Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Problem mit den Tierversuc­hen

Wissenscha­ft In der Forschung wird häufig an Lebewesen herumexper­imentiert. Einige Experten wollen das ändern

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Die meisten Menschen leben heute gesünder und länger als noch vor 100 Jahren. Das haben wir auch den Fortschrit­ten in der Medizin zu verdanken. Wissenscha­ftler entdeckten über die Jahre immer bessere Heilmittel gegen Krankheite­n. Das ist ihnen unter anderem durch Tierversuc­he gelungen.

Durch die Versuche lernten sie zum Beispiel, besser zu verstehen, wie Organe in Lebewesen genau arbeiten. Forscher führen Tierversuc­he auch durch, um neue Medikament­e zu entwickeln. So wollen sie etwa herausfind­en, ob die Mittel für Menschen ungefährli­ch sind. Und ob sie so wirken, wie sie wirken sollen. Ohne diese Tests dürfte man Impfstoffe und andere Medikament­e bei uns gar nicht verkaufen. Die Hersteller müssen überprüfen, ob die Mittel gefährlich für Mensch und Umwelt sein könnten. Deshalb werden sie zuerst Tieren verabreich­t.

Für solche Untersuchu­ngen gibt es strenge Regeln. Jeder Tierversuc­h muss bei uns angemeldet werden. Auf diese Weise will der Staat die Tiere schützen. Niemand soll einem Tier ohne vernünftig­en Grund Schaden zufügen.

„Trotzdem nehmen wir für unsere Zwecke das Leid des Tiers in Kauf“, erklärt die Wissenscha­ftlerin Barbara Grune. „Aber wer Tiere liebt, möchte das eigentlich nicht.“Barbara Grune kennt sich mit der Geschichte und der Bedeutung von Tierversuc­hen aus. Sie weiß: „Sich für oder gegen Tierversuc­he zu entscheide­n ist schwierig abzuwägen.“Einerseits will niemand den Tieren absichtlic­h Leid zufügen. Anderersei­ts könnten Ärzte ohne die Versuche nicht so viele Menschen heilen. Ist unser Leben wichtiger als das Leben der Tiere? Oder sollten alle Lebewesen gleich geachtet werden?

„Tierschütz­er haben viel dafür getan, unseren Umgang mit Tieren zu überdenken“, sagt die Expertin. In vielen Ländern in Europa darf etwa keine Kosmetik mehr an Tieren getestet werden. Unsere Schönheit soll kein Anlass für das Leid eines Tiers sein. Barbara Grune und ihre Kollegen suchen nach Wegen,

Wusstest du,…

wie man Tierversuc­he einschränk­en oder gar auf sie verzichten kann. Die Forscher erproben etwa, ob für manche Versuche auch ein paar Zellen von Menschen genügen würden. Diese Zellen lassen sich auf Nährböden in einem Labor künstlich vermehren. Forscher testen die Arzneistof­fe dann an diesen Zellen.

Auch gibt es bereits Computerpr­ogramme, die manche Vorgänge in einem Körper nachstelle­n können und dadurch Tierversuc­he ersetzen. Vielleicht gelingt es den Wissenscha­ftlern ja bald, komplett auf Tierversuc­he zu verzichten.

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Fotos: dpa Das ist eine Labormaus. An solchen Tie ren werden zum Beispiel neue Medika mente getestet.
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Wissenscha­ftler versuchen auch, eine Möglichkei­t zu entwickeln, wie man ohne Tierversuc­he forschen kann.

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