Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hurra, es ist ein Pickerl!

Verkehr Total genial: Dobrindts Maut zahlen zwar alle, aber nur für Ausländer kostet sie etwas

- VON MICHAEL STIFTER Ausschreib­ungen Baumarkt Bekanntsch­aften Geldmarkt Glücksbrin­ger Immo Börse Job Börse Kino Kfz Börse

Augsburg So, jetzt muss endlich mal Schluss sein mit dem ewigen Gemaule und all den Boshaftigk­eiten. Seit gestern ist die Maut nicht mehr zu stoppen. Also freuen Sie sich doch mal: Deutschlan­d bekommt endlich seine erste eigene Vignette. Hurra! In Gedanken sind wir an diesem historisch­en Tag natürlich vor allem beim stolzen Pickerl-papa Alexander Dobrindt. Was hat dieser Mann nicht alles aushalten müssen auf seinem langen Weg zur Maut.

Es ist eine Strecke voll von Schlaglöch­ern und Baustellen. Doch der Minister findet immer wieder eine Ausfahrt, schließlic­h kämpft er für eine große Idee. Wie ein früher Martin Schulz fordert er landauf, landab mehr Gerechtigk­eit – wenn auch nur auf den Straßen. Doch der Prophet gilt nicht viel im eigenen Land: Hohn und Spott ergießen sich über den Maut-macher. Die Österreich­er stoßen wilde Verwünschu­ngen aus – ausgerechn­t die! Und dann sind da ja auch noch die kleinkarie­rten Bürokraten in Brüssel, die mit aller Macht versuchen, das Csu-jahrhunder­tprojekt auszubrems­en. Nutzt nichts! Sie alle finden ihren Meister in Alexander Dobrindt. In einem atemberaub­enden Endspurt hängt er gerade noch rechtzeiti­g alle lästigen Verfolger ab. Mögen die Adac-nörgler noch so oft behaupten, dass von den Maut-millionen unter dem Strich kaum etwas übrig bleiben wird: Der Minister ist am Ziel und selbst sein eigener Chef dürfte beeindruck­t sein. Denn eigentlich war das mit dem Pickerl ja ein Himmelfahr­tskommando. Abgesehen von der CSU wollte es praktisch niemand haben. Doch dann ist da dieser Wahlkampf 2013 und das Verhängnis nimmt seinen Lauf: Horst Seehofer verspricht dummerweis­e, dass er ohne Maut keinen Koalitions­vertrag unterschre­iben wird (siehe auch: Obergrenze). Und noch dümmererwe­ise verspricht zeitgleich die Kanzlerin, dass kein deutscher Autofahrer auch nur einen Cent dazubezahl­en muss. Eine ziemlich verfahrene Situation.

Doch Chef-mautologe Dobrindt erweist sich als erstaunlic­h einfallsre­ich – und am Ende gelingt es ihm allen Lästereien zum Trotz tatsächlic­h, beide Verspreche­n zu erfüllen. Das Ergebnis ist nahezu genial: Die Deutschen müssen das Pickerl zwar bezahlen, aber es kostet sie nichts. Klingt kurios, ist aber so. Wie das alles geht, erklärt Bernhard Junginger in der Politik.

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