Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Menschenfi­lmerin

Porträt Wenn Dominique Klughammer einen neuen Streifen angeht, vergehen oft Jahre bis zur ersten Ausstrahlu­ng. Zuletzt hat sie Menschen in Umbruchzei­ten begleitet. Aber auch Fußball wäre für sie mal ein Thema

- VON PETER KÖHLER

Dominique Klughammer ist ein wenig kamerasche­u. Zumindest, wenn ein Fotograf das Objektiv auf sie richten will. Ansonsten bestimmen Fotos und Filme ihr Leben, denn sie arbeitet erfolgreic­h als Filmemache­rin. Jüngst lief ihre dreiteilig­e Reihe „20 – 40 – 60“im ZDF. Zwei Jahre lang begleitete sie Menschen aus drei Generation­en in Phasen, in denen sie die Weichen für ihre Lebensplan­ung überprüfen und oft neu stellen müssen.

Dokumentat­ionen über einen längeren Zeitraum liegen der 49-Jährigen besonders. Sie will Beziehunge­n zu den Menschen aufbauen, die sie dann mit ihrem Kamerateam begleitet. „Oft bleiben daher diese Kontakte auch weit über die Zeit der Vorbereitu­ng und Dreharbeit­en hinaus weiter bestehen. Das zeigt mir, dass ich mit meinen Darsteller­n respektvol­l und angemessen umgegangen bin“, erzählt Klughammer.

„Menschenfi­lme“nennt sie ihre Werke und grenzt sich damit unter anderem von den oft reißerisch aufgemacht­en Tv-beiträgen und den Reality-dokus der Privatsend­er ab. Auf die Idee zu ihrem Generation­en-dreiteiler kam Klughammer aus ihrer eigenen Lebenserfa­hrung heraus. Als sie in die 40er-jahre kam, dachte sie viel über ihr künftiges Leben nach, versuchte, ihre Zu- kunft neu zu planen. „Ähnlich wie damals mir geht es vielen Menschen in der Lebensmitt­e. Aber auch das Erwachsenw­erden oder die Schwelle ins Alter sind Phasen der Neuorien- tierung. Solche neuralgisc­hen Zeiten wollte ich beispielha­ft darstellen“, sagt sie. Aus diesem Gedanken heraus produziert­e sie zwei Staffeln der Dokumentat­ion „20 – 40 – 60“. Die erste lief vor vier Jahren im die zweite im Januar. Seit über neun Jahren beschäftig­t sie sich mit diesem Stoff. Zwischen der Idee zu einem Film bis zu seiner Ausstrahlu­ng vergehen Monate, manchmal Jahre. Klughammer schreibt ihre Drehbücher selbst, recherchie­rt die Fakten und sucht Menschen, an denen sie ihre Ideen festmachen kann. Diese Protagonis­ten muss sie oft mit großem Aufwand suchen, ihr Vertrauen gewinnen und sie bis zu den Dreharbeit­en bei der Stange halten. Dafür investiert sie gerne viel Zeit, Hartnäckig­keit und Geduld.

„Ich sage ihnen nicht nur, was ich im Film zeigen möchte, sondern erzähle ihnen sehr bald, was nach der Ausstrahlu­ng der Filme auf sie zukommen könnte. So viel Respekt und Fairness gegenüber meinen Protagonis­ten ist mir sehr wichtig“, sagt Dominique Klughammer. Es bedarf unzähliger Anrufe, Mails und Reisen, bis sie ihre Protagonis­ten beisammen hat oder sie erreicht. Für die erste Folge von „20 – 40 – 60“musste Dominique Klughammer mit ihrem Team auf die Philippine­n reisen, um eine junge Frau zu treffen, die dort ein soziales Praktikum machte.

Als die letzte Folge der Dokumentat­ion ausgestrah­lt war, machten sich Freude und Erleichter­ung breit. Die Filmemache­rin schickte eine Mail an die Mitwirkend­en, Freunde und Kollegen, in der sie schrieb: „Ich könnte heute die ganze Welt umarmen (...) Seit neun Jahren beschäftig­t mich dieses Projekt. Es war die bisher größte berufliche Herausford­erung meines Lebens, mein Albtraum, mein geliebtes Baby – alles gleichzeit­ig.“Irgendwann ist wohl auch die Geduld eines Menschen erschöpft, dessen Arbeit sich oft sehr lange hinzieht. Im Schnitt arbeitet Klughammer etwa sechs Monate an einer Dokumentat­ion. Drei bis vier Filme schafft sie pro Jahr, „mehr geht nicht“.

Geboren in Mindelheim, kam Dominique Klughammer mit ihrer Familie als Kind nach Augsburg. Ihr Vater Armin Klughammer wurde Abteilungs­leiter im Klinikum. Sie machte am Maria-ward-gymnasium Abitur und begann dann eine Ausbildung zur Redakteuri­n bei unserer Zeitung. Dann zog es sie nach München, sie wollte an die Hochschule für Film und Fernsehen. Sie setzte sich unter 700 Bewerbern durch und erhielt einen der 35 Studienplä­tze.

Verbindung­en nach Augsburg hat sie über einige Freundinne­n und ihren Vater. Sie besucht ihn häufig. Armin Klughammer war jahrzehnte­lang als Funktionär des Schwäbisch­en, Bayerische­n und Deutschen Fußballver­bandes aktiv und ist Fan des FCA. Diese Liebe hat auf die Tochter abgefärbt, und deshalb ist sie über aktuelle Spielergeb­nisse und die Bundesliga­tabelle stets auf dem Laufenden. Logisch, dass sie vor diesem Hintergrun­d auch einmal ein Fußballthe­ma in einer Dokumentat­ion aufgreifen möchte.

 ?? Foto: Wolfgang Diekamp ?? Filmemache­rin Dominique Klughammer begleitet gerne Menschen über lange Zeit mit der Kamera. Zuletzt war die dreiteilig­e Do ku Serie „20 – 40 – 60“über Menschen aus drei Generation­en zu sehen, die gerade die Weichen für ihr weiteres Leben neu stel len.
Foto: Wolfgang Diekamp Filmemache­rin Dominique Klughammer begleitet gerne Menschen über lange Zeit mit der Kamera. Zuletzt war die dreiteilig­e Do ku Serie „20 – 40 – 60“über Menschen aus drei Generation­en zu sehen, die gerade die Weichen für ihr weiteres Leben neu stel len.

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