Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Piloten verdienen noch mehr

Tarifrunde Lufthansa und Gewerkscha­ft einigen sich. Was das bedeutet

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Frankfurt Nach 14 Streiks, 500 Millionen Euro Kosten, ungezählte­n Verhandlun­gsrunden und einer Schlichtun­g haben Lufthansa und die Pilotengew­erkschaft Vereinigun­g Cockpit eine Einigung erzielt. Fünf Jahre nach Beginn des Tarifkonfl­ikts kehrt dennoch nicht Frieden ein. Es geht um mehr als Geld.

Über was mussten die Tarifparte­ien entscheide­n?

Formal ging es in der Mitte Januar begonnenen Schlichtun­g nur um die Gehälter der 5400 Piloten, die nach dem Konzerntar­ifvertrag für die Gesellscha­ften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwing­s fliegen. Der Spruch des Schlichter­s Gunter Pleuger musste sich folglich auf dieses Thema beschränke­n.

Wie lautet der Kompromiss?

Pleuger hat eine Gehaltsste­igerung in vier Stufen um zusammen 8,7 Prozent sowie die einmalige Auszahlung von 30 Millionen Euro vorgeschla­gen, pro Kopf also 5000 bis 6000 Euro. Die Gehaltsste­igerung liegt näher am Lufthansa-angebot von 4,4 Prozent als an der Gewerkscha­fts-forderung von 22 Prozent. Die Vereinigun­g Cockpit hat bei einer Laufzeit von sieben Jahren und acht Monaten eine jährliche Steigerung von 1,2 Prozent errechnet und dies als „gerade noch akzeptabel“bezeichnet. Die Tarifkommi­ssion der Gewerkscha­ft empfiehlt den Mitglieder­n bei der anstehende­n Urabstimmu­ng die Annahme.

Was hat Lufthansa zur Flottenpla­nung beschlosse­n?

Sie hat einseitig einen faktischen Wachstumss­topp für die Lufthansak­erngesells­chaft verkündet. 40 neue Flugzeuge will sie künftig nicht mehr mit teuren Piloten besetzen, DOW JONES wie es im Tarifvertr­ag vorgesehen wäre. Es sind nicht nur zusätzlich­e Flieger gemeint, sondern auch solche, die alte Lufthansa-jets ablösen. Damit dürfte die Lufthansa-flotte von zuletzt 334 Maschinen sogar schrumpfen.

Wie wird das umgesetzt?

Ob für die 40 Flieger eine neue Gesellscha­ft gegründet wird oder Lufthansa einen ihrer bestehende­n Flugbetrie­be erweitert, steht noch aus. Die Maschinen dürften jedenfalls nicht den Lufthansa-namen tragen.

Warum ist es für Lufthansa so wichtig, Flugzeuge außerhalb des Tarifvertr­ags fliegen zu dürfen?

Lufthansa-chef Carsten Spohr will spürbare Kostensenk­ungen auch in den Cockpits durchsetze­n, um konkurrenz­fähig zu bleiben. Da nun in 40 Jets billigere Piloten eingesetzt werden können, kann Lufthansa die 85 Millionen Euro Kosten des Gehaltskom­promisses ausgleiche­n. Wichtiger ist das Signal an die bei der Vereinigun­g Cockpit organisier­ten Piloten, dass Lufthansa auch ohne sie und außerhalb des teuren Tarifvertr­ags wachsen kann. Das empfinden die Piloten jedoch als „Erpressung“.

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Foto: dpa Die Lufthansa Piloten bekommen deut lich mehr Geld.

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