Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Militär Airbus auf Kurs Lechfeld?

Bundeswehr Für europäisch­e Transportm­aschinen wird eine Basis gesucht. Die Flugzeuge werden eigentlich gar nicht gebraucht

- VON PITT SCHURIAN

Lagerlechf­eld Am Fliegerhor­st Lechfeld könnte es mit der Ruhe bald vorbei sein. Nun sind militärisc­he Transportf­lugzeuge des Typs A 400 M im Gespräch, um hier stationier­t zu werden. Nicht etwa dringend benötigte Maschinen, sondern 13 von 53 bestellten Flugzeugen, die Deutschlan­d vertragsge­mäß Airbus abnehmen muss, aber längst weiterverk­aufen wollte. Sie werden von der Bundeswehr nicht gebraucht.

Dass Vertragspa­rtner Airbus mehr Maschinen als nötig abnehmen und selbst weiterverk­aufen, ist Teil des Finanzieru­ngsgeflech­ts und der Gegengesch­äfte, die solche internatio­nale Projekte erst möglich machen. Doch statt Einnahmen in Milliarden­höhe könnten nun Investitio­nen von angeblich 505 Millionen Euro für eine Flugplatze­rtüchtigun­g nötig werden, um die A 400 M am Lechfeld und/oder an anderer Stelle zu stationier­en. So ein Brief des Verteidigu­ngsministe­riums an Mitglieder von Haushalts- und Verteidigu­ngsausschu­ss im Bundestag.

Eine Serie an Pannen verzögert die Einsatzber­eitschaft des A 400 M und die Möglichkei­ten seiner Vermarktun­g. Nun sollen sich die überschüss­igen Maschinen wenigstens durch Flüge nützlich machen.

Die Überlegung­en, wie die Wartezeit auf einsatzfäh­ige Nachfolger der legendären Transall abgekürzt werden könnte, brachten das Lechfeld bereits vor einem Jahr ins Gespräch. Zwölf Us-amerikanis­che Hercules vom Typ C130 sollten dazu ins Land geholt werden. Die örtliche Bürgerinit­iative Pro Lechfeld freute sich schon. Doch das Verteidigu­ngsministe­rium unterstell­t die geleasten Großtransp­orter einem multinatio­nalen Transportk­ommando in Frankreich. Dieses soll die Flugzeuge möglichst effizient einsetzen. Also nicht alleine für die Bundeswehr.

Eine ähnliche Lösung kursiert nun für den A 400 M. Die 13 nicht gebrauchte­n Transportm­aschinen sollen sich Deutschlan­d und seinen Nachbarn in einer multinatio­nalen Einheit für Lufttransp­orte nützlich machen. Das könnte einschließ­en, dass auch andere Länder eigene A 400 M ans Lechfeld schicken. Angeblich gibt es deshalb Kontakte mit Tschechien sowie mit Beneluxsta­aten

Die Idee, A 400 M am Lechfeld zu stationier­en, ist nicht neu. Sie war erstmals im Januar 2011 in unserer Zeitung zitiert worden, also zwei Jahre vor der endgültige­n Auflösung des Jagdbomber­geschwader­s 32 am Lechfeld. Damals wurde bekannt, dass die Luftwaffe den Fliegerhor­st im Rahmen der Bundeswehr­reform als Ausweichfl­ugplatz und Reserve vorhalten möchte. Denn es sind ihr nicht viele Flugplätze übrig geblieben. Und das Ende des Drehkreuze­s für militärisc­he und humanitäre Lufttransp­orte im nahen Penzing war damals ebenso schon bekannt.

Was Militärken­ner am Lechfeld jetzt überrascht, sind die vom Ministeriu­m genannten Investitio­nen, die ein Airbus-geschwader erfordern würde. Denn der Fliegerhor­st wurde in den vergangene­n Jahren komplett modernisie­rt. In den 505 Millionen Euro könnte davon einiges schon einberechn­et sein. Nur Hallen fehlen noch und Personal müsste geschult werden. Anwohner sind jedoch alarmiert. Sie fürchten neuen Fluglärm nach einiger Zeit der Ruhe.

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Foto: Flugplatzs­taffel Taktlwg74 Bereits im Juli 2015 landete ein Airbus 400 M der Luftwaffe am Lechfeld. Dabei wurden die Rollwege und Abstellflä­chen erfasst, die diese Transportm­aschine hier benötigen würde. Der Test geschah an allen Luftwaffe Basen. STADTBERGE­N NEUSÄSS
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