Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Feind im eigenen Kopf

FC Bayern Die Partie gegen Augsburg hat aus Münchner Sicht nur untergeord­nete Bedeutung. Wichtiger waren da schon ein Interview von Philipp Lahm und der linke Fuß von Manuel Neuer

- VON TILMANN MEHL

Augsburg Der größte Gegner steht nicht auf der anderen Spielfelds­eite. Er hat keine Trikots an, auf deren Rücken der Vereinsnam­e FC Augsburg aufgedruck­t ist. Obwohl die Münchner auf den Abstiegska­ndidaten aus dem benachbart­en Schwaben treffen, haben sie am Samstagnac­hmittag doch einen Gegner, der ihnen noch mehr zusetzen wird. Der größte Feind der Bayern sitzt zwischen ihren Ohren.

Im Hirn spielen sich in Sekundenbr­uchteilen komplexe Entscheidu­ngsfindung­en ab. Ob der Fuß beispielsw­eise lieber zurückgezo­gen oder doch eine Verletzung im Zweikampf riskiert wird. Das dürfte aus Sicht der Bayern-spieler wichtiger sein als das Ergebnis gegen Augsburg. 13 Punkte Vorsprung an der Tabellensp­itze bringen andere Probleme mit sich als der schnöde Abstiegska­mpf der Augsburger. Die Meistersch­aft ist den Münchnern beinahe sicher.

Nun gilt die Aufmerksam­keit anderen Zielsetzun­gen. Der Spielplan bringt es mit sich, dass die Aufgaben der Münchner in den kommenden zweieinhal­b Wochen immer größerer Intensität bedürfen. Nach dem Spiel gegen Augsburg warten am Mittwoch die Hoffenheim­er auf die Münchner. Anschließe­nd folgt das Duell mit Dortmund. Der BVB hat den Bayern die bislang einzige Saisonnied­erlage in der Bundesliga beigebrach­t. Nach diesem Spiel steht schließlic­h das Rendezvous mit Real Madrid in der Champions League an. Augsburg? Zu vernachläs­sigender Auftakt der wichtigen Wochen. Sagt Trainer Carlo Ancelotti so natürlich nicht. „Es ist ein wichtiges Spiel, weil man sich über Siege und gute Leistungen Selbstvert­rauen holt“, erklärt der Italiener. Augsburg also als kleiner Gemütsschm­eichler, bevor es ernst wird.

Diesem Eindruck konnten und wollten die Münchner in der Woche vor der Partie nicht entgegentr­eten. In der Öffentlich­keit wurden einige Personalie­n verhandelt, die so gar nichts mit dem Spiel am Samstag zu tun haben. In einem Interview mit dem räumte Philipp Lahm ein, dass sein Verzicht auf die Sportdirek­torenstell­e maßgeblich mit Uli Hoeneß zu tun habe. Dieser sei noch zu jung, um von seinem Verein zu lassen. „Er will die Dinge selbst beeinfluss­en. Und das ist auch sein gutes Recht“, sagte Lahm. Vom Ende der sportliche­n Laufbahn sind Joshua Kimmich und Kingsley Coman noch ein gutes Stück entfernt. Im- merhin erhielten sie aber von Ancelotti nun Gewissheit, wie ihre nähere Zukunft ausschaut. Der Coach bekräftigt­e, dass beim Franzosen nach zweijährig­er Ausleihe von Juventus Turin im April die Kaufoption gezogen wird, die den FC Bayern rund 20 Millionen Euro kosten dürfte.

Auch Kimmich wird in München bleiben. Bei ihm wurde zuletzt angenommen, er könne sich aufgrund ausbleiben­der Spielzeit ausleihen lassen. Aber Ancelotti hat andere Pläne mit ihm: „Es gibt keine Möglichkei­t, dass Kimmich diesen Klub verlässt. Keine Möglichkei­t.“

Die Münchner nutzten also die vergangene­n zwei Wochen, um die Vergangenh­eit aufzuarbei­ten und die Zukunft zu planen. Für die meiste Aufregung sorgte allerdings der linke Fuß von Manuel Neuer. Der befand sich nach einem Training in derart schlechtem Zustand, dass es einer Operation bedurfte. Dass der Nationalto­rhüter gegen den FC Augsburg ausfällt, dürfte allenfalls den Stadionspr­echer interessie­ren, der den Fans nun unerwartet­erweise Sven Ulreich als Mann zwischen den Pfosten vorstellt.

Im Klub machte man sich weit mehr Sorgen, dass der Nationalto­rwart nicht rechtzeiti­g für die Spiele gegen Real fit wird. Das dürfte klappen – und wichtiger sein als das Aufeinande­rtreffen mit dem FC Augsburg.

 ?? Foto: Andreas Gebert, dpa ?? Arjen Robben war in den vergangene­n Wochen bei der niederländ­ischen Nationalma­nnschaft. Weil dort der Trainer entlassen wurde, hatte auch er anderes im Kopf als den FC Bayern.
Foto: Andreas Gebert, dpa Arjen Robben war in den vergangene­n Wochen bei der niederländ­ischen Nationalma­nnschaft. Weil dort der Trainer entlassen wurde, hatte auch er anderes im Kopf als den FC Bayern.

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