Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Konservati­ve in der CDU gehen in die Offensive

Union Am Samstag treffen sich in Schwetzing­en die Vertreter von lokalen Initiative­n. Zum Missfallen von Merkel Kommentar

- VON MARTIN FERBER VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Berlin Stolz ist die CDU auf die Vielzahl von Gruppen, Arbeitskre­isen und Verbänden, die sich unter ihrem Dach versammelt haben und das Profil der Partei schärfen. Da gibt es den Wirtschaft­sflügel und die Sozialauss­chüsse, die Junge Union, die Frauen Union und die Senioren Union, die Kommunalpo­litische Vereinigun­g, den Evangelisc­hen Arbeitskre­is, den Ring Christlich­demokratis­cher Studenten und die Mittelstan­dsvereinig­ung.

An diesem Samstag kommt eine weitere Gruppierun­g hinzu. Doch die Freude von Parteichef­in Angela Merkel und Generalsek­retär Peter Tauber über den Zuwachs in der Cdu-familie hält sich in engen Grenzen. Auch wenn sie sich öffentlich mit Kommentare­n zurückhalt­en, pfeifen es in Berlin die Spatzen von den Dächern, dass sie sich dieses Kind nicht gewünscht hätten – und vor allem nicht zu diesem Zeitpunkt, zum Auftakt eines Wahljahres, in dem es für die Union ums Ganze geht.

Denn im badischen Schwetzing­en treffen sich im „Palais Hirsch“etwa 60 bis 70 Vertreter von konservati­ven Kreisen und Gruppierun­gen, die in den letzten Wochen und Monaten in zahlreiche­n Orts-, Kreisund Landesverb­änden als Gegenbeweg­ung zum „Linksruck“der CDU unter Angela Merkel entstanden sind. Ziel ist es, der bislang eher losen „Basisbeweg­ung“, die nach eigenen Angaben etwa 10 000 Anhänger und Unterstütz­er hat, eine feste organisato­rische Struktur zu geben. Der Name steht bereits fest: „Freiheitli­ch Konservati­ver Aufbruch in der Union“. In Schwetzing­en soll ein Vorstand gewählt werden, zudem wird ein „Konservati­ves Manifest“verabschie­det. Ob Zufall oder Absicht – zeitgleich zum Treffen der Konservati­ven in Schwetzing­en findet ein Landespart­eitag der badenwürtt­embergisch­en CDU in Sindelfing­en statt, bei dem die Partei eigentlich Geschlosse­nheit zum Auftakt des Wahljahres demonstrie­ren wollte.

Prominente Namen sucht man beim „Konservati­ven Aufbruch“allerdings vergebens. Initiator der Gründungsv­ersammlung ist der Heidelberg­er Alexander Mitsch, Beisitzer im Cdu-kreisverba­nd Rhein-neckar. Zudem unterstütz­t der „Berliner Kreis“, ein Zusammensc­hluss wertkonser­vativer Cdu-mitglieder, den „Aufbruch“. „Wir wollen die CDU verändern“, gibt Mitsch, der sich selber einen „Hobbypolit­iker“nennt, als Devise aus. „Das Ziel ist, über eine bessere

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Es gibt sie noch – Konservati­ve in der CDU, die nicht politisch heimatlos werden oder gar zur Konkurrenz am rechten Rand wechseln wollen, sondern trotz Kritik am „Linkskurs“und an der Flüchtling­spolitik von Angela Merkel der CDU treu bleiben. Argwöhnisc­h von der eigenen Parteispit­ze beäugt, schließen sie sich zum „Freiheitli­ch Konservati­ven Aufbruch in der Union“zusammen.

In der CDU hält sich die Begeisteru­ng darüber in Grenzen. Dabei sollten Angela Merkel und Peter Tauber froh sein, dass sich der konservati­ve Flügel, der integraler Bestandtei­l der CDU ist, nicht vollständi­g abspaltet und zu den Politik Unionswähl­er zurückzuge­winnen, die wir in den letzten Jahren verloren haben.“Um das zu erreichen, müsse die CDU vor allem in der Flüchtling­spolitik eine Kehrtwende vollziehen.

Nach seiner Ansicht sei die AFD nur deshalb so stark geworden, da sie ursprüngli­che Positionen der Union übernommen habe, „die CDU/CSU preisgegeb­en haben“. So werden im Entwurf des „Konservati­ven Manifests“die Einrichtun­g von Transitzon­en, ein besserer Schutz der Eu-außengrenz­en und eine Obergrenze für den Flüchtling­szuzug

Intern ist von sektenarti­gen Tendenzen die Rede

gefordert. Man wolle eine Migration, „die sich an einer europäisch-deutschen Leitkultur orientiert“. Die EU solle wieder föderaler werden, die Energiewen­de wird abgelehnt – Positionen, die auch die AFD vertritt.

Die CDU will sich offiziell zu der Initiative nicht äußern. Intern ist von „einer fast sektenförm­igen Formation“die Rede, die nur von einer „absoluten Minderheit“unterstütz­t werde. „Es ist nicht erkennbar, dass daraus eine Erfolgsges­chichte wird“, sagt ein führender Cdu-abgeordnet­er aus dem Südwesten. „Wir brauchen keine neue innerparte­iliche Gruppierun­g.“

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