Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Waghalsige Konstrukti­onen

Doppelauss­tellung Basilius Kleinhans und Stefan Wehmeier tun sich erstmals in Oberschöne­nfeld zusammen. „Leichtigke­it und Schwere“in Malerei und Plastik Intermezzo

- VON GÜNTER OTT VON RICHARD MAYR Die Kultur Kolumne

Das Thema „Leichtigke­it und Schwere“, unter das Basilius Kleinhans und Stefan Wehmeier ihre erste gemeinsame Schau gestellt haben, ist ein weites Feld. Ins Auge fallen in der Schwäbisch­en Galerie in Oberschöne­nfeld doch eher die Gegensätze zwischen den Bronzen auf der einen, den Malereien und Zeichnunge­n in Öl auf der anderen Seite.

Basilius Kleinhans, 1968 im westfälisc­hen Beckum geboren, bei seinem Vater, dem Bildhauer Bernhard Kleinhans, ausgebilde­t, gelernter Metallgieß­er, freischaff­end in Günzburg und in Sendenhors­t/ Westfalen, absolviert­e 1995 einen Meisterkur­s bei Willi Weiner in Irsee. Weiner weiß zeit seines Schaffens mit den Motiven Haus und Boot umzugehen. Ob er Kleinhans einschlägi­ge Anstöße vermittelt hat?

„Hausberg III“: Bronzen unterschie­dlicher Größe steigen in die Höhe zu einer waghalsige­n Konstrukti­on. Von der Seite gesehen stehen manche Häuschen buchstäbli­ch in der Luft. Das Haus ist symbolträc­htig, gilt als Rückzugsor­t, Oase, Heimat, Schutzraum. Doch schon die „Hausberge“des Künstlers offenbaren eine Fragilität, die seine Bronzen auszeichne­t. Das Haus ist immer auch prekäre Bleibe. Kleinhans, der sich meist auf Vorzeichnu­ngen stützt, umgibt und überhöht den geschlosse­nen Kubus mit Aluminiums­treben, kombiniert Schauseite und Draufsicht, lenkt den Blick auf durchlässi­ge, filigrane Gestelle, führt inwendig Leitern in die Höhe.

Der Zug nach oben ist vielen seiner Plastiken eigen, und zu ihm tragen wesentlich auch goldene Hauswände und golden ausgelegte Boote bei. Das Volumen steht gegen den Umriss, die Außensicht gegen das Innen, Groß gegen Klein. Das erscheint gelegentli­ch etwas gedrechsel­t und aufgesetzt („Insel mit zwei Häusern“, 2017), führt aber immer wieder zu überrasche­nden Kombinatio­nen und Perspektiv­en.

Zum Haus gesellt sich das Boot, im Fall der „Zwei Boote“(2017) als scharfe, golden leuchtende Einschnitt­e im Block. Kleinhans kombiniert den festen Körper mit der offenen Schale, die Insel mit der Metapher des Bewegten und Abenteuerl­ichen. Hier gelingen schöne Arbeiten wie das „Haus mit Booten“(2015) oder „Drei Sonnenboot­e“, die wie ein Blütenkran­z im Gestänge von sechs Paddeln schweben. Meist versieht der Künstler seine mittels Kupfernitr­at bearbeitet­en Bronzen mit grünlicher Patina.

Stefan Wehmeier, ein wohlvertra­uter Name in der schwäbisch­en Kunstszene, 1955 in Köln geboren, Absolvent der Akademie für Graphische­s Gewerbe in München, lebt in Hechenwang nahe dem Ammer- see. Bei ihm stand am Anfang die ungegenstä­ndliche Malerei. Das ist vor allem vielen seiner Ölzeichnun­gen anzusehen, die mittels Transparen­tpapier zwischen vorne und hinten spielen, kompakte Form- und Farbstrukt­uren ausbilden, sich verflechte­n und skizzenhaf­t auslaufen und wiederholt gegenständ­liche Anklänge zulassen.

Durchgängi­ge Motive in den Großformat­en sind Berge bzw. Felsstücke sowie das Wasser und Nebel-/wolken-lasuren. Die „Kasumi-fälle“(2016), von alten japanische­n Bildern angeregt, reißen den Blick auf breiter Front in die Tiefe, lediglich eine linksseiti­ge Felswand gibt rahmenden Halt. Weiß und Grün mit teils feinen Abwandlung­en bestimmen die Palette. Wehmeier konfrontie­rt den Betrachter gern mit menschenfe­rnen Gebirgsket­ten und Sphären. Er lässt die Farbe fließen, hält das Auge kurzzeitig an durchgearb­eiteten Details und markanten (Fels-)zonen fest, gibt ihm dann aber Freilauf in skizzenhaf­ten Passagen und Weißschlie­ren. Das Ausformuli­erte und die offene Fläche, das Malerische und Zeichneris­che begründen einen offen schwingend­en Bildrhythm­us.

Der Künstler stellt es dem Betrachter anheim, ob etwas im Entstehen oder Vergehen begriffen ist. Der Titel „Schuldige Landschaft“mit wie abgestorbe­n wirkenden Baumstümpf­en weist aber eher auf den Gegenpol der Schöpfungs­frühe.

Die Ausstellun­g von Basilius Kleinhans und Stefan Wehmeier in der Schwäbisch­en Galerie Oberschöne­nfeld dauert bis zum 7. Mai; geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. »

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Foto: Marcus Merk Stefan Wehmeier (links im Bild) und Basilius Kleinhans präsentier­en in der Schwäbisch­en Galerie Oberschöne­nfeld unter dem Titel „Leichtigke­it und Schwere“erstmals gemeinsam ihre Arbeiten.

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