Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Fugger Musical am Roten Tor?
Theater Intendant Bücker plant Augsburg-stück für die Freilichtbühne
Sie ist ein Zugpferd: Die Freilichtbühne hat dem Theater in guten Sommern manche Bilanz versüßt. Bis zu 45000 Besuchern kamen vor zwei Jahren zum Beispiel zu den „Blues Brothers“. Die Open-airbühne spielte damit 1,2 Millionen Euro ein. Weil Musicals gut funktionieren, hatte sich Intendantin Juliane Votteler zuletzt am Roten Tor auf dieses Genre konzentriert.
Ihr Nachfolger André Bücker kündigte früh an, dass er am Sommerspektakel auf der Freilichtbühne nicht rütteln möchte. Dass er damit Ernst macht, wird sich heute zeigen: Bücker wird im Kulturausschuss des Stadtrats seinen Spielplan für 2017/2018 vorstellen. Sie startet im September. Für die Freilichtbühne hat er offenbar ein besonderes Projekt vor: Er möchte ein Fugger-musical zeigen, das für Augsburg und die hiesige Freilichtbühne geschrieben und konzipiert wird.
Die Idee eines „Augsburger Musicals“ist nicht neu: 2012 brachte die Interessensgemeinschaft Historisches Augsburg sie ins Gespräch. Damals war an ein Fugger-musical mit bis zu 150 Darstellern gedacht. Verwirklicht wurde das Projekt nie.
Die Pläne Bückers sind nun weiter gereift. Unter dem Titel „Herz aus Gold“soll offenbar die Geschichte Kaiser Karl V. erzählt werden, die von Albrecht Dürer, Martin Luther und Kardinal Cajetan. Weil ein Musical aber nicht nur schweren historischen Stoff transportieren sollte, geht es auch um eine große Liebe.
Bücker hat für das Fugger-musical offenbar bereits einen Komponisten gefunden: Es ist Stephan Kanyar, der für sein Musical „Einstein“für den Deutschen Musicalpreis 2016 nominiert war. Kanyar gewann zwar nicht, ist aber als Komponist kein Unbekannter: Sein Musical „Shylock“hatte 2012 am Tiroler Landestheater Innsbruck Uraufführung, „Die Erschaffung der Welt“wurde ebenfalls 2012 uraufgeführt – am Grillo Theater Essen. Das Libretto (Text) für das Augsburger Musical kommt von Andreas Hillger, der bei der Uraufführung des Musicals „Casanova“bereits mit Kanyar zusammenarbeitete. Es wurde 2014 am Anhaltischen Theater Dessau uraufgeführt, wo Bücker ab 2010 Intendant war.
Welche Stücke Augsburgs künftiger Intendant sonst präsentieren wird, ist heute ab 14.30 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses zu erfahren. Fest steht, dass ihm voraussichtlich zwei feste Spielstätten zur Verfügung stehen: Die Brechtbühne, die noch eine Saison genutzt wird, bevor das Theater übergangsweise an den Gaskessel ausweicht, und eine Halle auf dem Gelände des Martiniparks im Textilviertel. Diese Halle wird derzeit zur Interimsspielstätte umfunktioniert. Sie soll bis zur Wiedereröffnung als Ersatz fürs Große Haus dienen. Bücker hat aber bereits angedeutet, dass er auch an ungewöhnlichen Orten Theater machen möchte.