Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Silbermedaille im Pferderennen
Biathlon Laura Dahlmeier läuft im Sprint von Hochfilzen auf Platz zwei und erhält von Siegerin Koukalova ein bemerkenswertes Kompliment. Russland sorgt für nächsten Eklat
Hochfilzen Wie ein Maikäfer legte sich Laura Dahlmeier im Ziel auf den Rücken und pumpte. Null Fehler im Liegen und im Stehen sowie eine starke Laufleistung im Sprint hatte die Garmischerin in die sonnige Loipe von Hochfilzen gelegt. Die zahlreichen deutschen Fans bejubelten jeden ihrer Treffer im Schießstand mit einem lauten „Hej“. Trotz eines fast perfekten Rennens reichte es nicht für Gold bei der Biathlonwm im Frauen-sprint über 7,5 Kilometer. „Ich freue mich. Im zweiten Rennen die zweite Medaille. Das ist ein Traum“, sagte sie nach dem zweiten Platz.
Die Führende im Weltcup holte ihre insgesamt neunte Wm-plakette. Bereits am Tag zuvor war die 23-Jährige mit der Mixed-staffel zu Gold gelaufen. Es könnten die Dahlmeier-festspiele werden, am Sonntag steht die Verfolgung der Frauen auf dem Programm. „Das ist eines meiner Lieblingsrennen. Da werde ich wieder voll angreifen“, kündigte Dahlmeier an, die ein Kompliment von der Siegerin bekam. „Sie kann schnell laufen wie ein Pferd“, lobte Gabriela Koukalova aus Tschechien die Zweitplazierte.
Mit über zehn Sekunden Vorsprung auf die Deutsche war die Frau des Badminton-spielers Petr Koukal nach dem fehlerfreien Schießen auf das letzte Teilstück gegangen und fühlte sich, als ob sie einschlafe. Doch Koukalova rettete vier Sekunden ins Ziel und genoss anschließend das erste Wm-gold für eine tschechische Biathletin. Bronze ging an die Französin Anais Chevalier.
Wie wichtig es ist, im Sprint die beiden gegensätzlichen Disziplinen Laufen und Schießen in die Loipe zu bringen, zeigte sich bei Vanessa Hinz. „Bei mir war es ein fast per- fektes Rennen. Im Rennen lag ich bei einhundert Prozent, im Schießen bei neunzig“, kommentierte die Münchnerin ihren starken sechsten Platz. Die ehemalige Langläuferin war dennoch zufrieden, denn sie neige dazu, vor dem Start ein rechtes „Nerverl“zu sein, erklärte sie in einem herrlich breiten oberbayerischen Dialekt. Mit lauter Musik auf dem Kopfhörer bekämpft sie ihre Nervosität vor dem Start.
Mit flatternden Nerven hat Laura Dahlmeier kaum zu kämpfen. Die Weltcup-führende aus Garmischpartenkirchen lief und schoss gestern wie aus einem Guss. Die lauten Nebengeräusche blendet sie vorerst aus. Denn vor dem Frauen-sprint hatte Russland für den nächsten Doping-skandal (siehe auch Beitrag rechts) gesorgt: Jekaterina Glasyrina wurde kurzfristig suspendiert. Die 29-Jährige steht laut Informationen aus dem Mclaren-report unter Dopingverdacht. Sie sei gesperrt worden, weil ein Dopingfall „sehr wahrscheinlich ist“, sagte Nicole Resch, die Generalsekretärin des Biathlon-weltverbandes IBU.
„Es ist schon schade, dass es scheibchenweise ans Licht kommt“, meinte Laura Dahlmeier nach dem Rennen und forderte: „Der russische Verband muss handeln. Die Wahrheit muss ans Licht.“Wenn in einer Nation systematisches Doping betrieben werde, „dann bereitet es schon Kopfschütteln“.
Die WM am Wochenende verspricht Spannung. Am Sonntag will Dahlmeier in der Verfolgung Koukalova überholen. Am Samstag steht der Männer-sprint an. Mit vier Siegen in fünf Sprint-rennen geht Martin Fourcade als Favorit ins Rennen. Aber noch interessanter dürfte sein, wie sich der französische Anti-doping-kämpfer und die Russen auf und neben der Piste beharken. »Randbemerkung