Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Auftragsflut nimmt kein Ende
Immobilientage Die heimischen Handwerksbetriebe erleben goldene Zeiten. Das wirkt sich auf die Beteiligung an der Baumesse aus. Wie die Wirtschaftskammer die konjunkturelle Situation einschätzt
Werbung in eigener Sache – für viele heimische Handwerksunternehmen besteht derzeit dafür kein zwingender Handlungsbedarf. Die Auftragsbücher sind voll. Da geht es eher darum, mitunter Kunden zu vertrösten. Um neue Aufträge an Land zu ziehen, gilt ein Messeauftritt als geeignete Plattform. Bei den Augsburger Immobilientagen und der Baumesse „Alles im Lot“, die am Sonntag im Messezentrum zu Ende gingen, waren unter den 300 Ausstellern wie immer zahlreiche Handwerksfirmen. Einige von ihnen haben sich im Verein „Qualität am Bau“zusammengeschlossen, der sich als Vermittler zwischen Bauherr und Baufirma sieht. Selbstbewusst sprechen die Mitglieder davon, dass sie als „echte Profis“am Bau agieren. Dieses Jahr fehlten im Vergleich zu früher jedoch einige „Profis“. Joachim Heinze, Sprecher des Vereins, liefert vor Ort in der Messehalle die Erklärung: „Es sind weniger Aussteller dabei, weil unsere Mitgliedsfirmen mitunter nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.“Es gebe jede Menge Arbeit abseits des Messeauftritts.
Gekommen ist die Firma Albinger aus Welden. Firmenchef Alexander Albinger, der zehn Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt, beschreibt mit einem Wort die gegenwärtige Auftragslage: „Wahnsinn.“Der Messeauftritt macht sich für das Unternehmen bezahlt: „Wir haben bereits am Freitag, dem ersten Tag, vier neue Komplettaufträge abgeschlossen.“Mit interessierten Kunden seien bis zur Halbzeit der Messe um die 40 Termine vereinbart, sagt Albinger: „Von dem Messeauftritt profitieren wir das gesamte Jahr über.“Der Handwerksbetrieb, der in fünfter Generation geführt wird, bietet ein Gesamtpaket rund um Fenster und Türen. Wartung und Reparatur gehören ebenso dazu wie ein Sicherheitsservice. Aus diesem Grund informierten sich am Samstag Winfried Mahr und Lucyna Kroekel aus Bobingen am Stand der Fensterbauer. Am Nachbarstand bestätigt Anja Krebs, dass es auch Betrieben in anderen Branchen gut gehe. Das gleichnamige Unternehmen, das in der Gögginger Straße in sitzt, ist Raumausstatter. Es bezeichnet sich zudem als „Augsburgs kleinstes Möbelhaus“. Wie schnell sich die Kundenwünsche umsetzen lassen, hänge auch entscheidend davon ab, wie ausgefallen die Wünschen ausfallen, sagt Anja Krebs. Drei Mitarbeiter sind im Betrieb tätig.
Die Messeaussteller Albinger und Krebs sind Beispiele für die Zufriedenheit des Handwerks. Bei der schwäbischen Handwerkskammer gibt es aktuelle Zahlen, wie es um die konjunkturelle Lage der heimischen Handwerksbetriebe bestellt ist. Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Kammer, sagt: „Die Auftragsreichweite, also wie viele Tage der momentane Auftragsbestand in die Zukunft reicht, liegt im Schnitt bei 6,5 Wochen und ist im Vergleich zum Vorquartal etwas gesunken.“Dies habe jahreszeitliche Ursachen, da im Winter die Bautätigkeit in einigen Branchen reduziert sei. Grund zur Klage gebe es nicht, führt Wagner aus: „Dank der allgemeinen guten wirtschaftlichen Lage mit einer niedrigen Arbeitslosigkeit und einer hohen Kaufkraft geht es den Bau- und Ausbauhandwerken überdurchschnittlich gut. Dazu tragen niedrige Zinsen bei, die Bauinvestitionen noch attraktiver machen.“Generell befinde sich das heimische Handwerk auf einem erfolgreichen Weg, „auch die Nahrungsmittelhandwerke schneiden sehr gut ab, da sie sich dank hoher Qualität und einem qualitätsorienaugsburg tierten Verbraucherbewusstsein gut am Markt behaupten können“. Von der guten konjunkturellen Situation profitieren neben den Beschäftigten zudem die Städte und Gemeinden, in denen die Handwerker ihren Sitz haben. Die Gewerbesteuer fließt. „Das Handwerk ist Garant für wirtschaftliche Stabilität in der Region“, so Wagner.