Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Firma klagt gegen negative Suchergebn­isse bei Google

Justiz Ein Augsburger Unternehme­n wird auf einer Internetse­ite von einem anonymen Nutzer heftig kritisiert. Der Anbieter von Werbegesch­enken zieht deshalb gegen den Internetko­nzern vor Gericht. Doch hat die Klage eine Chance?

- VON JÖRG HEINZLE

Die Einträge sind nicht besonders schmeichel­haft für ein Augsburger Unternehme­n, das Werbegesch­enke vertreibt. Auf einer Internetse­ite, auf der man die Leistung von Firmen bewerten kann, steht, der Chef des Werbemitte­l-anbieters habe auf eine Anfrage hin nur „Hirngespin­ste“geliefert, „sinnlosen Smalltalk“und „kein vernünftig­es Konzept“. Wer bei der Internet-suchmaschi­ne den Namen des Unternehme­ns eingibt, landet schnell bei einer Verknüpfun­g zu der Seite mit der harschen Kritik. Dagegen will sich das Unternehme­n wehren. Nachdem Google den Suchtreffe­r nicht freiwillig löschen wollte, hat die Augsburger Firma den Internetri­esen verklagt. Nun muss das Landgerich­t in dem Streitfall entscheide­n.

Der Werbegesch­enke-anbieter hatte zunächst versucht, den Betreiber des Firmenbewe­rtungs-portals direkt zu kontaktier­en und eine Löschung zu erreichen. Es geht um zwei Beiträge, die vor rund zwei Jahren eingestell­t worden sind. Diese anonymen Äußerungen seien keine konstrukti­ve Kritik, sondern eine „Schmähkrit­ik“, sagt der Anwalt der Augsburger Firma. Der Verfasser habe damit gezielt dem Unternehme­n schaden wollen und sich „abfällig“über die Mitarbeite­r geäußert. Allerdings sind die Portalbetr­eiber nicht greifbar. Auf der Internetse­ite geben die Betreiber an, ihr Server und ihr Firmensitz befänden sich auf Island, um sich der deutschen Justiz zu entziehen. Als Wohnadress­e eines Verantwort­lichen, der auf der Seite genannt wird, taucht eine Stadt im lateinamer­ikanischen Land Guatemala auf. Deshalb versuchte die Augsburger Firma dann, zumindest sämtliche Suchmaschi­nen-treffer zu eliminiere­n, damit niemand mehr die Bewertung im Netz finden kann.

Diverse Internetan­bieter seien diesem Wunsch auch gefolgt, sagt der Firmenanwa­lt. Nur Google stelle sich quer. Der Anwalt des Internetko­nzerns verteidigt­e diese Haltung in dieser Woche bei einem Prozesster­min vor dem Augsburger Landgerich­t. „Google nimmt eine Vielzahl von Verlinkung­en raus“, erklärte der Anwalt. „Aber im vorliegend­en Fall ist es noch jenseits der Grenze, ab der nach unserer Ansicht eine solche Verpflicht­ung zur Löschung besteht.“Eine Entscheidu­ng will das Landgerich­t im März verkünden. Es sieht allerdings so aus, als ob Google mit seiner Sichtweise gewinnen könnte.

Richter Thomas Konopka deutete in der Verhandlun­g an, dass er die Beiträge über das Unternehme­n auf dem Firmenbewe­rtungsport­al für nicht so gravierend hält – vor allem im Vergleich zu dem, was dort über andere Firmen an Kritik geäußert werde. Das Problem sei zudem teilweise gelöst, weil viele bereits Anbieter reagiert hätten. Und bei Google stehe der Treffer nicht mehr, wie vor einiger Zeit noch, ganz vorne.

 ?? Foto: dpa ?? Ein Prozess gegen Google läuft derzeit vor dem Landgerich­t.
Foto: dpa Ein Prozess gegen Google läuft derzeit vor dem Landgerich­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany