Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Dicke Luft im Boxstall

Ärger Nikki Adler und ihre Trainer Sergej und Alexander Haan gehen seit einigen Wochen getrennte Wege. Vorwürfe gibt es von beiden Seiten. Auch Adlers Managerin Jule Schutz bezieht Stellung

- VON WOLFGANG LANGNER

Das Tischtuch ist zerschnitt­en und die Gräben sind tief. Im Boxclub Haan erinnert nichts mehr an Nikki Adler. Vor nicht allzu langer Zeit schmückten noch einige Bilder und Zeitungsar­tikel der vierfachen Augsburger Weltmeiste­rin das Studio. Doch die Zusammenar­beit zwischen Adler, deren Management und den beiden Trainern Alexander und Sergej Haan ist seit einigen Wochen beendet. Adler bereitet sich derzeit auf ihren Wm-kampf am 11. März in Ludwigshaf­en gegen Mery Jennifer Rancier aus der Dominikani­schen Republik mit ihrem neuen Trainer René Friese in Aschersleb­en (Sachsen-anhalt) vor.

Sauer aufgestoße­n ist Sergej Haan die Äußerung von Adler in der vergangene­n Woche gegenüber unserer Zeitung: „Alexander und Sergej sind zwei sehr gute Trainer und national erfahren, aber für diesen Kampf brauche ich jemanden mit einer noch größeren Erfahrung.“Haan schüttelt den Kopf: „Das ist doch ein Schmarrn. Wir haben beide eine große Erfahrung. Sowohl als Boxer wie auch als Trainer. Ich war internatio­nal für den Deutschen Box-verband unterwegs und hatte sechs erfolgreic­he Jahre als Verbandstr­ainer. Dreimal hat Nikki mit meinem Bruder Alexander ihre Titel erfolgreic­h verteidigt.“

Jule Schutz, die Managerin von Adler, hatte den Brüdern Haan auch vorgeworfe­n, dass man ihren Schützling beim letzten Wm-sieg im Juli 2016 in Saarbrücke­n schlecht vorbereite­t hätte. „Wir haben so intensiv trainiert, wie es in der kurzen Vorbereitu­ngszeit möglich war. Uns wurde ja ein anstehende­r Kampf erst ein paar Wochen vor dem Termin mitgeteilt. Vom Management einer mehrfachen Weltmeiste­rin ist es zu erwarten, die Termine rechtzeiti­g zu bekommen“, meint Alexander Haan. „Ich wollte auch immer ein kontrollie­rtes Training. Aber es hieß immer nur: hier roter Teppich und da roter Teppich“, so der Coach weiter. Er spielt auf die vielen Galas und Festivität­en an, zu denen Adler eingeladen wurde. Haan fühlt sich ausgenutzt: „Wir haben Nikki über zwei Jahre umsonst trainiert. Es ist nie Geld geflossen.“

Um welche Beträge es dabei gegangen wäre, das kann Haan nicht genau sagen: „Normalerwe­ise ist es so, dass dem Trainertea­m zehn Prozent von der Kampfbörse zustehen, aber wir wurden immer nur vertröstet. Es hieß immer nur, mit einem Honorar oder Bezahlung sieht es nicht gut aus.“In diesem Jahr sollten angeblich Nägel mit Köpfen gemacht werden. „Wir wollten alles vertraglic­h regeln, damit auch die Arbeit des Trainers belohnt wird. Zu diesem Gespräch kam es aber nicht. Nikki und ihre Managerin hielten das nicht für nötig“, ärgert sich Sergej Haan. Er kann das alles nicht verstehen: „Ich bin von Nikki vor allem menschlich enttäuscht.“

Adlers Managerin Jule Schutz will das nicht so stehen lassen: „Es war eine gute Zusammenar­beit zwischen Nikki und dem Boxstall Haan, aber sie konnte sich unter der Trainerlei­tung von Alexander Haan sportlich nicht weiterentw­ickeln. Gründe dafür waren unter anderem fehlende individuel­le Trainingse­inheiten, insbesonde­re in der Wettkampfv­orbereitun­g“, so Schutz in einer schriftlic­hen Stellungna­hme.

Dass es finanziell keine Zuwendunge­n gab, streitet Schutz nicht ab. Laut ihr gab es hierzu aber auch keine vertraglic­he Vereinbaru­ng: „Zwischen Trainer und dem Promoter gibt es im Boxsport die Option, einen prozentual­en Anteil der Kampfbörse als Vergütung auszuhande­ln. Nikki Adler aber hat weder einen Promoter, noch hatte sie eine vertraglic­he Vereinbaru­ng mit dem BC Haan. Es gab noch nicht einmal eine Anfrage für eine solche Vereinbaru­ng an das Management“, so Schutz. Die Managerin ist aber davon überzeugt, dass der BC Haan „durch die Erfolge von Nikki auch einen großen Reichweite­n- und Imagegewin­n genoss.“Dass ihre Boxerin viele gesellscha­ftliche Termine wahrnimmt, ist laut Schutz wichtig, aber sie dementiert, dass der Sport darunter leidet: „Nikki musste ja auch schweren Herzens die Sportlereh­rung am Donnerstag in Augsburg absagen, weil sie sich derzeit im Trainingsl­ager befindet.“

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Foto:bernhard Weizenegge­r Sergej Haan (links) und sein Bruder Alexander sind auf Nikki Adler und deren Ma nagement nicht gut zu sprechen.
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Foto: Wilfing Nikki Adler fühlte sich zuletzt nicht gut vorbereite­t.

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