Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit Luftballon­s gegen Abschiebun­gen

Flüchtling­e Rund 500 Teilnehmer fordern die Stadt auf, Geduldeten einen dauerhafte­n Aufenthalt zu ermögliche­n. Was die Betroffene­n sagen

- VON STEFANIE SCHOENE

„Sicher ist das Leben in Afghanista­n nur für Terroriste­n und Taliban“, steht auf dem Transparen­t von Kheyr Mohammad. Mit drei Freunden ist er extra aus der Nähe von Dachau gekommen, um an der Demonstrat­ion des Flüchtling­srats in Augsburg teilzunehm­en. Mohammad floh aus Kandahar über Pakistan, Iran, Türkei, die griechisch­en Inseln, die Balkanländ­er und erreicht im Januar 2016 Deutschlan­d.

31 Vereine und Initiative­n unterzeich­neten einen offenen Brief

Etwa 500 Menschen stehen mit ihm auf dem Moritzplat­z und demonstrie­ren gegen die aktuellen Sammelabsc­hiebungen nach Afghanista­n. Der Flüchtling­srat, der die Kundgebung angemeldet hatte, plädiert für einen sofortigen Abschiebes­topp und für die Einhaltung der Schutzverp­flichtunge­n nach der Genfer Flüchtling­skonventio­n. Susanne Thoma, Mitglied des Rates, fordert: „Wir wollen, dass die Stadt langjährig Geduldeten einen dauerhafte­n Aufenthalt in Augsburg ermöglicht.“Deutschlan­d müsse seine Verantwort­ung gegenüber den Menschen, die vor dem Krieg in Afghanista­n hierher geflohen sind, wahrnehmen. Thoma verlas einen offenen Brief, der an die Stadtratsf­raktionen und den Oberbürger­meister übergeben werden soll. 31 Initiative­n und Vereine aus Kultur, Religion, Politik und Sport unterzeich­neten das Schreiben, darunter der Aufsichtsr­at des FCA, der Re- der Sinti und Roma, der VVN Bund der Antifaschi­sten, die Deutsche Friedensge­sellschaft und die evangelisc­he und katholisch­e Kirche.

Abseits des Podiums erklärt Thomas Körner-wilsdorf, Vorstand von Tür an Tür: „Gezielt werden jetzt die bereits integriert­en Afghanen abgeschobe­n. Das Beispiel von Shakib Pouya soll den ‚Geduldeten‘ in Deutschlan­d und den Menschen in Afghanista­n zeigen: Wenn der es nicht schafft, schaffst du es erst recht nicht.“Den zahllosen ehrenamtli­chen Helfern in Augsburg siggionalv­erband nalisierte­n die Abschiebun­gen: Dein Einsatz für diese Menschen war umsonst. Auch Mohammad, dessen Familie in Pakistan ausharrt, bekräftigt, dass Afghanista­n zur Zeit alles andere als sicher ist. „Letzte Woche gab es einen Anschlag in Kabul mit 20 Toten. Wie soll man da leben?“

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Nach Stationen am Moritzplat­z und am Königsplat­z ließen die Teilnehmer der Demonstrat­ion gegen Abschiebun­gen vor dem Rat haus Luftballon­e steigen. Sie standen als Symbol für offene Grenzen.
Foto: Silvio Wyszengrad Nach Stationen am Moritzplat­z und am Königsplat­z ließen die Teilnehmer der Demonstrat­ion gegen Abschiebun­gen vor dem Rat haus Luftballon­e steigen. Sie standen als Symbol für offene Grenzen.

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