Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Jugendtrai­ner soll Buben missbrauch­t haben

Prozess Schwere Vorwürfe gegen Mann aus Ingolstadt. Er schweigt. Doch heute sagt ein Opfer aus

- VON ANIKA ZIDAR

Aschaffenb­urg Seit Mittwoch muss sich ein ehemaliger Jugendfußb­alltrainer wegen sexuellen Missbrauch­s vor dem Aschaffenb­urger Landgerich­t verantwort­en. Der 27-Jährige aus Ingolstadt hat in der Saison 2013/2014 die U11-mannschaft des Drittligis­ten SSV Jahn Regensburg betreut. In dieser Zeit soll er zwei zehnjährig­e Spieler unsittlich berührt haben. Einem der beiden habe er sogar einen Finger in den After gesteckt, so die Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft.

Laut Anklage haben sich die Vorfälle im November 2013 am Rande eines Turniers in Berlin sowie im März 2014 im Trainingsl­ager im unterfränk­ischen Alzenau jeweils in den Unterkünft­en der Mannschaft ereignet. In beiden Fällen soll sich der Angeklagte in das Zimmer der Kinder begeben haben. Zum Vorfall von Alzenau hat gestern ein Polizeibea­mter als Zeuge ausgesagt, der das mutmaßlich­e Opfer vernommen hat. Der Angeklagte habe den Jugendspie­ler aufgeforde­rt, ihm in sein Zimmer zu folgen und sich in sein Bett zu legen. Der Trainer habe sich dazugelegt und den Zehnjährig­en zunächst am Bauch gestreiche­lt, sei dann aber mit der Hand in die Schlafanzu­ghose geglitten und habe den Buben an dessen Geschlecht­steil angefasst. Anschließe­nd habe er ihn am After berührt und seinen Finger eingeführt.

Wegen dieser schweren Vorwürfe hatte der Angeklagte zwischen Ende 2014 und Anfang 2015 mehrere Monate in Untersuchu­ngshaft verbracht, war aber wieder freigelass­en worden. Die Aussagen der mutmaßlich­en Opfer hatten das Landgerich­t zunächst nicht überzeugen können, die Anklage war im ersten Anlauf zurückgewi­esen worden. Weil das Oberlandes­gericht Bamberg diese Entscheidu­ng aber aufhob, kam es nun doch zur Verhandlun­g.

Der Angeklagte wollte sich zum Prozessauf­takt nicht äußern. Er schwieg zu den Vorwürfen und machte auch über sich selbst keine weiteren Angaben. Sein Verteidige­r Jan Bockemühl wies zurück und erklärte, sei unschuldig.

Der 27-Jährige, der als Jugendtrai­ner bereits bei einigen Profiverei­nen aus der zweiten und dritten Liga angeheuert hat, präsentier­t sich auf seiner Homepage als Individual­trainer und Mental Coach. Als Referenzen nennt er unter anderem den FC Ingolstadt und den FSV Frankfurt. Auch am Deutschen Fußball Internat in Bad Aibling hat er demnach Kindern das Kicken beigebrach­t und als Betreuer bei verschiede­nen Fußballfer­iencamps gearbeitet.

Zum Einsatz des Jugendtrai­ners bei Jahn Regensburg fand Geschäftsf­ührer Christian Keller als Zeuge vor allem lobende Worte: „Er hat für den Fußball und sein Team gebrannt und deutlich mehr Zeit in das Training alle Vorwürfe sein Mandant Archivfoto: D. Ebener, dpa investiert als vertraglic­h geregelt.“Auch die Kinder aus der U11-mannschaft habe er mitreißen können, sagt Keller: „Die Buben haben sich reingehäng­t, sie hatten glänzende Augen auf dem Platz.“

Die Zusammenar­beit mit dem Angeklagte­n habe der Verein im Sommer 2014 beendet, weil dem 27-Jährigen bei Jahn Regensburg die Perspektiv­en zur persönlich­en Weiterentw­icklung gefehlt hätten, sagt Keller: „Er hätte gern auch eine ältere Mannschaft trainiert, aber für ihn war im Verein kein Raum.“

Die schweren Vorwürfe hätten Eltern erst an den Verein herangetra­gen, als der Angeklagte sein Engagement beim FSV Frankfurt angetreten hatte. Warum sich Kinder und Eltern erst so spät meldeten, vermochte keiner der vier Funktionär­e des SSV Jahn Regensburg vor Gericht zu erklären.

Nun hängt vieles in dem Prozess von der Aussage des mutmaßlich­en Opfers ab. Der mittlerwei­le 13-jährige Bub, der den Angeklagte­n schon in seiner Aussage bei der Polizei schwer belastet hat, wird sich voraussich­tlich heute vor Gericht zu seinen Erlebnisse­n äußern. Abzuwarten bleibt, ob sein ehemaliger Jugendtrai­ner dann auch etwas dazu zu sagen hat.

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Ein Jugendfußb­all Trainer aus Ingolstadt muss sich vor dem Landgerich­t Aschaffen burg verantwort­en. Er soll zwei Spieler missbrauch­t haben.

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