Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie viele Wölfe gibt es in Bayern überhaupt?

Natur Um das Raubtier herrscht viel Aufregung. Doch die Zahl der Nachweise ist überschaub­ar

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München Wilde Wölfe beschäftig­en wieder einmal die Menschen in Bayern. Die tatsächlic­hen Zahlen bleiben allerdings gering: Im gesamten vergangene­n Jahr wanderte ein halbes Dutzend Wölfe durch den Freistaat – ein Bruchteil der Tiere, die in Nordund Ostdeutsch­land leben.

Allein von 2015 auf 2016 stieg die Zahl der Rudel in der Lausitz, in der sächsische­n Schweiz, in Brandenbur­g, Sachsen-anhalt, Mecklenbur­g-vorpommern und Niedersach­sen von 31 auf 46, wie aus Zahlen des Landesamte­s für Umwelt (LFU) hervorgeht. In Bayern ist laut LFU hingegen bisher nur ein Wolf heimisch geworden. Seine Spuren wurden seit 2015 mehrfach im Bereich des Nationalpa­rks Bayerische­r Wald gefunden. Er lebe dort „sehr unauffälli­g“, sagt der Lfu-sprecher. Auch im Freistaat werden öfter als früher Wölfe gesehen. Aber: „Wir haben in Bayern eine überschaub­are Zahl an Wolfsnachw­eisen.“

Dennoch hat sich der Umweltauss­chuss des bayerische­n Landtages kürzlich auf Antrag von CSU und Freien Wählern dafür stark gemacht, die Möglichkei­ten zum Abschuss des streng geschützte­n Tieres zu erweitern, wegen der Gefahr für die Almwirtsch­aft. Dabei lebe im Freistaat nicht einmal ein einziges Rudel, kritisiert­e der Bund Naturschut­z (BN). „Eine prominente Tierart, der Wolf, kehrt allmählich nach Bayern zurück und die erste Reaktion ist der Ruf nach der Flinte“, sagt Bn-chef Hubert Weiger. Vielmehr müsse – mit oder ohne Wolf – ein Förderprog­ramm für Schäfer und Weidetierh­alter aufgelegt werden.

Ein einziges Mal riss ein Wolf im vergangene­n Jahr nachweisli­ch ein Schaf. Am Freitag bestätigte das LFU auch den Riss einer Hirschkuh in der Oberpfalz. Speichelsp­uren an den Verletzung­en hatten über eine Dna-analyse Klarheit erbracht, dass ein Wolf zugebissen hatte.

Bauern berichten allerdings viel häufiger über Risse von Wölfen. Einmal gab ein Landwirt an, er habe über mehrere Jahre fünf Kälber an den Wolf verloren. Auch Jäger berichten von Rissen bei Rotwild. Bewiesen sind sie nicht. Anderersei­ts wird nicht jeder Riss entdeckt. Ein Jäger aus dem Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz gab an, er habe einen Wolf fotografie­rt. Bei der Prüfung durch Lfu-experten stellte sich aber heraus: Es war ziemlich sicher ein Fuchs. Ein junges Rind eines Bauern in Fürstenzel­l (Landkreis Passau) wurde laut BN der Genanalyse zufolge von einem Hund gerissen. Kaum jemand fordere nun aber den Abschuss von Hunden, sagt der Bn-landesbeau­ftragte Richard Mergner. Die „verbale Treibjagd“auf den Wolf, immerhin ein „Ureinwohne­r“Bayerns, müsse aufhören.

Die Landwirte warnen hingegen vor Schäden für Landwirtsc­haft und Kulturland­schaft. „Wenn nötig, muss der Wolf geschossen werden“, sagte Bayerns Bauernverb­ands-präsident Walter Heidl neulich.

Inzwischen sind erstmals in Bayern zwei echte Wölfe gemeinsam in eine Fotofalle getappt. „Es kann nicht ausgeschlo­ssen werden, dass es sich um ein Pärchen handelt“, sagt der Lfu-sprecher. Wenn das stimmt, könnte schon in den nächsten Jahren tatsächlic­h ein richtiges Rudel durch Bayerns Wälder ziehen.

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Foto: dpa Europäi scher Wolf.

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