Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mehr Geld für die Ost Rentner

Sie müssen aber auch Einbußen hinnehmen

-

Bundessozi­alminister­in Andrea Nahles (SPD) hat zwei weitere Rentenproj­ekte auf den Weg gebracht. Das Kabinett verabschie­dete ihre Gesetzentw­ürfe für eine Angleichun­g der Renten in Ost und West sowie eine höhere Erwerbsmin­derungsren­te für Menschen, die zum Beispiel aufgrund eines Unfalls nicht mehr voll arbeiten können.

Die Renten in Ost- und Westdeutsc­hland sollen bis zum 1. Januar 2025 vollständi­g angegliche­n werden. Die Anhebung auf Westniveau soll 2018 beginnen und in sieben Schritten vollzogen werden. Parallel soll die höhere Bewertung der tatsächlic­hen Löhne für die Rentenbere­chnung im Osten gesenkt werden. Für künftige Rentnergen­erationen im Osten bedeutet das einen Einnahmeve­rlust.

Die jährlichen Kosten für die Angleichun­g sollen bis zu maximal 3,9 Milliarden Euro im Jahr 2025 betragen. Sie werden sowohl aus Beitragsal­s auch aus Steuermitt­eln finanziert. Dazu wird der Bundeszusc­huss für die Rente erhöht – schrittwei­se auf bis zu zwei Milliarden Euro ab 2025.

Aus Sicht von Sachsen-anhalts Ministerpr­äsidenten Reiner Haseloff (CDU) erfolgt die Rentenangl­eichung „später als im Koalitions­vertrag ursprüngli­ch vereinbart“. Das Abschmelze­n der Höherwertu­ng erfolge zu abrupt, was spätere Rentenbezi­eher im Osten benachteil­ige. Grundsätzl­ich begrüße er die Gesetzesin­itiative aber. Nahles räumte ein, dass Ost-arbeitnehm­er nach der Angleichun­g künftig bei der Bewertung ihrer Renten benachteil­igt würden. Das sei aber ein Problem des unterschie­dlichen Lohnniveau­s in Ost und West.

Nach dem Gesetzentw­urf zur Erwerbsmin­derungsren­te sollen nur jene Menschen bessergest­ellt werden, die ab dem 1. Januar 2018 neu in eine Erwerbsmin­derungsren­te gehen. Derzeit werden Betroffene bei der Rente so gestellt, als hätten sie bis zum 62. Lebensjahr weiter gearbeitet. Diese sogenannte Zurechnung­szeit soll für künftige Erwerbsmin­derungsren­tner bis 2024 stufenweis­e um drei auf 65 Jahre verlängert werden. Die Anpassung koste 1,5 Milliarden Euro, sagte Nahles. Sie bedauerte, dass nach der üblichen Rentensyst­ematik die Anhebung der Erwerbsmin­derungsren­te nicht auch für jene 1,8 Millionen Betroffene­n gilt, die schon in Rente sind. Gerade bei diesen Menschen sei das Risiko von Altersarmu­t besonders hoch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany