Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Reise-journal
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Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg. Nach dem Erfolg der „Augusta Victoria“-fahrt stellte Hapag 1900 das erste reine Kreuzfahrtschiff der Welt in Dienst: die „Prinzessin Victoria Luise“. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zunächst einmal keine Kreuzfahrten mehr. Erst Ende der 1950er Jahre fand auf der „Ariadne“wieder eine Kreuzfahrt statt, in der DDR waren Kuba-fahrten mit der MS „Völkerfreundschaft“beliebt. Doch im Grunde blieb lange Zeit vieles den alten Traditionen verhaftet.
Bei Kreuzfahrt dachte man damals an Kapitäns-dinner, Abendgarderobe und Shuffle-board – so, wie man es eben jahrelang vom „Traumschiff“gewohnt war. „Viele Vorurteile gegenüber der damaligen Kreuzfahrt waren da nicht ganz unberechtigt“, sagt Helge Grammerstorf, heute National Director des Branchenverbandes CLIA Deutschland.
Das änderte sich erst Mitte der 1990er Jahre, als Horst Rahe mit Aida an das Konzept der amerikanischen Spaßschiffe und des Cluburlaubs anknüpfte. „Das Clubschiff“lautete der Beiname. Letztlich setzte sich das neue Konzept durch. „Wer hat das schon, dass das Hotel jeden Tag an einem anderen Ort ist“, so Grammerstorf.
Die Rostocker Reederei ist knapp 20 Jahre später Marktführer in Deutschland, daneben sind heute Tui Cruises, Hapag-lloyd Kreuzfahrten und Phoenix weitere große Mitspieler auf dem Hochseekreuzfahrtmarkt. Und es gibt Konkurrenz aus dem Ausland: MSC oder Costa aus Italien und Us-reedereien wie Norwegian Cruise Line oder Royal Caribbean.
Bei allen Unterschieden zwischen der „Augusta Victoria“und modernen Kreuzfahrtschiffen sieht Pojer doch viele Gemeinsamkeiten: „Die Kreuzfahrt ist ein ganzheitliches Erlebnis, die Passagiere bekommen exklusive Reiseerlebnisse. Wir haben im Grunde vieles von Ballin und der „Augusta Victoria“weiterentwickelt.“
Landausflüge gab es früher wie heute, Ballin erfand daneben die Bordzeitung, auf den Tischen standen Blumenbouquets, Essen war und ist sehr wichtig.