Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die nächste Hymnen Panne

Hawaii Beim Tennis singt ein Lehrer die erste Strophe des Deutschlan­dlieds

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Augsburg Vielleicht hätte August Heinrich Hoffmann von Fallersleb­en am 26. August 1841 auf Helgoland spazieren gehen oder Sport treiben sollen. Er war einsam und hatte eine unglücklic­he Liebe zu verarbeite­n, was Geistesmen­schen häufig zu nicht weniger unglücklic­hen Gedichten veranlasst. Also hat er an besagtem Tag das Lied der Deutschen verfasst, das als Nationalhy­mne später unendliche­s Elend befeuert hat. Als die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch die dritte Strophe von Einigkeit und Recht und Freiheit singen durften, hat das Elend zurückgesc­hlagen. Vor allem dort, wo sich Sport und Hymne zusammenfa­nden. Eine oft quälende, öffentlich ausgetrage­ne Beziehung. Zig Millionen Tv-zuschauer trauten ihren Ohren nicht, als Sarah Connor einst „Blüh’ im Glanze“in „Brüh im Lichte“umdichtete.

Hymnen-desaster sind weder an einen Sport noch an ein Land gebunden. Bei der Rodel-wm 2015 lief die Ddr-hymne „Auferstand­en aus Ruinen“zum deutschen Weltmeiste­r. Einen neuen Tiefpunkt in der Beziehung zwischen Hymne und Sport erlebte das deutsche Tennis-team der Frauen auf Hawaii. Dort sang der Us-solist Will Kimble durchaus inbrünstig zu Haydns Melodie die komplette erste Strophe, die mit den Worten „Deutschlan­d, Deutschlan­d über alles“beginnt. Die deutschen Spielerinn­en erstarrten. Andrea Petkovic war fassungslo­s: „Das ist mit Abstand das Schlimmste, was mir jemals passiert ist in meinem Leben. Ich habe mich noch nie so respektlos behandelt gefühlt.“Dass Mr. Kimble Lehrer ist, macht die Geschichte nicht besser. »Sport

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Foto: dpa Eine Büste Hoffmann von Fallersleb­ens.

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