Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nur unnötiger Zeitdruck für Ärzte
Notaufnahmen stecken schon lange selbst in einer Notlage. Sie sind oft völlig überlaufen und unterfinanziert. Vor den Ärzten dort kann man sich nur verbeugen. Sie leisten einen Spitzendienst unter oft widrigen Bedingungen. Dass sich hier etwas verbessern muss, ist klar. Doch die Abklärungspauschale, die ab heute gilt, hilft nicht.
Denn es bleibt ja dabei: Die Ärzte müssen sich mit den Beschwerden jedes einzelnen Patienten, der kommt, auseinandersetzen. Auch hinter banalen Symptomen können gefährliche Erkrankungen stecken, die nur in einer gründlichen Untersuchung abgeklärt werden können. Den Arzt in der Notaufnahme noch zusätzlich unter Zeitdruck zu setzen und zu erwarten, dass er Patienten nach einer Hauruck-diagnose nach Hause schickt, widerstrebt zu Recht sicher vielen Ärzten, die ihren Beruf ernst nehmen. Zumal aufgrund der Abklärungspausschale nicht weniger Patienten kommen werden.
Der Ausbau der Bereitschaftspraxen ist dagegen ein guter Weg. Allerdings nur, wenn sie flächendeckend vorhanden sind, vernünftig besetzt werden und wirklich in dem gesamten Zeitraum offen haben, in dem Hausarzt- und Facharztpraxen geschlossen sind. Sie müssen allerdings auch von den Patienten angenommen werden. Wer Notaufnahmen eines Krankenhauses bewusst dazu nutzt, Wartezeiten beim Haus- oder Facharzt zu umgehen, missbraucht die grundsätzlich gute medizinische Versorgung bei uns.