Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Neue Pläne für eine historische Häuserzeile
Immobilien Der heruntergekommene Gebäudekomplex an der Karolinenstraße wird komplett modernisiert. Es ist eines der größten Projekte im Stadtzentrum. Was der Investor vorhat
Lange war es ein Straßenzug mit verwahrlosten Bauten, nicht weit weg vom Augsburger Rathaus. Jetzt wird die historische Häuserzeile an der Karolinenstraße zwischen der alten Handwerkskammer und dem früheren Kaufhaus Mages komplett modernisiert – samt den dahinterliegenden Gebäuden. Die Investoren sprechen von einem der größten Bauvorhaben, das gerade in der Innenstadt läuft. Das Projekt sei in vieler Hinsicht eine große Herausforderung, sagt der zuständige Architekt Geza Varga.
Wie die Sanierung und neue Nutzung der insgesamt fünf Gebäude zwischen Karolinenstraße, Schmiedberg und Leonhardsberg verträglich fürs Stadtbild realisiert werden kann, darüber wurde in den vergangenen Jahren viel diskutiert. Zwar gab es immer wieder Anläufe unterschiedlicher Interessenten. Realisiert wurden die Ideen aber nie. Teilweise wollten die Investoren kostengünstige Neubauten durchsetzen. Aus Sicht von Fachleuten wäre das aber an dieser städtebaulich exponierten Stelle mit Sichtachsen zum Dom und zum
Auch die Bauten aus den 50er Jahren sind inzwischen Zeitdokumente
Rathaus fatal gewesen. Auch die Karolinenstraße selbst ist ein wichtiger historischer Straßenzug. Die Bauten am Leonhardsberg, die in kriegsbedingten Baulücken in den 1950er-jahren entstanden, gelten heute ebenfalls als Zeitdokumente des Städtebaus, die erhalten bleiben sollen – auch wenn sie nicht unter Denkmalschutz stehen.
Inzwischen wurde der Gebäudekomplex von dem Augsburger Unternehmen ALS Immobilien erworben. Der neue Bauherr fand nun auch in Abstimmung mit der städtischen Bauverwaltung einen Kompromiss, mit dem die meisten Fachleute einverstanden sind. „Der Planungsprozess hat über ein Jahr gedauert“, sagt Wolfgang Fratz vom S&P Family Office, der das Projekt betreut. Doch der runde Tisch mit allen beteiligten Stellen habe sich gelohnt.
Fest steht nun, dass der frühere Bau der Handwerkskammer erhalten bleibt. Er gilt als prägend für den Straßenzug in Richtung Dom. Auch das Gebäude des ehemaligen Kaufhauses Mages am Leonhardsberg bleibt im Original stehen. Ein Teil der Gebäudezeile am Schmiedberg darf dagegen um ein Stockwerk höher werden. Dieser Eingriff wurde vom Landesamt für Denkmalpflege kritisch gesehen. Dort plädierte man dafür, das letzte historische Satteldach in diesem Bereich zu erhalten. Ein niedriges Haus neben der alten Handwerkskammer darf abgerissen und der Neubau aufgestockt werden.
Die vorbereitenden Arbeiten auf der Baustelle sind schon im Gang. Zwei Gebäude wurden entkernt. Das Haus in der Karolinenstraße 26 wird gerade abgebrochen. Aktuell laufen die Ausschreibungen für die Modernisierung, so Architekt Varga. Sie wird voraussichtlich im April beginnen. Im Herbst 2018 soll der Gebäudekomplex bezugsfertig sein. Nach Angaben der Investoren wird die Modernisierung einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. „Die Kosten werden durch eine teilweise schlechte Bausubstanz in die Höhe getrieben“, sagt Fratz. Architekt Varga sieht eine weitere Herausforderung darin, dass unterschiedlich alte Gebäude instand gesetzt werden müssen. Das frühere Gebäude der Handwerkskammer stammt aus dem Jahr 1927. Die anderen Bauten entstanden nach dem Krieg in den 1950er-jahren.
Fest steht inzwischen auch, wer in den modernisierten Gebäudekomplex mit insgesamt 10000 Quadratmeter Nutzfläche einzieht. Größter Mieter wird der Bezirk Schwaben sein. Der Mietvertrag sei bereits vom Bezirkstag abgesegnet und unterschrieben, sagt Georg Bruckmeir, Direktor der Bezirksverwaltung. Die bestehenden Büros und Läden in den beiden Gebäuden am Leonhardsberg sollen dagegen bleiben.
Der Bezirk will auf über 6000 Quadratmetern Fläche an der Karolinenstraße eine neue zentrale Anlaufstelle für den Bereich Soziales einrichten. Gleichzeitig sollen die insgesamt neun Standorte für die verschiedenen Fachbereiche auf zwei zusammengezogen werden – auf die Karolinenstraße und die bisherige Zentrale des Bezirks gleich gegenüber am Hafnerberg, die bestehen bleibt.
Bruckmeir sieht in der neuen Lösung viele Vorteile. Zum einen gibt es mehr Platz. Denn die Zahl der Mitarbeiter ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Insgesamt sind es 520 Beschäftigte. Das neue Haus für Soziales an der Karolinenstraße liegt außerdem zentral und verkehrsgünstig. Es sei für Beschäftigte und Besucher gut erreichbar. Kunden sind dort vor allem Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, deren Betreuer und Familienangehörige. Auch die Logistik für die Verwaltung wird mit zwei benachbarten Standorten einfacher.
„Unterm Strich wurde eine verträgliche Lösung fürs Stadtbild erzielt“, sagt Heimatpfleger und Architekt Hubert Schulz mit Blick auf das schwierige Modernisierungsprojekt. Die Investoren wünschen sich nun aber auch ein angemessenes Umfeld. Wolfgang Fratz hofft, dass weitere Häuser in der Nachbarschaft saniert werden. Insbesondere das Gebäude weiter unten am Schmiedberg müsse zeitnah in Angriff genommen werden.
Das ehemalige Hess-haus gehört einem Investor aus Dubai. Auch dieses Bauvorhaben erwies sich als problematisch. Zunächst war geplant, die heruntergekommene Immobilie in ein Stadthotel zu verwandeln. Vom Hotelprojekt hat der Investor aber wegen der hohen Kosten wieder Abstand genommen. Mit einem neuen Architekten aus München will man das Gebäude nun in ein Wohnhaus umwandeln. Zuletzt wurde der Umbau vorübergehend gestoppt, weil die Garagensanierung vorgezogen wurde. Wie ein Sprecher des Investors gestern mitteilte, sollen die Arbeiten im Frühjahr weitergehen. Die Fertigstellung sei Mitte 2018 geplant. »Kommentar