Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine tierisch spannende Liga

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Als Maskottche­n ist der Dinosaurie­r ein selten dämliches Tier. Welche Eigenschaf­ten hat denn das geschuppte Etwas? Also, außer dass es seit Millionen Jahren ausgestorb­en ist. Noch dazu ist „Dinosaurie­r“an sich natürlich auch total unspezifis­ch. Da gibt es auf der einen Seite den grauenvoll­en Tyrannosau­rus. Frisst alles, was sich ihm in den Weg stellt. Der José Mourinho der Urzeit. Auf der anderen Seite der riesige, aber harmlose Apatosauru­s. Was so viel wie „der Kopflose“bedeutet. Quasi das Pendant zum Hamburger SV. Dachten Fußballfan­s jahrelang und machten sich einen Spaß daraus, Witze über den doch nun endlich bald eintretend­en Exitus der Norddeutsc­hen zu machen.

Anders als die ehemals real existenten Dinos hat der Hamburger SV aber eine funktionie­rende Überlebens­strategie entwickelt. In ihrer Gänze entschlüss­elt wurde sie noch nicht, darüber sollen Wissenscha­ftler in ferner Zukunft ihr Haupthaar raufen.

Dass ein derart träges Geschöpf einen Bullen einfach so aus dem Weg räumt, galt bisher als unwahrsche­inlich. Als ähnlich unrealisti­sch wurde vor wenigen Jahren aber auch eine Leipziger Erstligama­nnschaft angesehen. Mit dem Sieg des Dinos über die sächsische­n Bullen ist der Meistersch­aft so gut wie entschiede­n.

Wen nicht guter Fußball reizt, sondern die Aussicht auf Spannung, sollte auf das untere Ende der Tabelle achten. Von dort aus sendete Darmstadt ein beachtlich­es Lebenszeic­hen. Jenes Team, das den floralen Kosenamen „Lilien“trägt, siegte eindrucksv­oll gegen das ehemalige Spitzentea­m von Borussia Dortmund. Als Maskottche­n des BVB kurbelt Biene Emma das Fanartikel­geschäft an. In der freien Wildbahn gilt das Aufeinande­rtreffen von Bienen und Blumen als klassische Win-win-situation. Weil die Dortmunder aber mit allzu frühlingsh­after Naivität beim Abstiegska­ndidaten antraten, ist mittlerwei­le das Minimalzie­l Championsl­eague-teilnahme in Gefahr.

Für Dortmund spricht derzeit lediglich, dass auch die Konkurrent­en offenbar keine Lust auf Spiele in Madrid oder London haben. Neben den Leipzigern patzten auch Frankfurt und Berlin. Dass der Eintracht-adler seinen wundersame­n Höhenflug irgendwann einmal unterbrech­en musste, war ebenso abzusehen wie die Niederlage der Berliner. Wer sein Maskottche­n Herthinho nennt und es im Gewand einen brasiliani­schen Braunbären herumtapse­n lässt, hat die ein oder andere Pleite verdient.

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Herthinho
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