Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Literatur an der Grenze
Wie die Chicanas zweisprachig erzählen
Die Europöische Union war viele Jahre stolz auf ihre offenen Binnengrenzen. Das hat sich geändert. Die Bedeutung nationaler Grenzen nimmt wieder zu. Dies gilt nicht nur für Europa. In den USA steht die mexikanische Grenze im Fokus. Präsident Donald Trump will dort eine Mauer bauen lassen. Mit Grenzen, Grenzüberschreitungen und Grenzerfahrungen beschäftigt sich nun im wörtlichen und übertragenen Sinn das Institut für Studien zu Spanien, Portugal und Lateinamerika (ISLA) der Universität Augsburg mit einer Tagung. Sie hat den Titel „Beyond Borders“und findet vom 27. bis 29. März statt.
Anlass ist das deutsch-mexikanische Jahr, das die Beziehungen beider Länder festigen und weiter ausbauen soll. Die Tagung „Beyond Borders“kombiniere, so ihre Organisatoren Professor Hanno Ehrlicher und Romana Radlwimmer, wissenschaftliche Diskussionen und künstlerische Präsentationen – unter anderem Filme und Lyrik. So soll die Tagung selbst grenzüberschreitend sein.
Auftakt ist am Montag, 27. März, um 19.30 Uhr eine Ausstellungseröffnung mit Arbeiten von Nina Höchtl und Verena Melgarejo Weinandt in der Neuen Stadtbücherei in Augsburg. Am Dienstag um 15 Uhr zeigt die mexikanische Filmemacherin Laura Varela ihren Dokumentarfilm „As Long as I Remember: American Veteranos“im Thalia Kino. Eine öffentliche Diskussion schließt sich der Vorführung an. Ab 18 Uhr ist im Kulturcafé Neruda eine Lesebühne eingerichtet für Texte von und mit Autorinnen der Us-mexikanischen Grenzregion.
Der wissenschaftliche Teil von „Beyond Borders“wird sich unter anderem Fragen nach den Sprachgrenzen oder den Verformungen der Sprache aufgrund von physischen Grenzüberschreitungen widmen. So soll diskutiert werden, welche Bedeutung die Us-mexikanische Grenze in der sogenannten Chicana-literatur spielt. Als „Chicanas“bezeichnen sich Frauen, die in den USA leben, aber indigene, mexikanische Wurzeln haben und sich als ethnisch eigenständig empfinden. Interessant ist die Chicana-literatur auch deshalb, da sie bislang meist nur einseitig untersucht wurde, entweder von der Amerikanistik oder der Hispanistik. „Aber wichtige Chicano-autoren wie Rolando Hinojosa etwa schreiben konsequent zweisprachig. Deshalb erfahren sie bislang nicht jene Wertschätzung in der Forschung“, erklärt Ehrlicher. Somit stehen auch wissenschaftlich betrachtet bei „Beyond Borders“Grenzüberschreitungen und Grenzerfahrungen an.