Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Waghalsige Konstruktionen
Doppelausstellung Basilius Kleinhans und Stefan Wehmeier tun sich erstmals in Oberschönenfeld zusammen. „Leichtigkeit und Schwere“in Malerei und Plastik Intermezzo
Das Thema „Leichtigkeit und Schwere“, unter das Basilius Kleinhans und Stefan Wehmeier ihre erste gemeinsame Schau gestellt haben, ist ein weites Feld. Ins Auge fallen in der Schwäbischen Galerie in Oberschönenfeld doch eher die Gegensätze zwischen den Bronzen auf der einen, den Malereien und Zeichnungen in Öl auf der anderen Seite.
Basilius Kleinhans, 1968 im westfälischen Beckum geboren, bei seinem Vater, dem Bildhauer Bernhard Kleinhans, ausgebildet, gelernter Metallgießer, freischaffend in Günzburg und in Sendenhorst/ Westfalen, absolvierte 1995 einen Meisterkurs bei Willi Weiner in Irsee. Weiner weiß zeit seines Schaffens mit den Motiven Haus und Boot umzugehen. Ob er Kleinhans einschlägige Anstöße vermittelt hat?
„Hausberg III“: Bronzen unterschiedlicher Größe steigen in die Höhe zu einer waghalsigen Konstruktion. Von der Seite gesehen stehen manche Häuschen buchstäblich in der Luft. Das Haus ist symbolträchtig, gilt als Rückzugsort, Oase, Heimat, Schutzraum. Doch schon die „Hausberge“des Künstlers offenbaren eine Fragilität, die seine Bronzen auszeichnet. Das Haus ist immer auch prekäre Bleibe. Kleinhans, der sich meist auf Vorzeichnungen stützt, umgibt und überhöht den geschlossenen Kubus mit Aluminiumstreben, kombiniert Schauseite und Draufsicht, lenkt den Blick auf durchlässige, filigrane Gestelle, führt inwendig Leitern in die Höhe.
Der Zug nach oben ist vielen seiner Plastiken eigen, und zu ihm tragen wesentlich auch goldene Hauswände und golden ausgelegte Boote bei. Das Volumen steht gegen den Umriss, die Außensicht gegen das Innen, Groß gegen Klein. Das erscheint gelegentlich etwas gedrechselt und aufgesetzt („Insel mit zwei Häusern“, 2017), führt aber immer wieder zu überraschenden Kombinationen und Perspektiven.
Zum Haus gesellt sich das Boot, im Fall der „Zwei Boote“(2017) als scharfe, golden leuchtende Einschnitte im Block. Kleinhans kombiniert den festen Körper mit der offenen Schale, die Insel mit der Metapher des Bewegten und Abenteuerlichen. Hier gelingen schöne Arbeiten wie das „Haus mit Booten“(2015) oder „Drei Sonnenboote“, die wie ein Blütenkranz im Gestänge von sechs Paddeln schweben. Meist versieht der Künstler seine mittels Kupfernitrat bearbeiteten Bronzen mit grünlicher Patina.
Stefan Wehmeier, ein wohlvertrauter Name in der schwäbischen Kunstszene, 1955 in Köln geboren, Absolvent der Akademie für Graphisches Gewerbe in München, lebt in Hechenwang nahe dem Ammer- see. Bei ihm stand am Anfang die ungegenständliche Malerei. Das ist vor allem vielen seiner Ölzeichnungen anzusehen, die mittels Transparentpapier zwischen vorne und hinten spielen, kompakte Form- und Farbstrukturen ausbilden, sich verflechten und skizzenhaft auslaufen und wiederholt gegenständliche Anklänge zulassen.
Durchgängige Motive in den Großformaten sind Berge bzw. Felsstücke sowie das Wasser und Nebel-/wolken-lasuren. Die „Kasumi-fälle“(2016), von alten japanischen Bildern angeregt, reißen den Blick auf breiter Front in die Tiefe, lediglich eine linksseitige Felswand gibt rahmenden Halt. Weiß und Grün mit teils feinen Abwandlungen bestimmen die Palette. Wehmeier konfrontiert den Betrachter gern mit menschenfernen Gebirgsketten und Sphären. Er lässt die Farbe fließen, hält das Auge kurzzeitig an durchgearbeiteten Details und markanten (Fels-)zonen fest, gibt ihm dann aber Freilauf in skizzenhaften Passagen und Weißschlieren. Das Ausformulierte und die offene Fläche, das Malerische und Zeichnerische begründen einen offen schwingenden Bildrhythmus.
Der Künstler stellt es dem Betrachter anheim, ob etwas im Entstehen oder Vergehen begriffen ist. Der Titel „Schuldige Landschaft“mit wie abgestorben wirkenden Baumstümpfen weist aber eher auf den Gegenpol der Schöpfungsfrühe.
Die Ausstellung von Basilius Kleinhans und Stefan Wehmeier in der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld dauert bis zum 7. Mai; geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. »