Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
König der Mülltonnen
Fences Er ist Analphabet, aber seinen Stolz hat er
Troy Maxson ist eine Figur von epischer Wucht und Größe, die es durchaus mit einem Hamlet aufnehmen könnte. Er regiert kein Land, Troy herrscht nur über ein kleines Haus mit Garten im proletarischen Pittsburgh. Er ist Angestellter der städtischen Müllabfuhr, aber trägt einen Stolz in sich, bietet den Widrigkeiten des Lebens die Stirn und scheitert an sich und der Welt, wie es eines tragischen Shakespearehelden würdig wäre. Der afroamerikanische Dramatiker August Wilson hat diese Figur für sein Stück „Fences“entworfen und Denzel Washington holt als Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent das Bühnenwerk nun auf die Leinwand.
Sogleich versteht man, warum ein Vollblut-schauspieler wie er sich eines solchen Stoffes annimmt. Dieser Troy kann zwar weder lesen noch schreiben, aber er ist ein charismatischer Geschichtenerzähler und ein Schwarzer, der sich seines unterprivilegierten Daseins in den USA der fünfziger Jahre sehr bewusst ist. Die Geister der Vergangenheit verfolgen den Patriarchen. Im Umgang mit seinem Sohn droht er die Fehler seines eigenen, gewalttätigen Vaters zu wiederholen. In Troys Beziehung zu Rose erkennt man die Verlässlichkeit, das Vertrauen, aber auch die eingespielte Routine einer langen Ehe, in die sich ökonomische und emotionale Abhängigkeitsstrukturen wie traditionelle Geschlechterrollen fest eingeschrieben haben.
Als er ihr seine Untreue gesteht, reißen die Gräben auf, zeigt Rose eine Stärke und analytische Kraft, die vom Glanz des aufopferungsvollen Patriarchen wenig übrig lässt. Es ist diese rasante Kehrtwende der Perspektive, die „Fences“zum echten Juwel werden lässt. Washington zeichnet zunächst ein differenziertes Porträt dieses Alpha-mannes. Aber als dann Rose mit der Frage „Was ist mit meinen Träumen?“zu einem Monolog ausholt, der einem Erdbeben gleicht, wächst „Fences“noch einmal weit über sich hinaus. ****
Filmstart in Augsburg, Kaufbeuren, Memmingen, Penzing, Ulm