Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Auf dem Prüfstand
Journalismus Bei einem Krieg gibt es keine Gewinner, heißt es. Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit, heißt es. In dem Krieg, den der neue Us-präsident Donald Trump „den“Medien erklärt hat, steht dennoch ein (vorläufiger) Gewinner bereits fest: der Journalismus.
Zumindest das, was sogenannte seriöse Medien darunter verstehen. Denn der Journalismus besinnt sich zurzeit nicht nur auf seine ureigenste Aufgabe, die Recherche, er intensiviert sie. „Fact-checking“, der „Faktencheck“, ist in den USA das Wort der Stunde. Die
etwa setzt den Verleumdungen, Halbwahrheiten und offensichtlichen Lügen Trumps und seiner Berater regelmäßig „Fact Checks“entgegen.
Fakten gegen „Fake News“, Fakten gegen Populisten – darauf setzen auch europäische Medien. Es ist das Thema einer Kampagne der bayerischen Zeitungsverleger (siehe auch den Artikel nebenan). Es ist Anliegen von Medienpolitikern, die den deutschen Auslandssender finanziell deutlich besser ausstatten wollen, als Reaktion auf Fake News und Einflussversuche aus dem Ausland. Es ist Gegenstand einer neuen Kolumne in der ebenso wie fast täglicher Gegenstand der Berichterstattung deutscher Zeitungen und deren mobiler Angebote. Auch der öffentlich-rechtliche baut gerade mit „Br-verifikation“ein Anti-fakenews-team auf; das bildet angesichts des Bundestagswahlkampfes mit „#Zdfcheck17“eine crossmediale Recherche-einheit. In Frankreich schlossen sich Medien, darunter die Nachrichtenagentur sowie die Zeitungen und und Internetfirmen zum Projekt „Crosscheck“zusammen. Sie wollen gegen Falschinformationen im französischen Präsidentschaftswahlkampf ankämpfen. Us-journalismus-professor Bill Adair zeigte sich noch Anfang November besorgt, Fact-checking – das sich in den USA als wichtiger Bestandteil der Wahlkampf-berichterstattung etabliert habe – habe möglicherweise seinen Höhepunkt erreicht. Adair gründete die mit dem Pulitzer-preis ausgezeichnete Internetseite „Politifact“. Er und sein Team haben mehr zu tun denn je.