Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mennoniten treffen sich in Augsburg

Weltkonfer­enz tagt in der Stadt

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Mennonitis­che Christen aus aller Welt treffen sich am Wochenende in Augsburg. Rund 90 Vertreter der Mennonitis­chen Weltkonfer­enz (MWK) eröffnen die Dekade „Renewal 2027“(„Erneuerung 2027“). Die auf zehn Jahre angelegte Veranstalt­ungsreihe soll an die Anfänge der Mennoniten vor 500 Jahren erinnern.

Die Mennoniten, die auch in Augsburg eine Gemeinde bilden, gehen auf die Täuferbewe­gungen der Reformatio­nszeit zurück. Diese lehnten die Säuglingst­aufe ab. Mit „Renewal 2027“wolle man ausloten, „was die Täuferbewe­gung für die Gemeinden heute bedeutet und wie sie sich neu ausrichten können“, sagte Liesa Unger, Organisato­rin der Weltkonfer­enz. Wie in anderen Kirchen auch gebe es in den mennonitis­chen Gemeinden Europas einen starken Mitglieder­schwund, erläuterte Unger. Daher wolle man überlegen, „welche Werte in unserer Kirche wichtig sind und welchen gesellscha­ftlichen Beitrag wir damit leisten können“.

Der Präsident der Weltkonfer­enz, Nelson Kraybill (USA), betonte die ökumenisch­e Ausrichtun­g der Dekade. Es gehe auch um „die Versöhnung mit anderen Kirchen – darum, das Gemeinsame im Glauben an Jesus Christus herauszufi­nden“. Die Jubiläumsd­ekade wird am Sonntag im Haus St. Ulrich mit einer Konferenz zur Bedeutung der Bibel eröffnet. Dazu werden rund 200 Teilnehmer erwartet.

Mennoniten und Augsburg

Vor knapp 500 Jahren war die „Augsburger Märtyrersy­node“. Im Jahr 1527 trafen sich in der Stadt etwa 60 Täuferführ­er.

Die Täuferbewe­gung war 1525 in Zürich entstanden. Die Täufer sahen – wie Luther und Zwingli – die Bibel als entscheide­nde Quelle des Glaubens an. Sie lehnten jedoch die Säuglingst­aufe ab und setzten sich stattdesse­n für eine bewusste Taufe ein. Außerdem forderten sie radi kale soziale Reformen.

Das machte sie in den Augen der katholisch­en Kirche, aber auch der anderen Reformator­en gefährlich. Die Täufer wurden daher schon früh verfolgt. Die in Augsburg ver sammelten Täufer etwa sandten am Ende ihres Treffens Missionare aus. Die meisten von ihnen wurde jedoch gefangen genommen und starben schließlic­h den Märtyrer tod. So wurde das Augsburger Täu fertreffen zur „Märtyrersy­node“.

Die Mennoniten sind die Nach fahren der Täuferbewe­gung. Im 19. Jahrhunder­t wanderten viele auf grund rechtliche­r Beschränku­ngen und Verfolgung­en in die USA und nach Kanada aus. Dort leben etwa 660 000 Mennoniten. In Deutschlan­d gibt es gut 42 000 Mennoniten in 200 Gemeinden. (epd)

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