Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Therapeuten Drama
Tipp des Tages In „Barbarossaplatz“geht es um Lug, Trug – und viel Schmerz
ARD, 22.45 Uhr Es ist kein Film, in dem am Schluss alles gut wird. Es geht um Menschen, die so verletzt sind, dass sie kaputtzugehen drohen. Drehbuchautorin Hannah Hollinger schildert sie in „Über Barbarossaplatz“, das das heute Abend ausstrahlt, ohne Weichzeichner. Regisseur Jan Bonny setzt die Geschichte so um, dass sie nichts an Härte verliert. Kölns Barbarossaplatz ist zu fast jeder Tageszeit zu sehen, aber selten in mildem Licht. Das gilt auch für die Hauptfiguren. Und das ist volle Absicht.
In der Anfangsszene steht die Psychotherapeutin Greta Chameni (Bibiana Beglau) am Fenster. Sie guckt nachdenklich auf den Barbarossaplatz. Viel zu sehen ist da nicht. In Gretas Leben ist einiges durcheinandergeraten. Ihr Mann Rainer hat sich umgebracht. Seine Asche schüttet sie kurzerhand in den Rhein.
In Jan Bonnys Inszenierung werden Dramen lakonisch erzählt, ziemlich kühl, gerade wenn es um die gefühlskontrollierte Greta geht, die allenfalls alkoholisiert aus der Rolle fällt. Und Dramen gibt es in „Über Barbarossaplatz“genug, allein schon im Leben von Stefanie (Franziska Hartmann), einer von Rainers Patientinnen, mit der er ein Verhältnis hatte. Sie stolpert von einem Psychiatrieaufenthalt zum nächsten, unterbrochen nur durch Sexerfahrungen mit Männern, die nicht zum Sympathieträger taugen.
Und nun verlangt sie, dass Greta die Therapie mit ihr fortsetzen soll. Dabei hat die genug andere Sorgen. Dass sie sich die Schuld am Tod ihres Mannes gibt, ist nur eine davon. Dass sie die Nacht, in der er sich getötet hat, mit ihrem Kollegen Adrian zusammen war, macht es noch schlimmer.