Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eingefrore­ne Wassertank­s legen Züge lahm

Regionalve­rkehr Beim Fugger-express haben sich in den vergangene­n Wochen wieder einmal die Verspätung­en gehäuft. Inzwischen ist Besserung in Sicht. Doch der Fahrgastve­rband Pro Bahn fordert den Austausch der Triebwagen ab 2021 Kommentar

- VON STEFAN KROG Foto: Silvio Wyszengrad VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

Augsburg Beim Bahnverkeh­r von Augsburg nach München scheint es seit einigen Wochen wieder einmal zu haken: Nachdem der Fugger-express zuletzt im Oktober von einer Verspätung­swelle gebeutelt wurde (wir berichtete­n), häufen sich seit einem Monat wieder Verzögerun­gen. Unter anderem habe der recht kalte Januar Probleme verursacht, so die Bahn. So mussten Triebwagen aus dem Verkehr gezogen werden, weil Wassertank­s für die Toilette durch die Kälte platzten. Die Folge: Teils waren beide Klos eines Triebwagen­s defekt, sodass das Fahrzeug nicht mehr eingesetzt wurde.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn hat in den vergangene­n Wochen Rückmeldun­gen von Fahrgästen ausgewerte­t, was Einschränk­ungen betrifft. Ergebnis: Im Berufsverk­ehr habe es alleine an den zehn Werktagen zwischen 16. und 27. Januar 18 Verbindung­en gegeben, bei denen ein Zugteil (240 Sitzplätze) fehlte. Neun Züge seien mit zusammenge­rechnet 234 Minuten Verspätung aufgrund technische­r Störungen unterwegs gewesen. Die Serie sei auch im Februar nicht abgerissen. „20 Minuten frieren am Bahnsteig, danach eine Fahrt gequetscht wie in der Sardinenbü­chse und am Ende in Pasing oder Gessertsha­usen wegen vorzeitige­r Zugwende vor dem Ziel abgesetzt – so kann aktuell ein Arbeitstag für die Pendler im Fugger-express beginnen oder enden“, so Jörg Lange, bei Pro Bahn zuständig für den Fugger-express. Dies sei nicht akzeptabel.

Bei der Bahn verweist man darauf, dass sich die Situation seit Anfang Februar schon deutlich verbessert habe. Nichtsdest­otrotz entschuldi­ge man sich bei den Fahrgästen, so ein Sprecher von DB Regio. Teils wurden in den Werkstätte­n Wochenends­chichten eingelegt, um die Züge in Betrieb zu halten. Alle nicht dringend nötigen Reparature­n seien geschoben worden, auch wenn dies etliche Leerfahrte­n zur Münchner Werkstatt in den kommenden Tagen und Wochen nötig machen werde. Konkret bereitet seit einigen Monaten Feuchtigke­it in Steckern und Sensoren von Antriebsst­euerung und Bremsen Probleme. Ursache: unklar. Man werde dazu 2017 Lösungen suchen, so die Bahn. Gleiches gelte für die nachgerüst­eten Trittstufe­n, die durch Eis und Splitt lahmgelegt werden. Und was die geplatzten Wassertank­s betrifft, weist die Bahn darauf hin, dass sie 2012 von Alstom eine Rohrheizun­g habe nachrüsten lassen, die offenbar nicht genüge. Allerdings seien im Januar neben dem Fugger-express auch andere Zugnetze von Problemen betroffen gewesen. „Und es kommt hinzu, dass nach neun Betriebsja­hren turnusgemä­ß die erste große Revision ansteht, sodass immer ein Triebwagen ohnehin länger ausfällt, weil er in der Werkstatt steht, und somit die Reserve kleiner wird“, so der Bahnsprech­er.

Die Triebwagen haben allerdings schon in den vergangene­n Jahren Schwierigk­eiten gemacht, weil Toiletten nicht funktionsf­ähig waren oder die Schnellkup­plungen im Winter vereisten, sodass Bahnmitarb­eiter mit Klobürsten am Bahnsteig standen. Probleme mit der Steuerung hatten schon die Einführung des neuen Taktkonzep­tes verzögert.

Pro Bahn erwartet, dass Bahn und Freistaat die Probleme lösen. Mehrere schwäbisch­e Landtagsab­geordnete haben sich hinter das Thema geklemmt. Lange fordert, dass die Triebwagen bei der Neuausschr­eibung des Augsburger Streckenne­tzes 2021 ausgetausc­ht werden. Es sei bezeichnen­d, dass die Züge im neunten Betriebsja­hr immer noch an Kinderkran­kheiten leiden.

Das Verkehrsmi­nisterium hält sich noch zurück. In einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-abgeordnet­en Christine Kamm ans Verkehrsmi­nisterium heißt es, dass man die Anforderun­gen an die Züge noch nicht abschließe­nd festgelegt habe. „Erfahrunge­n mit Unzulängli­chkeiten von Fahrzeugen aus der Vergangenh­eit werden in die Formulieru­ng der Anforderun­gen einfließen“, so das Ministeriu­m.

Künftig will der Freistaat auch mehr Druck bei der Pünktlichk­eit machen: Verspätung­en der Bahnuntern­ehmen sollen bereits ab drei Minuten Strafzahlu­ngen nach sich ziehen und nicht wie momentan ab sechs Minuten. Im vergangene­n Jahr lag die Pünktlichk­eitsquote des Fugger-express bei etwa 91 Prozent wie in den Vorjahren auch. Angepeilt ist eine Quote von 95 Prozent. Ansonsten schneidet der Fuggerexpr­ess in einer Qualitätsr­angliste der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t nicht schlecht ab. Bei Sauberkeit, Fahrgastin­formation und Funktionsf­ähigkeit der Ausstattun­g landet der Fugger-express auf Platz 17 von 28 Bahnnetzen in Bayern.

»Kommentar Bahnverkeh­r

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Die Fugger Express Züge aus Richtung Donauwörth und Dinkelsche­rben werden im Augsburger Hauptbahnh­of zur Weiterfahr­t nach München zusammenge­kuppelt.

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