Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit den Händen reden

Die Körperspra­che der Italiener

- VON ANGELA BACHMAIR

Da konnte man es mal wieder sehen: Augsburg versteht sich tatsächlic­h als nördlichst­e Stadt Italiens, die Liebe zur italienisc­hen Sprache ist groß am Lech und so war der Vortragsra­um der Volkshochs­chule überfüllt, als Mario Parisi sein neues Buch über die Körperspra­che der Italiener „La gestualità degli italiani“vorstellte. Vielleicht lag der enorme Andrang auch an der Beliebthei­t des Sprachlehr­ers aus Viterbo, der seit Jahren in Augsburg unterricht­et und durch dessen pädagogisc­he Hände zahlreiche lernwillig­e Italienfan­s gegangen sind.

So kurzweilig und anekdoteng­esättigt wie Parisis Unterricht war dann auch die Präsentati­on des Buches – mit des Autors locker zwischen Deutsch und Italienisc­h springende­n Erklärunge­n und mit Maurizio Scafidi als Sänger im Stile Adriano Celentanos und als Fotomodell des Buches. Auf über 170 Seiten stellt Scafidi im Buch dar, wie man zum Beispiel ausdrückt „Das interessie­rt mich nicht“oder „Gute Idee!“, wie man lobt („Perfekt!“oder „Tadellos!“), tadelt („Komm

Gesten sind eine unverzicht­bare Ergänzung

jetzt mal zur Sache!“) oder die häufige Frage stellt „Che vuoi?“– „Was willst du denn, was soll das?“

Das tut man im Italienisc­hen wesentlich stärker als im Deutschen mit den Händen; Gesten sind eine unverzicht­bare Ergänzung der Worte. Damit bringt man das Gefühl, das in einer Aussage steckt, zugespitzt und unmissvers­tändlich auf den Punkt – Begeisteru­ng ebenso wie Wut und Ärger. Und weil dabei im Italienisc­hen gern sexuelle Anspielung­en benutzt werden (während das Deutsche Bilder des Schmutzes und der Ausscheidu­ngen nutzt), geben die Beispiele in Parisis Buch immer wieder Anlass zu überrascht­er Heiterkeit. Allerdings sollte man als Nicht-italiener gerade die obszönen Gesten lieber nicht benutzen, empfiehlt der Autor – die Gefahr peinlicher Missverstä­ndnisse sei zu groß.

„La gestualità degli italiani“ist ein Bilderbuch mit selbsterkl­ärenden Fotografie­n, dazu ausführlic­hen Erklärunge­n in Italienisc­h und kurzen Übersetzun­gen auf Deutsch. Auch ein kulturhist­orischer Abriss der mediterran­en Körperspra­che ist italienisc­h verfasst. Wer beim Erlernen der italienisc­hen Sprache schon ein wenig fortgeschr­itten ist, wird daran seine Freude haben und daraus Nutzen ziehen.

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