Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Spannend, lehrreich – und manchmal teuer
Projekte Wenn Schüler auf Auslandsaustausch fahren, zahlen die Eltern. Lohnen sich die Fahrten überhaupt?
Augsburg Zwei Wochen im Süden, während das Wetter hierzulande winterlich ist. Museumstouren in Valencia, die Spanischkenntnisse dem Praxistest unterziehen und die Kultur aus nächster Nähe statt auf Schulbuchseiten begutachten. So ein Schüleraustausch ist reizvoll. Doch wer zahlt eigentlich dafür?
Mehr als 30 000 bayerische Schüler haben im Schuljahr 2015/2016 an Austauschen teilgenommen, knapp 24 000 von ihnen waren Gymnasiasten. Das Sankt-bonaventura-gymnasium in Dillingen beispielsweise bietet zwei Fahrten an, bei beiden führt an der Anreise mit dem Flugzeug kein Weg vorbei. Bei einem Austausch reisen die Schüler eben ins spanische Valencia, beim anderen sogar in die Vereinigten Staaten nach Laramie im Bundesstaat Wyoming. Schulleiter Franz Haider weiß von persönlichen Freundschaften, die bei den Aufenthalten entstanden sind – zwischen Schülern, aber auch zwischen Eltern, die sich später gegenseitig besuchten. „Wir sind kein Reiseunternehmen, aber es ist wichtig, auch zu erleben und erfahren, was man lernt“, sagt er. Sein Aichacher Kollege Gerhard Haunschild sieht das ähnlich: „Gerade jetzt, wenn man manche politischen Tendenzen ansieht, ist es wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen.“Ein Schüleraustausch lohne sich für jede Schule.
Das Deutschherren-gymnasium Aichach bekommt am nächsten Montag Besuch aus dem italienischen Padua. Auch mit einer französischen Schule gibt es einen Austausch. Die Fahrt nach China wird dagegen wohl zukünftig nicht mehr angeboten. Sie hat rund 1500 Euro pro Schüler gekostet. Trotz des diskret verwalteten Sozialfonds und möglicher Zuschüsse des Landratsamts sei das für manche Familien zu viel, sagt Haunschild. Er will keinen Austausch anbieten, den sich nicht jeder Schüler leisten kann.
Der Usa-austausch des Dillinger Sankt-bonaventura-gymnasiums ist nicht viel günstiger. Etwa 1200 bis 1500 Euro müssen bezahlt werden. Aus finanziellen Gründen, betont Schulleiter Haider, habe es allerdings noch keine Absagen gegeben. Im Zweifel bekomme ein Schüler finanzielle Unterstützung, damit er mitfahren könne.
In erster Linie bezahlen die Eltern für einen Austausch. Deswegen haben sie auch ein Mitspracherecht. „Der Elternbeirat darf immer mitentscheiden, weil es um das Geld der Eltern geht“, betont Susanne Arndt, die Vorstandsvorsitzende der Landes-eltern-vereinigung der Gymnasien in Bayern. Wie die Entscheidung dann ausfällt, sei ganz verschieden. An manchen Schulen gebe es eine finanzielle Obergrenze für Schüleraustausche. Anderswo bezuschussten Fördervereine Reisen, deren Ziele weit entfernt liegen.
Häufigere Ziele als Asien und Amerika sind England oder Frankreich. Schüleraustausch gibt es aber nicht nur an Gymnasien, sondern beispielsweise auch an den Realschulen in Mering, Ottobeuren und Landsberg oder an der Parkschule Stadtbergen, einer Grund- und Mittelschule.
Was die Kosten vergleichsweise niedrig hält, ist das Prinzip der Gegenseitigkeit. Übernachten können die Jugendlichen bei Gastfamilien, die auch für die Verpflegung zuhause aufkommen. Bezahlt werden müssen also bloß Fahrtkosten sowie Eintritte und weitere Programmpunkte. Fördermöglichkeiten gibt es beim Landratsamt. Bei bestimmten Vorhaben schießt die Staatskanzlei Geld für die Fahrt zu, manchmal steuern Städte und Gemeinden, Sponsoren oder der Jugendring einen Teil bei.
Zumindest die Begleitlehrer bekommen zusätzliche finanzielle Unterstützung: Das Kultusministerium zahlt einen Zuschuss, der von der Teilnehmerzahl abhängt. Am Sankt-bonaventura-gymnasium kommt der Träger, das Schulwerk der Diözese Augsburg, sogar komplett für die Dienstreise auf.