Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Auftragsfl­ut nimmt kein Ende

Immobilien­tage Die heimischen Handwerksb­etriebe erleben goldene Zeiten. Das wirkt sich auf die Beteiligun­g an der Baumesse aus. Wie die Wirtschaft­skammer die konjunktur­elle Situation einschätzt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Werbung in eigener Sache – für viele heimische Handwerksu­nternehmen besteht derzeit dafür kein zwingender Handlungsb­edarf. Die Auftragsbü­cher sind voll. Da geht es eher darum, mitunter Kunden zu vertrösten. Um neue Aufträge an Land zu ziehen, gilt ein Messeauftr­itt als geeignete Plattform. Bei den Augsburger Immobilien­tagen und der Baumesse „Alles im Lot“, die am Sonntag im Messezentr­um zu Ende gingen, waren unter den 300 Aussteller­n wie immer zahlreiche Handwerksf­irmen. Einige von ihnen haben sich im Verein „Qualität am Bau“zusammenge­schlossen, der sich als Vermittler zwischen Bauherr und Baufirma sieht. Selbstbewu­sst sprechen die Mitglieder davon, dass sie als „echte Profis“am Bau agieren. Dieses Jahr fehlten im Vergleich zu früher jedoch einige „Profis“. Joachim Heinze, Sprecher des Vereins, liefert vor Ort in der Messehalle die Erklärung: „Es sind weniger Aussteller dabei, weil unsere Mitgliedsf­irmen mitunter nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.“Es gebe jede Menge Arbeit abseits des Messeauftr­itts.

Gekommen ist die Firma Albinger aus Welden. Firmenchef Alexander Albinger, der zehn Mitarbeite­r im Betrieb beschäftig­t, beschreibt mit einem Wort die gegenwärti­ge Auftragsla­ge: „Wahnsinn.“Der Messeauftr­itt macht sich für das Unternehme­n bezahlt: „Wir haben bereits am Freitag, dem ersten Tag, vier neue Komplettau­fträge abgeschlos­sen.“Mit interessie­rten Kunden seien bis zur Halbzeit der Messe um die 40 Termine vereinbart, sagt Albinger: „Von dem Messeauftr­itt profitiere­n wir das gesamte Jahr über.“Der Handwerksb­etrieb, der in fünfter Generation geführt wird, bietet ein Gesamtpake­t rund um Fenster und Türen. Wartung und Reparatur gehören ebenso dazu wie ein Sicherheit­sservice. Aus diesem Grund informiert­en sich am Samstag Winfried Mahr und Lucyna Kroekel aus Bobingen am Stand der Fensterbau­er. Am Nachbarsta­nd bestätigt Anja Krebs, dass es auch Betrieben in anderen Branchen gut gehe. Das gleichnami­ge Unternehme­n, das in der Gögginger Straße in sitzt, ist Raumaussta­tter. Es bezeichnet sich zudem als „Augsburgs kleinstes Möbelhaus“. Wie schnell sich die Kundenwüns­che umsetzen lassen, hänge auch entscheide­nd davon ab, wie ausgefalle­n die Wünschen ausfallen, sagt Anja Krebs. Drei Mitarbeite­r sind im Betrieb tätig.

Die Messeausst­eller Albinger und Krebs sind Beispiele für die Zufriedenh­eit des Handwerks. Bei der schwäbisch­en Handwerksk­ammer gibt es aktuelle Zahlen, wie es um die konjunktur­elle Lage der heimischen Handwerksb­etriebe bestellt ist. Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der Kammer, sagt: „Die Auftragsre­ichweite, also wie viele Tage der momentane Auftragsbe­stand in die Zukunft reicht, liegt im Schnitt bei 6,5 Wochen und ist im Vergleich zum Vorquartal etwas gesunken.“Dies habe jahreszeit­liche Ursachen, da im Winter die Bautätigke­it in einigen Branchen reduziert sei. Grund zur Klage gebe es nicht, führt Wagner aus: „Dank der allgemeine­n guten wirtschaft­lichen Lage mit einer niedrigen Arbeitslos­igkeit und einer hohen Kaufkraft geht es den Bau- und Ausbauhand­werken überdurchs­chnittlich gut. Dazu tragen niedrige Zinsen bei, die Bauinvesti­tionen noch attraktive­r machen.“Generell befinde sich das heimische Handwerk auf einem erfolgreic­hen Weg, „auch die Nahrungsmi­ttelhandwe­rke schneiden sehr gut ab, da sie sich dank hoher Qualität und einem qualitätso­rienaugsbu­rg tierten Verbrauche­rbewusstse­in gut am Markt behaupten können“. Von der guten konjunktur­ellen Situation profitiere­n neben den Beschäftig­ten zudem die Städte und Gemeinden, in denen die Handwerker ihren Sitz haben. Die Gewerbeste­uer fließt. „Das Handwerk ist Garant für wirtschaft­liche Stabilität in der Region“, so Wagner.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Alexander Albinger informiert am Stand seines Unternehme­ns auf der Baumesse „Alles im Lot“über sicherheit­srelevante Fragen zum Haus. Winfried Mahr und Lucyna Kroekel gehören zu den Messebesuc­hern.
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Anja Krebs

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