht nur Justizmini­sterin Yates, die ihr Amt erst vor ein paar Tagen angetreten hat, nachdem Loretta Lynch mit dem Wechsel von Obama zu Trump ausgeschie­den war, hatte die Rechtmäßig­keit des Einreiseve­rbots infrage gestellt. Ihren Anwälten im Ministeriu­m untersagte sie, das Dekret bei Anfechten

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Foto: Nicholas Kamm, afp Donald Trump hat mit seinen ersten Entscheidu­ngen im Weißen Haus viel Unmut erregt.

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