Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Piëch will nicht in Berlin aussagen

Ausschuss Warum der Volkswagen-patriarch sich öffentlich zurückhält, was er wann in dem Abgas-skandal wusste Kommentar

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Berlin Bei der Suche nach Verantwort­lichen in der Vw-abgasaffär­e wird sich die Öffentlich­keit weiter gedulden müssen. Zwar soll Exvw-aufsichtsr­atschef Ferdinand Piëch Berichten zufolge in Befragunge­n durch Staatsanwä­lte und einer von Volkswagen engagierte­n Kanzlei Anschuldig­ungen gegen Vw-aufsichtsr­äte und Ex-vorstandsc­hef Martin Winterkorn erhoben haben. Doch öffentlich äußern mag sich der 79-Jährige dazu nicht. Über seinen Anwalt ließ Piëch erklären, er werde nicht vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags aussagen.

Der Vorsitzend­e des Abgas-untersuchu­ngsausschu­sses warf Piëch mangelnde Bereitscha­ft zur Aufklärung des Diesel-skandals vor. „Wenn er nichts zu verbergen gehabt hätte, hätte er kommen müssen“, sagte der Ausschussc­hef Herbert Behrens (Linke). Es gehe Piëch wohl nicht um eine Aufklärung des Skandals, er habe offenbar andere Motive: „Der Boss der Bosse kneift vor dem deutschen Parlament“, sagte der Politiker. Angesichts der neuen Anschuldig­ungen im Abgasskand­al wollten Linke und Grüne den früheren Vw-aufsichtsr­atschef im Untersuchu­ngsausschu­ss als Zeuge vorladen. Eine Kernfrage dürfte sein: Wussten Mitglieder der Konzernfüh­rung nur von Problemen bei Abgaswerte­n oder auch vom bewussten Einsatz einer Betrugssof­tware?

»

Es gibt einen treffliche­n Witz über Piëch, der von Ex-kanzler Schröder stammt. Danach erzähle der Patriarch die geheimsten Sachen nicht einmal sich selbst. Der Manager neigt zum Sprach-minimalism­us. Das hat der 79-Jährige über Jahrzehnte kultiviert und reifte zu einem durchaus sympathisc­hen Kauz heran. Piëch sticht heraus aus der grauen Managersch­ar.

Doch die Zeit für Kult, Kauzigkeit und Wortkarghe­it ist vorbei. Der Vw-abgas-skandal hat eine für den Konzern sündteure Di- Er werde auf das „Angebot einer öffentlich­en Anhörung vor einem Untersuchu­ngsausschu­ss des Deutschen Bundestage­s nicht eingehen“, ließ Piëch jedoch mitteilen. Als Österreich­er ist er nicht zur Aussage verpflicht­et.

Der Grünen-politiker Oliver Krischer kritisiert­e, Piëch sei nicht bereit, seinen Beitrag zur Aufklärung des Skandals zu leisten. „Das bekräftigt das Sittengemä­lde von einigen Verantwort­lichen eines Konzerns, dem es mehr um sich selbst als um das Wohl des größten deutschen Autobauers geht“, sagte Kri- scher. Niemand stehe bis heute zu seiner Verantwort­ung und mache reinen Tisch. Piëch soll in den Befragunge­n durch Staatsanwä­lte und der von VW engagierte­n Kanzlei Jones Day Anschuldig­ungen gegen Vw-aufsichtsr­äte und Ex-vorstandsc­hef Winterkorn erhoben haben. Sie sollen früher als bisher bekannt von Hinweisen auf Abgasmanip­ulationen in den USA erfahren haben. Der Manager und die Aufseher bestreiten das. Im Wortlaut sind entspreche­nde Aussagen Piëchs bislang nicht öffentlich dokumentie­rt.

Der 79-Jährige bestätigte lediglich, er habe im April 2016 gegenüber der Kanzlei Jones Day Aussagen gemacht. Zum Inhalt äußerte er sich nicht. „Herr Prof. Dr. Piëch denkt nicht daran, das, was als angebliche Inhalte der Vernehmung­en kolportier­t wird, seinerseit­s öffentlich zu kommentier­en“, hieß es in der Erklärung.

 ??  ?? Ferdinand Piëch
Ferdinand Piëch

Newspapers in German

Newspapers from Germany