Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So viele Schadstoff­e stecken im Salat

Ernährung Die Stiftung Warentest hat verschiede­ne Sorten untersucht und ist fündig geworden. Bei manchen Angeboten aus der Verkaufsth­eke sollten Verbrauche­r deshalb aufpassen

- VON CHRISTIAN GALL VON MICHAEL KERLER mke@augsburger allgemeine.de

Augsburg Viele Menschen achten in der sonnigen Jahreszeit auf ihre Figur und greifen zu Gemüse, gerne auch zu Salat. Die Stiftung Warentest rät Verbrauche­rn allerdings, bei Blattsalat­en gut aufzupasse­n. 28 Salate haben die Experten auf Schadstoff­e untersucht – zehn Chicorée sowie je neun Feldsalate und Rucola aus Discounter­n, Supermärkt­en und dem Biohandel. Dabei haben sie in mehreren Sorten teils hohe Nitratbela­stungen nachgewies­en. Was die Schadstoff­belastung angeht, bewertete die Stiftung Warentest lediglich zwei Salate als „sehr gut“, neun jedoch nur als „ausreichen­d“. Dabei ist unerheblic­h, ob die Salate vom Discounter oder aus dem Biomarkt kommen.

Dem Bayerische­n Lan- desamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it zufolge ist Nitrat selbst zwar unbedenkli­ch. Doch durch Prozesse im Körper könne es zuerst in Nitrit und weiter in Nitrosamin­e umgewandel­t werden, die sich in Tierversuc­hen als krebserreg­end herausgest­ellt hätten. Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) empfiehlt deshalb, den Nitratkons­um im Auge zu behalten und belastete Lebensmitt­el nicht in großen Mengen zu verzehren.

Überdurchs­chnittlich viel Nitrat verbirgt sich der Stiftung Warentest zufolge in Rucola. Die würzigen Blätter machen sich zwar gut auf einer Pizza, allerdings waren acht von neun getesteten Rucola-salaten deutlich mit Nitrat belastet.

Doch was bedeutet das konkret für den Verbrauche­r? Die Stiftung Warentest empfiehlt, Rucola nicht täglich in größeren Mengen zu essen. Um den von der WHO empfohlene­n Grenzwert einzuhalte­n, sollte ein Erwachsene­r mit 70 Kilogramm Körpergewi­cht täglich maximal 40 bis 80 Gramm Rucola essen – vorausgese­tzt, er nimmt keine anderen nitrathalt­igen Lebensmitt­el zu sich. Ein paar Blätter auf einer Pizza oder im gemischten Salat sind also unbedenkli­ch. Besondere Vorsicht sollten Eltern aber bei Säuglingen und Kleinkinde­rn walten lassen. Das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung warnt: Eine hohe Aufnahme von Nitrat kann bei Säuglingen zu Sauerstoff­mangel im Blut führen. Allerdings komme es selten vor, dass Babys bei normaler Ernährung zu viel Nitrat aufnehmen.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it gibt Tipps, wie Verbrauche­r das Nitrat aus den Salaten bekommen können. Eine Maßnahme sei es, Stiele und Rippen der Blätter zu entfernen. Auch durch Blanchiere­n und Garen wird die Nitratmeng­e um bis zu 80 Prozent reduziert.

Grundsätzl­ich verbirgt sich Nitrat in vielen Lebensmitt­eln, denn die chemische Verbindung ist nötig, damit eine Pflanze Proteinver­bindungen aufbauen kann. Auch im Trinkwasse­r kommt Nitrat vor. Dem Bayerische­n Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it zufolge kommt die Nitratbela­stung in Salaten unter anderem von der Düngung der Felder. Im Zweifelsfa­ll hilft auch der Griff zu nitratarme­m Gemüse, etwa Gurken, Paprika und Tomaten.

Bei einer Salatsorte können Verbrauche­r übrigens ohne größere Bedenken zugreifen: bei Chicorée. Diese Salatsorte ist in der Untersuchu­ng der Stiftung Warentest Spitzenrei­ter bei niedrigen Nitratwert­en – trotzdem lassen Kunden die Sorte im Supermarkt oft im Regal liegen. Der Stiftung Warentest zufolge liegt der niedrige Nitratgeha­lt daran, dass Chicorée Nitrate in der Wurzel speichert. Daher gelangen nur geringe Mengen in die Blätter.

Gute Neuigkeite­n verkündet die Stiftung Warentest bei den Werten von Pestiziden und Chlorat – bei keinem Produkt in den drei Sorten fanden die Tester gesundheit­lich bedenklich­e Rückstände.

Gesundheit­sbewusste Menschen müssen im Frühling also nicht auf Salat verzichten. Im Gegenteil – in den lichtreich­en Monaten stecken in Salaten sogar weniger Schadstoff­e, als es im Winter der Fall ist. Dem Bayerische­n Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it zufolge gilt eine einfache Faustregel: Mehr Licht bedeutet weniger Nitrat in der Pflanze.

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Foto: womue, Fotolia

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