Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Komödiant und Krimiheld
Ohne Matthias Matschke mag man sich das deutsche Fernsehen nicht mehr vorstellen. Gründe, warum der Schauspieler so erfolgreich ist, gibt es viele
Es gibt Schauspieler, deren Gesichter man sofort erkennt, ohne dass der Name sofort im Gedächtnis aufpoppt. Matthias Matschke war so einer, aber diese Zeiten sind, seit er sich auch dem Komödiantischen verschrieben hat, längst vorbei.
Der 48-Jährige handelt offenbar nach der Devise „Trau dich was“. Ob in Zdf–satire-reihen wie der „heute-show“, „Sketch History“oder „Pastewka“(Sat.1) – Matschke war erfolgreich dabei. Allein die Art, wie er Pastewkas einfachen, oft übel gelaunten Bruder Hagen verkörperte, brachte ihm jede Menge Sympathiepunkte ein.
Zurzeit hat der im hessischen Marburg geborene Schauspieler einen Lauf. An diesem Wochenende ist er zweimal im Fernsehen prominent vertreten. Am Samstagabend in der Zdf-krimiserie „Professor T.“, in der Matschke einen Kriminologen spielt, der irgendwo zwischen Monk, Dr. House und Professor Boerne changiert. Mit einem Bakterienfimmel, verschroben, stets behandschuht, eigenwillig.
Anders wird man Matschke am Sonntag in „Polizeiruf 110“erleben. Als empathischen, feinfühligen Ermittler, der ausrasten kann.
Zum Glück gibt es ihn, den Matschke, der als Coermittler in „Helen Dorn“lange den Schlipshabitus bevorzugte, aber bei Kollegin Anna Loos nur besagter Co ist. Dennoch bedachten ihn die Kritiker mit Lobeshymnen. Im „Polizeiruf 110“trägt er Bart, was ihn auch nicht zum Traummann macht. Da baggert ihn eine Klamottenverkäuferin an: „Eigentlich steh’ ich ja nicht so auf Bart. Aber bei Ihnen geht’s.“Was den Kommissar alias Matschke nicht interessiert. Der zückt seinen Dienstausweis: „Ohne Bart sehe ich so aus.“Bei einem, der klassische wie neue Stücke auf angesehenen Bühnen gespielt hat, liegt die Frage nahe, was ihm Fernseharbeit im Vergleich zum Theater bedeute. „Trinkt man oder isst man lieber? So steckt die Antwort schon in der Frage“, sagt uns der in Berlin lebende Schauspieler fast philosophisch. Und ein wenig zurückhaltend reagiert er auf die Frage, wie er es schaffe, aus Serienrollen einen echten Matschke zu machen. „Ich nehme die Rollen gerne dicht an mich heran.“Das schaffe Authentizität.
Ein Hitchcock, und das ist nicht zu hochgegriffen, hätte sich über einen Darsteller wie Matthias Matschke gefreut. Ein Hauch James Stewart, dazu ein geheimnisvoller Cary Grant und ein Understatement-typ, mit dem Männer sich identifizieren können. Der Kinoliebhaber Matschke – seine Frau ist die Mezzosopranistin Theresa Kronthaler – hat sich zuletzt die Filme „Nocturnal Animals“und „Manchester by the Sea“angeschaut. „Und weil ich neben der Aufregung des Drehens Ruhe gut gebrauchen kann, habe ich das Segeln für mich entdeckt.“Also: Mast- und Schotbruch, Käpt’n Matschke! (Siehe auch die Seite Panorama).