Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Kriminalität auf den Straßen nimmt zu
Sicherheit Eine wachsende Gewaltbereitschaft macht der Polizei Sorgen: Die Zahl der schweren Körperverletzungen in der Öffentlichkeit ist im vorigen Jahr deutlich gestiegen. Woran das liegen könnte – und was die Beamten unternehmen
Der Fall sorgte Ende Dezember für Aufsehen. Zwei Gruppen von syrischen Flüchtlingen gerieten in einem Linienbus aneinander. Dabei wurde – offenbar versehentlich – auch ein Kleinkind leicht verletzt. Es ist nur ein Fall von vielen: Die Zahl der Schlägereien in der Öffentlichkeit hat in Augsburg im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Insgesamt ist es auf den Straßen der Stadt etwas unsicherer geworden. Die sogenannte Straßenkriminalität stieg zwischen den Jahren 2015 und 2016 um knapp zehn Prozent an.
Unter dem Schlagwort Straßenkriminalität fasst die Polizei Straftaten zusammen, die sich auf öffentlichen Straßen und Plätzen abspielen. Dazu gehören etwa Körperverletzungen, Vergewaltigungen, Fälle von Straßenraub oder Diebstähle. Insgesamt zählte die Polizei im Augsburger Stadtgebiet im Vorjahr 4155 Fälle von Straßenkriminalität, im Jahr 2015 lag diese Zahl noch bei 3797. Interessant ist dabei der Blick auf die Details: So ist vor allem die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen deutlich angestiegen. Im Jahr 2016 zählte die Polizei 324 Gewalttaten dieser Art, 2015 waren es noch 277. Das entspricht einem Plus von 17 Prozent.
Die Zunahme von Gewalttaten in der Öffentlichkeit sei für die Polizei ein wichtiges Thema, sagt Polizeipräsident Michael Schwald. Schon seit Jahren versuche man, mit Präventionsprogrammen etwas dagegen zu tun. So werden unter anderem Schüler zu Schlichtern ausgebildet, die bei Streitigkeiten in Bussen und Straßenbahnen vermitteln sollen. Die Kripo bietet Kurse zum Zivilcourage an und geht damit auch an Schulen. Michael Schwald stellt aber auch klar, dass der Einfluss der Polizei begrenzt ist: „Gesellschaftliche Entwicklungen können wir alleine nicht aufhalten.“
Asylbewerber sind nach den Erkenntnissen der Polizei nicht in erster Linie für den Anstieg der Straßenkriminalität verantwortlich. Der Anteil der Flüchtlinge an den Tatverdächtigen liege in diesem Bereich bei nur zwei Prozent, sagt Marco Böck, der Chef des Sachgebiets für Verbrechensbekämpfung beim Polizeipräsidium Schwaben-nord. Er macht insgesamt den Trend aus, dass Meinungsverschiedenheiten „nicht nur verbal, sondern auch handgreiflich“ausgetragen werden. Ein nicht kleiner Teil der Gewalttaten in der Öffentlichkeit spiele sich auch nach wie vor im Nachtleben der Stadt ab, sagt Marco Böck. Hier versuche die Polizei weiterhin, vor allem an den Wochenenden mit vielen Beamten in der Stadt präsent zu sein.
Die Gewalttaten haben zugenommen. Insgesamt aber schneidet das Augsburger Präsidium beim Thema Kriminalität und Sicherheit gut ab. Die Gesamtzahl der in der Stadt erfassten
Die Opfer von Flüchtlingen sind oft selbst Flüchtlinge
Straftaten ist im vorigen Jahr um etwa zehn Prozent gesunken – auf rund 22900 Taten. So wurden vor allem weniger Vermögens- und Fälschungsdelikte gezählt, auch die Zahl der angezeigten Diebstähle ist gesunken. Und die starke Zunahme von Wohnungseinbrüchen, die der Polizei in den vergangenen Jahren Sorgen bereitete, ist erst einmal gethema stoppt. Von 2015 auf 2016 gab es in Augsburg hier einen leichten Rückgang – von 228 auf 221 Fälle.
Gestiegen ist die Zahl von Flüchtlingen, die unter Verdacht stehen, eine Straftat begangen zu haben. Im Bereich des nordschwäbischen Präsidiums, der bis Nördlingen reicht, ermittelte die Polizei im vorigen Jahr 1466 tatverdächtige Zuwanderer (2015: 1189). Stark angestiegen ist vor allem die Zahl der Gewalttaten. Im Jahr 2015 hatte die Polizei in Nordschwaben 361 Körperverletzungen durch Flüchtlinge gezählt, im vorigen Jahr waren es 595. Allerdings: Die Opfer sind in sehr vielen Fällen selbst Zuwanderer, sagt Polizeipräsident Schwald. Eine Zahl zeige das: Bei den insgesamt 1988 Straftaten, die im Vorjahr durch Flüchtlinge verübt worden sind, war der Tatort in über 600 Fällen eine Asylunterkunft. »Kommentar